Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Dornen der Leidenschaft

Dornen der Leidenschaft

Titel: Dornen der Leidenschaft Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ma2
Vom Netzwerk:
auf den Sarg. Dann ging sie zum Haus zurück und hatte das Gefühl, als ob das Gewicht der ganzen Welt auf ihren Schultern lastete.
    Sie würden nicht nach Belém zurückkehren. Dessen war sich Aurora ganz sicher. Sterbend hatte Basilio Ijada angeklagt, ihn vergiftet zu haben. Und obwohl Aurora am Anfang geglaubt hatte, er hätte diese Worte im Fieberwahn gesagt, nagte jetzt ein heftiger Zweifel an ihr. Sie wußte zwar nicht, warum die Mestizin ihren Bruder ermordet haben sollte. Aber vielleicht hatte Basilio die Wahrheit erkannt! Aurora mußte hierbleiben, das Geheimnis um den Tod ihres Bruders aufklären und gegebenenfalls seine Mörderin ihrer gerechten Strafe zuführen.
    Am nächsten Morgen entschied Aurora, daß sie sich als erstes Klarheit über den Zustand der Plantage verschaffen mußte. Sie wußte schon, daß in das Haus sehr viel Arbeit gesteckt werden mußte, um es auch nur halbwegs bewohnbar zu machen. Und was das Land betraf … Wenn das wenige und schlechte Gemüse, das sie zu den Mahlzeiten vorgesetzt bekommen hatten, alles war, was angebaut wurde, dann sah es sehr schlecht aus.
    Bis jetzt hatte sich das junge Mädchen noch nicht darum kümmern können, denn vom Augenblick ihrer Ankunft an hatte sie die Pflege ihres Bruders voll und ganz in Anspruch genommen.
    Zuerst machte sie einen Rundgang durch das Haus. Es hatte an die dreißig Zimmer, davon nur ein paar bewohnbar. Der ganze Westflügel war baufällig, weil sich die Fundamente gesenkt hatten. Kein Wunder also, daß Basilio mit seinem wenigen Geld diese Plantage hatte kaufen können. Niemand sonst hatte sie gewollt.
    Als Aurora durch die Ställe ging, stellte sie überrascht fest, daß kein einziges Pferd da war.
    In der Nähe von Esplendor gab es keine Stadt. Die nächste, Manaus, lag eintausendfünfhundert Kilometer weit entfernt. In erreichbarer Nähe gab es nur einen kleinen militärischen Außenposten, in dessen Schutz sich ein paar Bauern und eine Missionsstation angesiedelt hatten.
    Nun, so war es eben. Aurora mußte dort hingehen, um ein Pferd zu erwerben, und machte sich sofort auf den Weg.
    Ein paar Minuten später kam eine von zwei Pferden gezogene Kutsche auf sie zu, die zu ihrer Überraschung anhielt.
    »Guten Tag, Señorita«, grüßte sie der Mann auf dem Kutschbock. Er sprach Spanisch mit einem ausländischen Akzent, dessen Herkunft Aurora aber nicht erkennen konnte. »Erlauben Sie mir, daß ich mich Ihnen vorstelle. Ich bin Paul van Klaas, der Besitzer von Capricho. Sie müssen Doña Aurora sein, Don Basilios Schwester.«
    »Sí« ,antwortete sie überrascht.
    Der Mann lachte.
    »Verzeihen Sie mir, Señorita. Sie wundern sich darüber, daß ich weiß, wer Sie sind. Aber die Erklärung ist sehr einfach. Sowohl die peruanischen Bauern als auch die Indianer schwätzen für ihr Leben gern, so daß sich jede Neuigkeit hier schnell herumspricht. Als ich von Ihrer Ankunft erfuhr, habe ich mich aufgemacht, um Ihnen einen Antrittsbesuch zu machen und mich gleichzeitig nach dem Befinden Ihres Bruders zu erkundigen. Er ist sehr krank, nicht wahr?«
    »Si, Señor«, antwortete Aurora sehr ernst. »Er ist gestern gestorben.«
    »Ach, bitte verzeihen Sie mir, Señorita«, entschuldigte sich der Mann. »Das tut mir wirklich sehr leid.«
    »Ja … Nicolas und ich, wir haben unseren Bruder Basilio sehr geliebt. Sein … Tod war ein schwerer Schlag für uns.«
    »Bitte, Señorita, wenn ich Ihnen in irgendeiner Weise behilflich sein kann, lassen Sie mich das wissen. Ich nehme an, Sie wollen jetzt nach Hause zurückfahren …«
    »Nein, Señor. Wir haben uns entschlossen, in Esplendor zu bleiben. Die Reise hierher war sehr lang und beschwerlich, und ich fühle mich nicht in der Lage, schon jetzt die Rückreise anzutreten.«
    »Selbstverständlich. Ich verstehe das gut. Sind Sie auf dem Weg zum Friedhof?«
    »Nein, Señor, ich will zum militärischen Außenposten. Wir leben hier sehr isoliert. Ich muß wenigstens ein Pferd kaufen. Ich verstehe nicht, wie Basilio es geschafft hat, ohne ein Pferd auszukommen«, sagte Aurora leise, und die Traurigkeit über den Tod ihres Bruders drohte sie wieder zu überwältigen.
    »Nun, in diesem Fall müssen Sie mir erlauben, Sie hinzufahren«, meinte Paul van Klaas höflich und tat so, als ob er die Tränen in ihren Augen nicht sähe.
    »Ach, vielen Dank, Señor. Das ist sehr freundlich von Ihnen …«
    Paul van Klaas half Aurora in die Kutsche, wendete, und sie fuhren los. Das junge Mädchen wischte sich die Augen

Weitere Kostenlose Bücher