Dorian
Asien wurden die Reisfelder durch lang anhaltende Regenfälle zerstört. Und Russland wurde von dem stärksten Blizzard der letzten Jahre heimgesucht. Die Welt war aus den Fugen geraten. Wie ernst war die Lage wirklich? Fanatische Sektenanhänger predigten von der Ankunft des Antichristen.
„Spinner!“ dachte Tess und drehte den Ton lauter.
Der Gouverneur des Staates New Yorks bat die Einwohner sich genügend Wasservorräte anzulegen und sich vom Meer fernzuhalten. Es war nur noch eine Frage der Zeit bis der Hafen evakuiert wurde.
Tess schaltete die Kanäle durch. Diese Endzeitstimmung war ja nicht auszuhalten. Sie blieb bei MTV hängen, als gerade Rammstein ihr neuestes Werk zum Besten gab.
„Nee, das reicht.<
Sie nahm sich ihre Boxhandschuhe. Ihr fehlte zwar die Motivation, aber sie musste in Form bleiben. Sie schlüpfte in ein altes Shirt ihres Vaters und wandte sich dem Sandsack zu.
Heute wurde sie brutal daran erinnert, dass sie nicht immer Tess war. Es gab bis Ende letzten Jahres Nadine, die Edelprostituierte. Die unbekannte Schönheit, die Steward für viel Geld an seine Geschäftspartner verkaufte. Sie hatte sich darauf eingelassen, weil er angeblich in finanziellen Schwierigkeiten steckte und sie war so von ihm abhängig, dass sie es ihm zuliebe zuließ. Es war die schrecklichste Zeit in ihrem Leben. Er sperrte sie in die kleine Wohnung, die sie neben ihm bewohnte, ein. Wenn sie genügend Dollar für ihn herbei geschafft hatte, durfte sie abends zur Belohnung in seinen Armen einschlafen, doch er blieb nur selten bei ihr und wenn, dann nur um seinen masochistischen Trieb an ihr zu stillen. Sie wurde erst hellhörig als einer ihrer Kunden erzählte, Steward würde die hübschesten Mädchen aus seiner Agentur für viel Geld an eine exklusive Bar, namens ´Lipstick ´ vermitteln. Einen Tag später raste sein Mercedes mit durchgeschnittenen Bremsleitungen gegen eine Betonmauer. Er war sofort tot. Sie war also nicht die Einzige, deren Gefühle Steward schamlos ausnutzte, doch sie fand nicht den Willen sich von ihm zu lösen. War er in ihrer Nähe, war sie schon dankbar nur seine Stimme zu hören.
Sie hatte den wahnwitzigen Gedanken, wie sie ihn für immer an sich binden konnte. Sie musste von ihm schwanger werden, doch dafür müsste sie alle Verführungskünste einsetzten, die sie kannte. Er hatte noch nie mit ihr geschlafen. Aber auf die Waffen einer Frau konnte man sich immer verlassen.
Es war genau an ihrem Geburtstag im Juni als Steward mit einem großen Strauss Rosen vor ihrer Tür stand. Er küsste sie auf die Wange.
„Hier, für meinen süßen Goldesel.“
Tess hasste es, wenn er sie so nannte. Sie hatte sich an diesem Abend besonders hübsch zu Recht gemacht und das fiel auch Steward auf. Ihm war klar, warum sie so viel Geld machte und er verspürte eine Art Stolz, darüber das er die Rechte an ihr besaß. In den letzten Wochen hat er sie so abhängig von sich gemacht, dass sie schon auf die Knie fiel, wenn er nur ihr kleines Zimmer betrat. Sie war wie eine Marionette in seinen Händen und ihren Willen hatte er schon bei ihrem zweiten Date gebrochen.
„Willst du dich nicht bei mir bedanken Tess? Schließlich war das aufregende Kleid, welches du gerade trägst, nicht gerade günstig.“
Sie ging auf ihm zu, kniete nieder und küsste seinen Sigelring.
„Danke Steward…“
„Du bist so ruhig Tess. Hast du irgendetwas zu verschweigen?“
Sie wandte sich von ihm ab und zündete die Kerzen an. Sie musste jetzt ihr ganzes schauspielerisches Talent an den Tag bringen.
„Nein… es ist nur, ich sehe dich tagsüber so gut wie nie. Ich bin hier stundenlang eingesperrt, mir wird das alles ein wenig Zuviel.“
„Du willst dich also bei mir beschweren? Ich habe tagsüber noch andere Dinge zu tun, als mich um dich zu kümmern. Und du hast doch Beschäftigung, Baby. Du kannst dich glücklich schätzen, dass ich dir heute Abend frei gebe.“
„Ich dachte… heute ist mein Geburtstag und ich wollte ihn mit dir feiern.“
Steward ließ sich auf dem weißen Ledersessel fallen.
„Und du meinst, du hättest das verdient? Komm her, setzt dich zu mir.“
Tess ging zu ihm, setzte sich auf seine Oberschenkel und legte ihre Arme um seinen Hals.
„Weißt du, wie sehr ich deinen Körper begehre Stu?“
Er löste ihre Arme und schaute sie an.
Wahrscheinlich nicht so sehr wie ich mein Engel.
„Was willst du Tess?“
„Ich habe so viel für dich aufgegeben. Meinen Job, den Kontakt zu meinen
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