Dornen der Leidenschaft
Placido in Laredo Zwischenstation gemacht und dort nach einem Brief von Basilio und Francisca Montoya gefragt. Aber es war kein Brief für ihn angekommen. Salvador war enttäuscht, denn er hatte gehofft, daß das Paar ihm schreiben würde. Ob sie es wohl geschafft hatten, eine Plantage zu kaufen, ob es ihnen wohl gutging?
Er schüttelte den Kopf und trank den letzten Schluck Whisky aus seinem Glas. Er würde es wohl nie erfahren. Er würde sie niemals wiedersehen. Dieser Gedanke erfüllte ihn mit Traurigkeit, und er dachte wieder an Aurora, Basilios Schwester. Jetzt würde Salvador sie wohl niemals treffen, um feststellen zu können, ob sie wirklich so schön war wie auf dem kleinen Bild.
Es klopfte an der Tür.
» Venga« ,rief er und schaute desinteressiert auf, weil er erwartete, daß das Mädchen kam, um das Zimmer herzurichten.
Deshalb war der Visconde erstaunt, als ein ihm unbekannter Mann vorsichtig den Kopf zur Tür hereinstreckte.
»Entschuldigen Sie, Señor«, sagte der Mann, »aber mir wurde gesagt, daß ich einen Mann namens La Aguila hier finden würde.«
»Das bin ich«, sagte Salvador. »Was führt Sie zu mir?«
»Ich – ich bin Gilberto Huelva, Señor. Ich habe eine Nachricht von Don Basilio Montoya für Sie.«
»Montoya!« rief der Visconde überrascht aus. »Kommen Sie herein, Sir. Setzen Sie sich. Wie geht es Don Basilio? Gut, nehme ich an.«
Gilberto schüttelte den Kopf.
»Nein, Señor, ganz und gar nicht gut. Wahrscheinlich ist er jetzt schon tot.«
»Tot?« fragte der Visconde überrascht. »Aber – aber warum?«
»Als ich ihn verließ, quälte ihn ein schweres Tropenfieber, Señor. Jeden Tag wurde er schwächer … Es tut mir leid, Señor. Es war nichts zu machen.«
»Und seine Frau, Doña Francisca?« fragte Salvador betroffen.
»Sie ist nicht mehr am Leben, Señor. Sie starb, ein paar Tage bevor ich Esplendor verließ.«
»Esplendor?«
»Don Basilios Plantage, Señor.«
Der Visconde sank auf seinen Stuhl zurück. Die Montoyas tot? Nein, das konnte nicht wahr sein. Sie waren doch so lebendig, so jung, so verliebt gewesen. Wieder fiel ihm siedendheiß ein, daß er verflucht sein könnte: Er hatte sich mit dem Paar angefreundet, jetzt waren sie tot.
»Mierda« ,fluchte Salvador bitter. »Wie traurig. Wie unendlich traurig!«
»Sí, Señor.« Gilberto schwieg eine Zeitlang, räusperte sich dann und sagte: »Señor, mein Herr hat mich gebeten, Ihnen das hier zu bringen.« Er zog die Besitzurkunde aus seiner Tasche. »Er war schon zu schwach, um ein Testament zu schreiben. Aber er hat die Urkunde auf Ihren Namen überschrieben, bevor er … Don Basilio wollte, daß Sie Esplendor erben …«
Gilberto schwieg einen Augenblick und fuhr dann erregt fort: »Ach, Señor, gehen Sie nicht nach Esplendor! Es ist ein verfluchter Ort, der all seinen Besitzern Unglück gebracht hat. Jeder einzelne ist eines unnatürlichen Todes gestorben. Ich flehe Sie an, Señor: Gehen Sie nicht nach Esplendor!«
Salvador musterte den Mann und überlegte, ob er vielleicht die gleiche Krankheit wie Basilio hatte und im Fieberwahn sprach.
»Erzählen Sie mir, Señor«, bat er ihn verwirrt, »erzählen Sie mir alles über die Plantage, und warum Sie mich davor warnen.«
Gilberto atmete tief ein und begann, Salvador die alte Geschichte von Don Santiago Roque y Aviles und Esplendor zu erzählen.
18. KAPITEL
»Diese Hexe!« rief Basilio erregt, versuchte, sich im Bett aufzusetzen und deutete mit einem zitternden Finger auf Ijada. »Sie hat mich vergiftet!« Dann fiel er in die Kissen zurück und hauchte sein Leben aus.
Aurora starrte ihren Bruder entsetzt an und wandte sich dann an Ijada.
»Er ist am Fieber gestorben, Señorita!« rief Ijada aus. »Er wußte nicht, was er sagte!«
Aurora war so schockiert über den Tod ihres Bruders, daß sie kaum auf die Worte der Mestizin achtete. »Natürlich, Ijada«, murmelte sie geistesabwesend.
Sie wußte, wie hingebungsvoll die Frau ihren Bruder gepflegt hatte, aber es war hoffnungslos gewesen. Basilio war jeden Tag schwächer geworden, und jetzt war er gestorben.
Die Hitze war unerträglich. Schon setzten sich Fliegen auf den Toten, der sich ihrer nicht mehr erwehren konnte. Basilio mußte so schnell wie möglich beerdigt werden.
In aller Eile wurde ein einfacher hölzerner Sarg angefertigt. Neben Franciscas Grab wurde eine Grube ausgehoben. Der Priester aus der nahegelegenen Missionsstation sprach die letzten Gebete. Aurora warf weinend eine Handvoll Erde
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