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Dornen der Leidenschaft

Dornen der Leidenschaft

Titel: Dornen der Leidenschaft Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ma2
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mit ihrem Taschentuch trocken und schaute ihren Wohltäter an.
    Er war ein großer, braungebrannter Mann mit blondem Haar und blauen Augen. Er sah gut aus und war elegant gekleidet, aber aus irgendeinem Grund gefiel er ihr nicht. Seine Hände sahen sehr brutal aus, und Aurora traute ihm ohne weiteres zu, daß er jemanden erwürgen konnte. Wieder fiel ihr die Anschuldigung ihres Bruders gegen Ijada ein.
    Hatte die Mestizin Basilio wirklich vergiftet? Sie grübelte darüber nach, was für Gründe Ijada wohl gehabt haben konnte, und vergaß darüber ganz die Gegenwart. Nach langer Zeit rief sie sich zur Ordnung, räusperte sich und fing an, sich wieder mit Paul van Klaas zu unterhalten, der sie für sehr unhöflich halten mußte.
    »Wie sind Sie denn nach Peru gekommen, Señor van Klaas?« fragte sie.
    »Ach, das ist eine lange Geschichte, Señorita«, meinte er, »aber ich kann es Ihnen auch kurz erzählen. Zu Hause in Holland habe ich mich mit meinem Vater überworfen, und er hat mich enterbt. Ich hörte, daß fleißige Menschen es hier in Peru zu etwas bringen können, und deshalb kam ich mit meiner Frau Heidi – leider haben wir keine Kinder – hierher, um mein Glück zu versuchen. Ich hatte nicht viel Geld, deshalb wollte ich Esplendor von Ihrem Bruder kaufen, aber Sie wissen ja, daß das nicht geklappt hat. Deshalb habe ich mich für Capricho interessiert. Es hat viel mehr gekostet, als ich ausgeben wollte.« Er zuckte mit den Achseln. »Aber soweit geht alles gut. Ich kann mich nicht beschweren.«
    Der militärische Außenposten war noch kleiner, als Aurora vermutet hatte, hatte aber gute Pferde im Stall. Und Colonel Xavier de la Palma verkaufte dem jungen Mädchen zwei kräftige Pferde und ein paar Maultiere, die sie zum Pflügen einsetzen wollte.
    Nachdem das Geschäft abgeschlossen war, wollte Aurora einige peruanische Bauern für die Feldarbeit einstellen.
    Der Holländer schüttelte den Kopf und erklärte ihr, daß alle Plantagen im Umkreis die Arbeit von indianischen Sklaven verrichten ließen, was zwar verboten, aber dennoch in ganz Südamerika üblich sei.
    »Das stimmt vielleicht«, meinte Aurora, »aber diese Gewohnheit verstößt nicht nur gegen das Gesetz, sondern ich habe herausgefunden, daß es so gut wie unmöglich ist, Indianer auf Esplendor zum Arbeiten zu bringen. Sie glauben alle an diese entsetzliche Legende, daß die Plantage verflucht ist und böse Geister dort umgehen. Mit Ausnahme von Ijada ist kein einziger Indianer zu überreden, nach Einbruch der Dunkelheit dort zu bleiben. Über kurz oder lang müssen Nicolas und ich doch Arbeiter haben, die auf der Plantage leben, falls wir uns entscheiden, für immer dazubleiben.«
    »Ich verstehe«, sagte Paul zögernd.
    »Sie glauben, daß ich einen Fehler mache, nicht wahr, Señor«, fragte Aurora. »Daß ich es nie schaffen werde, die Plantage allein zu bewirtschaften?«
    »Verzeihen Sie mir, Señorita, aber viele Männer haben das schon versucht und sind gescheitert. Bei allem Respekt, aber wie soll dann ausgerechnet eine Frau das schaffen?«
    Aurora ärgerte sich über die Worte des Holländers. Sie schüttelte entschieden den Kopf.
    »Ich stamme aus dem Haus von Mon … toya, Señor«, erwiderte sie stolz. »In unserer Familie gibt niemand so schnell auf.«
    »Nun, wir werden es ja sehen, Señorita«, meinte Paul van Klaas mit merkwürdiger Stimme. »Wir werden es ja sehen.«
    Dann lächelte er verbindlich. Es gab wirklich keinen Grund, die junge Dame zu verängstigen oder zu erschrecken. Sie konnte unmöglich schaffen, was sie sich vorgenommen hatte. Der Holländer war überzeugt, daß sie schon bald entmutigt sein und Esplendor aus eigenem Antrieb verlassen würde. Wenn Ijada noch das Ihre dafür tat, um so besser! Er würde Basilios Schwester bald los sein.
     
    In den darauffolgenden Tagen arbeitete Aurora unermüdlich und fluchte und weinte abwechselnd, als sie langsam entdeckte, wieviel getan werden mußte. Ach, wie hatte es ihr Bruder nur geschafft, in den langen Monaten, die er hier verbracht hatte, so wenig zu leisten?
    Die Felder waren so überwuchert, daß das Unkraut abgebrannt werden mußte, und diese Arbeit war nicht nur schwierig, sondern auch sehr gefährlich. Vom ersten Tag an schien es, als würde alles mißlingen: Einmal verletzte sich einer der Arbeiter mit der Machete, am nächsten Tag wurde einer von einer Giftschlange gebissen. Ein Mann wurde von einem Baum erschlagen, der in eine andere Richtung fiel als erwartet.

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