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Dornen der Leidenschaft

Dornen der Leidenschaft

Titel: Dornen der Leidenschaft Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ma2
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Immer wieder stolperten die Männer in eines der tiefen Löcher, mit denen das Gelände übersät war. Als sich Aurora nach den Löchern erkundigte, erzählte ihr Ijada, daß Basilio an die Geschichte des verborgenen Schatzes geglaubt und einen Großteil seiner Zeit damit verbracht hatte, danach zu suchen. Jetzt fiel es Aurora wie Schuppen von den Augen. Kein Wunder, daß ihr Bruder in den langen Monaten so wenig erreicht hatte!
    Bald war Aurora entmutigt, weil sich die Schwierigkeiten so sehr häuften. Sie machte den Bauern keinen Vorwurf, als sie ein Kreuz schlugen und ihr mitteilten, daß sie nicht länger für sie arbeiten könnten. Selbst sie fing an, den Aberglauben der Indianer, daß Esplendor verflucht sei, für wahr zu halten. In ihrer Verzweiflung verdoppelte sie den Lohn der Männer und Frauen, um wenigstens einige zum Bleiben zu bewegen.
    Die Reparaturen im Haus erwiesen sich als ganz besonders schwierig. Eine Säule stürzte ein, und das Dach senkte sich gefährlich. Durch die Hammerschläge im Inneren des Hauses brach ein großer Marmorstein aus der Außenwand und verfehlte Nicolas nur um wenige Zentimeter. Ein Mann stürzte im ersten Stock durch den morschen Boden, fiel ins darunter gelegene Stockwerk und brach sich wie durch ein Wunder dabei nur einen Arm. In der Küche breitete sich ein Feuer aus, und ein Kind trug schwere Verletzungen davon. Lupe fand einen Skorpion in Auroras Bett.
    Wenn sie Zeit gehabt hätte, hätte Aurora um Basilio und Francisca getrauert. Aber die Tage vergingen im Nu, und abends fiel sie so erschöpft ins Bett, daß sie nicht einmal etwas träumte.
    Manchmal schaute sie das große, weiße Herrenhaus aus Marmor an und überlegte, ob sie vielleicht verrückt geworden sei. Ob sie, wie ihr Bruder Basilio, hier sterben würde, ob das ihr Schicksal sei, das abuela in den Karten gelesen hatte. In den Nachforschungen über die wahre Todesursache ihres Bruders war sie keinen Schritt weitergekommen. Ijada verrichtete ruhig ihre Arbeit und sagte kein Wort, als Aurora Nicolas empfahl, nichts zu essen oder zu trinken, was nicht von Lupe hergerichtet worden war.
    Langsam wurde sie unsicher. Hatte Ijada tatsächlich ihren Bruder vergiftet, wie er behauptet hatte – oder hatte Esplendor ihn getötet?
    Esplendor. Dieses wunderbare, rätselhafte Esplendor. Obwohl das Herrenhaus immer noch eine halbe Ruine war, schien es auf merkwürdige Art zu leben. In einer mondlosen Nacht hätte Aurora schwören können, eine Angelusglocke läuten zu hören. Zweimal stieg sie in die Kuppel und starrte die große Glocke aus massivem Gold an, die, von Staub und Spinnweben bedeckt, dort auf dem Boden lag. Sie hatte die Glocke wieder aufhängen wollen, aber die abergläubischen Bauern waren nicht zu überreden gewesen, sie zu berühren. Diese Glocke konnte nicht geläutet haben …
    Ich werde verrückt, dachte sie. Verrückt …
    Aber Aurora gab nicht auf. Trotz aller Schwierigkeiten hatte sie das sichere Gefühl, in Esplendor geschützt zu sein, ganz als ob auch hier ihr Geliebter sie bewachte.
    Sie sah ihn so klar vor sich, als ob er leibhaftig vor ihr stünde …
    Aurora rieb sich die Augen. Er war wirklich da, stand auf der Treppe, die zur Terrasse hochführte.
    Nein. Das konnte nicht sein. Diesmal hatten keine Nebelschwaden sein Kommen angekündigt. Die Plantage sah noch genauso aus wie zuvor, nichts hatte sich verändert.
    Heridas de Cristo!
    Der Mann lebte wirklich. Er stand vor ihr.
    Auroras Herz hämmerte heftig gegen ihren Brustkorb, und sie ging langsam auf den Mann zu, der für alle Zeit ihr Schicksal sein würde.

19. KAPITEL
    Er hatte pechschwarzes Haar und dunkle, glänzende Augen. Mit seinen siebenundzwanzig Jahren wirkte er so, als ob er alles erreicht hätte, was er sich gewünscht hatte.
    Abgesehen von seinem weißen Spitzenhemd war er ganz in Schwarz gekleidet. Auf dem Kopf trug er einen sombrero mit schmaler Krempe. Trotz seiner vornehmen Erscheinung war etwas Wildes an dem Mann, das Aurora sowohl ängstigte als auch faszinierte. Er war nicht so ein böser Mensch wie Don Juan, aber das Mädchen vermutete, daß er im Ernstfall genauso brutal wie jener sein könnte. Wenn er etwas erreichen wollte, würde er niemandem erlauben, sich ihm in den Weg zu stellen. Bei diesem Gedanken zuckte sie leicht zusammen. Außer Nicolas und ein paar Bauern war niemand in Esplendor, der sie verteidigen konnte.
    Der Mann starrte sie immer noch so an, als ob er nicht die Augen von ihr abwenden könne.
    Sie war

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