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Dornenkuss - Roman

Dornenkuss - Roman

Titel: Dornenkuss - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: script5
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umklammerte meinen Eistee so fest, dass das Glas leise knirschte. Gleich würde es zerspringen. Angelo befreite es beiläufig aus meinen Fingern, ohne mich dabei zu berühren, genau wie es bei der Katze geschehen war. Mehr als einen Handschlag würde es zwischen uns wohl niemals geben.
    »Ja, auch das weiß ich, ich bin ihm sogar begegnet.«
    »Du bist ihm begegnet?« Ein Königreich für eine andere Stimme, gefestigter und erwachsener. Ich verfluchte mein erschrockenes und zugleich hoffnungsvolles Piepsen. »Weißt du, wo er ist? Er ist verschwunden, seit Monaten schon … Wir wissen nicht, was mit ihm geschehen ist. Und ich habe keine Ahnung, wo ich bei meiner Suche beginnen soll.«
    »Ellie …« Angelo blickte kurz zu Boden und schüttelte den Kopf, bevor er mir bedauernd in die Augen schaute. »Ich würde dir gerne etwas anderes sagen, aber … ich weiß nichts über seinen Verbleib. Ich fürchte, ich kann dir nicht weiterhelfen.«
    Ich hatte an Angelos Lippen gehangen, in der Hoffnung, dass jede neue Silbe zu einer Wendung führen würde, doch nun gab es an dem, was er gesagt hatte, nichts mehr zu rütteln. All die Unverwundbarkeit und das Selbstvertrauen, die ich eben noch gespürt hatte, verpufften. Ich wollte mich am Piano festhalten, um nicht zu Boden zu sinken, aber meine Finger rutschten ab. Es gab keine Balance mehr. Ich hatte wieder einmal viel zu viel erwartet. Er hätte mir weitaus Schlimmeres sagen können, ja, doch dass er gar nichts wusste – darauf hatte ich mich nicht vorbereitet. Ich verbarg mein Gesicht in meinen Händen, weil ich nicht wollte, dass er mir meine Hilflosigkeit ansah.
    »Ellie …« Ich fühlte seine Gegenwart wie einen hellen Schimmer; er hatte sich zu mir auf den Boden gesetzt. »Ach, Scheiße, ich hab gewusst, dass du mich das fragen würdest und ich nicht die Antwort geben kann, die du dir wünschst …«
    Ich nahm die Hände von meinen Augen; den Mund hielt ich nach wie vor verdeckt, da meine Lippen bebten.
    »Weißt du denn, was er tut? Worum ging es in eurer Begegnung? Ihr habt euch bestimmt nicht zufällig getroffen, oder?«
    »Nein«, antwortete Angelo ehrlich. »Nein, aber … oh Mann. Shit … Er hat versucht, mich für seine Pläne zu gewinnen.«
    »Und?« Ich befand mich hier in gefährlichem Fahrwasser, das war mir klar. Nun entschied sich, welche Richtung meine Tour nehmen und ob ich sie überleben würde.
    »Ich verstehe, was er vorhat und warum und dass er auf der Seite der Menschen steht, wobei ich das gar nicht so stark trenne, Menschen und Mahre, aber … das führt jetzt zu weit. Jedenfalls leuchtete mir sein Vorhaben ein. Nur … oje, du wirst mich hassen …«
    »Ich hasse dich vielleicht, wenn du nicht weitersprichst«, entgegnete ich fordernd. »Was hast du ihm getan?«
    Angelo lachte erstaunt auf. »Gar nichts. Ich hab mir nur Bedenkzeit erbeten und mich nicht mehr gemeldet, weil … ach, ich hab Angst, das zu tun. Ja, ich geb’s zu, ich habe Angst, mich an einem Menschen wissentlich zu vergiften und dadurch womöglich so zu werden wie viele andere Mahre, die nur noch vegetieren und jagen und sonst nichts. Ich weiß, es ist nicht besonders heldenhaft, aber in diesem Moment war die Angst stärker und …«
    »He, mir musst du nicht erklären, wie stark Angst sein kann.« Ich wollte verständnisvoll klingen und das war ich auch, mehr, als er ahnen konnte, denn ich hatte erlebt, was schlechte Erinnerungen anrichten konnten, selbst wenn es nicht die eigenen waren. Ich war darüber fast verrückt geworden. Doch ich hörte mich nur müde und frustriert an. »Ich wundere mich höchstens, dass du überhaupt Angst haben kannst.«
    Angelos Lächeln wandelte sich in leise Verblüffung. »Wieso denn nicht? Ich habe etwas, was mir gefällt, wie es ist – mein Leben. Und es kann sein, dass ich es dadurch verliere. Das erzeugt Angst. Ist doch logisch, oder? Natürlich habe ich keine Angst vor Krankheiten und Tod und Jobverlust und solchen Dingen, aber auch als Mahr kann es dir schlecht oder gut gehen. Ich hatte ihm außerdem kein endgültiges Nein gegeben, sondern mir nur Zeit erbeten.«
    Ich hob warnend die Hand, um ihn zu stoppen, obwohl mich brennend interessierte, was Angelo erzählte, zu gerne hätte ich mehr davon erfahren. Doch ich hatte ein Motorengeräusch gehört, das mir vertraut war. Da, nun ertönte es wieder, lauter und näher. Colins Wagen und das Rappeln des Pferdeanhängers. Er kehrte schon zurück, viel zu früh! Hatte er nicht direkt

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