Dornen der Leidenschaft
nur, weil Don Basilio ihm das aufgetragen hatte.
Gilberto hätte alles für el patron getan, denn Don Basilio hatte ihm in Manaus das Leben gerettet, als seine Schneiderwerkstatt in Flammen aufgegangen war.
»Wie soll ich Ihnen jemals danken, Señor!« hatte er schluchzend ausgerufen. »Sich ins Feuer zu wagen, um einen völlig fremden Mann zu retten … Wie kann ich das jemals wiedergutmachen, Señor?«
Schließlich hatte Gilberto, dessen Werkstatt völlig niedergebrannt war, darauf bestanden, als Diener für Basilio zu arbeiten.
»Aber ich kann Sie nicht bezahlen, Sir«, hatte der junge Adelige protestiert.
Der dankbare Schneider war aber unbeirrbar bei seinem Plan geblieben. Da sein Laden und seine Werkstatt vom Feuer zerstört worden waren, hatte es nichts mehr gegeben, was ihn in Manaus hätte halten können.
»Glauben Sie, Geld ist mir wichtig, Señor?« hatte Gilberto gefragt. »Sie haben mir das Leben gerettet, Señor. Was kann ich besser mit diesem Leben anfangen, als Ihnen zu dienen?«
Und so war der Schneider Basilios treuer und zuverlässiger Diener geworden. Niemand war so verzweifelt gewesen wie Gilberto, als el patron und seine schöne junge Frau krank geworden waren. Bereits geschwächt vom hohen Fieber hatte ihm Basilio im Angesicht des Todes aufgetragen, einem Mann namens La Aguila, der im Hotel Placido in Laredo wohnte, die Besitzurkunde von Esplendor zu bringen und ihm zu sagen, daß er ihm die Plantage vererbe.
Gilberto hatte versucht, sich dem Auftrag zu widersetzen.
»Ich möchte Sie nicht hier allein zurücklassen, el patron« ,hatte er gesagt. »Sie sind sehr krank und brauchen mich mehr denn je. Ich vertraue Ijada nicht …«
»Mach dir keine unnötigen Sorgen, mein Freund. Ich bin doch schon jetzt so gut wie tot.«
Und Gilberto, der wußte, daß sein Herr die Wahrheit gesprochen hatte, hatte sich traurig von ihm verabschiedet.
Jetzt stand er unsicher im Hotel Placido und überlegte, ob es richtig gewesen war, Don Basilio zu verlassen. Wahrscheinlich war er jetzt schon tot.
Ach, wenn sein Herr nur das Angebot angenommen hätte, das ihm vor ein paar Monaten gemacht worden war! Ein Holländer namens Paul van Klaas hatte Esplendor kaufen wollen und einen sehr anständigen Preis dafür geboten. Aber el patron hatte sich geweigert, obwohl er und Doña Francisca das Geld dringend hätten brauchen können.
Deshalb hatte der Holländer eine andere Plantage weiter flußaufwärts kaufen müssen. Capricho war in sehr viel besserem Zustand als Esplendor, und Gilberto hatte sich gewundert, warum der Holländer die heruntergekommene Plantage seines Herrn überhaupt hatte erwerben wollen.
Einer alten Indianersage nach hatte Don Santiago Roque y Avilés Esplendor mit dem Gold erbaut, das er in El Dorado gestohlen hatte. Die Indianer behaupteten, daß die Inkagötter wegen dieses Diebstahls so wütend auf Don Santiago gewesen waren, daß sie ihn und das Haus verflucht hatten. Don Santiago hatte seinen Verstand verloren und war von einer Bande von geldgierigen Händlern ermordet worden, die geglaubt hatten, daß ein Schatz in Esplendor vergraben sei. Alle weiteren Besitzer sollten eines unnatürlichen Todes gestorben sein.
Zum Schluß hatte der schwerkranke Mann, dem Don Basilio die Plantage abgekauft hatte, gesagt: »Wenn hier jemals ein Schatz vergraben war – oder auch eine Karte, auf der der Weg nach El Dorado verzeichnet ist, wie manche Indianer behaupten –, dann ist dieser Schatz oder diese Karte schon vor langer Zeit geraubt worden. Nun, ich wünsche Ihnen alles Gute, Señor. Buena suerte. «
Zweifellos hatte der Holländer, Paul van Klaas, die Geschichte von dem vergrabenen Schatz gehört, und deshalb hatte er Esplendor kaufen wollen. Gilberto war sicher, daß sein Herr sterben mußte, weil auf Esplendor tatsächlich ein böser Fluch lastete.
Jetzt gehörte die Plantage einem Mann namens La Aguila, den er hier im Hotel finden sollte. Er beneidete den Erben nicht.
An der Rezeption erfuhr er, daß er den Mann in Zimmer Nummer fünf im ersten Stock finden würde. »Aber beeilen Sie sich. Er will das Land heute verlassen.«
Salvador seufzte, als er sich in dem Zimmer umsah, um sicherzugehen, daß Pancho nichts vergessen hatte. Der Abschied von seinem Cousin und dessen Frau war traurig gewesen, aber sie hatten verstanden, warum er fort mußte. Er gehörte nicht nach Texas wie sie. Er mußte seinen eigenen Platz in der Welt finden.
Auf dem Weg nach Mexiko hatte er im Hotel
Weitere Kostenlose Bücher