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Dornen der Leidenschaft

Dornen der Leidenschaft

Titel: Dornen der Leidenschaft Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ma2
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war, hatte auf seinen Wunsch hin einen Haftbefehl für Basilio unterzeichnet. Aber der war rechtzeitig von seinen Freunden gewarnt worden und direkt von einem Fest bei der Condesa de Hervás geflohen, wo er und Francisca ihre Verlobung gefeiert hatten.
    Jetzt eilten die beiden Liebenden in das Stadtpalais von Franciscas Vater, wo sie Don Pedro baten, einen Priester zu holen, der sie vermählen sollte, bevor sie aus ihrem Heimatland flohen. In Spanien, das war ihnen klar, waren sie nicht mehr sicher. Juan hatte Macht bei Hof, und seine Rachegefühle waren unersättlich. Sie mußten in die Neue Welt auswandern, um vor ihm sicher zu sein.
    So eine eilige Hochzeit mit einer gleich daran anschließenden Flucht war nicht das, was sich Don Pedro de Ubrique für seine einzige Tochter wünschte. Aber seine Frau, Doña Dorotea, die er immer für eine sentimentale Gans gehalten hatte – und wie es jetzt schien, auch zu Recht –, weinte an seiner Schulter und meinte, er wäre ein Ungeheuer, wenn er sich den jungen Liebenden in den Weg stellte. Deshalb erteilte Pedro unwillig seine Erlaubnis für die Heirat und schickte nach einem Priester und nach Basilios jüngerer Schwester Aurora, die der Bräutigam unbedingt bei der Zeremonie dabei haben wollte.
    Dann setzten sich alle nervös hin und starrten auf die Uhr, die auf dem Kaminsims stand. Ihr Ticken war laut in der Stille zu vernehmen. Aber sie befürchteten, daß es jeden Augenblick übertönt werden würde, wenn Juan und seine Gefolgsmänner mit den Fäusten an die Eingangstür schlagen, den Haftbefehl für Basilio vorzeigen und Eintritt in Don Pedros Stadtpalais begehren würden.
     
    Draußen regnete es weiter, aber im Haus von Don Felipe Hernando Montalbán y de Navarra verbreiteten die Lampen ein anheimelndes Licht. Noch wußte niemand im Hause Montalbán vom grausamen Schicksal, das den jungen Erben Basilio bedrohte.
    Im ersten Stock stand Basilios jüngere Schwester Aurora am Fenster und schaute auf den Platz hinab. Die Glasscheibe, gegen die sie ihre Stirn preßte, fühlte sich kühl an, aber sie achtete nicht darauf. Sie war in Gedanken verloren, Gedanken, die ihr ebenso traurig vorkamen wie die Regentropfen, die außen an der Fensterscheibe hinunterrannen.
    Sie war anders als die anderen Mädchen ihres Alters – das wußte sie genau. Das deprimierte sie. Genau wie die anderen Debütantinnen, die wie sie vor kurzem in die spanische Gesellschaft eingeführt worden waren, hätte sie gern gelacht und geflirtet. Aber das konnte Aurora einfach nicht. Sie interessierte sich nicht dafür. Kein einziger der jungen caballeros, die mit ihr getanzt hatten, hatte ihr gefallen.
    Warum nur? fragte sie sich.
    Sie kannte viele Männer, die jung, gutaussehend und reich genug waren, um jedem Mädchen den Kopf verdrehen zu können. Aber Aurora fühlte nichts, wenn sie sie anschaute. Sie wußte, daß es nicht wahr war, was von ihr behauptet wurde: Sie war nicht kalt, nicht hartherzig. Tief in ihrem Inneren war sie viel leidenschaftlicher und warmherziger als die Mädchen, die sich auf den Festen der spanischen Gesellschaft ins rechte Licht zu setzen wußten. Aurora kam sich vor wie Dornröschen aus dem Märchen ihrer Kinderzeit, wie die schlafende Prinzessin, die darauf wartete, erweckt zu werden. Aber sie hatte noch nicht den richtigen Mann gefunden.
    Es kam ihr seltsam vor, daß sie gleich nach dem ersten Blick wußte, ob ein Mann der Richtige für sie war oder nicht. Aber genauso war es gewesen.
    Nach der ersten Ballsaison hatte sich Aurora in das Stadtpalais ihres Vater zurückgezogen. Sie hatte keinen Mann gefunden – nicht einmal einen novio –, aber sie machte sich keine Sorgen darüber. Sollten die Leute denken, was sie wollten. Sie würde hinfort so selten wie möglich bei offiziellen Anlässen erscheinen.
    Die Familienangehörigen akzeptierten ihr Verhalten, wunderten sich aber über sie. Sie hatte versucht zu erklären, was sie fühlte, aber wie konnte sie das, wenn sie es selbst doch nicht richtig verstand?
    Es wäre verrückt gewesen, ihnen ihr Gefühl des déja vu verständlich machen zu wollen, das sie manchmal in einer kerzenerleuchteten Halle, in einem nächtlichen Garten überkam. Dann dachte sie: Ich bin schon einmal hier gewesen. Hier habe ich meinen Liebsten getroffen … Es wäre verrückt gewesen, zu sagen, daß die Arme der caballeros, die sie beim Tanzen umfangen hatten, nicht die Arme waren, die sie früher umfangen hatten und auch wieder umfangen

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