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Dornenkuss - Roman

Dornenkuss - Roman

Titel: Dornenkuss - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: script5
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er neben mir saß, während die Bilder zurückkehrten, auch wenn er mich eben furchtbar wütend gemacht hatte. Er hatte es nicht tun wollen.
    »Gulls in the sky and in my blue eyes. You know it feels unfair, there’s magic everywhere.«
    Neue, unbekannte Bilder tauchten vor meinen geschlossenen Augen auf … und wieder Angelo … dazu das Meer … so blau.
    »Surfst du? Du bist Surfer, oder?«, fragte ich, meine Stimme voll und rauchig.
    »Manchmal, ja. Ja, ich surfe … gerne sogar …«
    »Ich kann dich sehen. Ich sehe dich. Du tanzt auf dem Wasser …« Er spielte mit den Wellen, sprang vom Brett ab, die Hände noch am Segel, ließ seine bloßen Füße durch die Gischt gleiten, sprang wieder auf, hob mit dem Segel in die Luft ab, wirbelte um sich selbst. Schwerelos.
    »Bis bald«, sagte er, als ich ausstieg.
    »Bis bald«, sagte auch ich, obwohl ich fürchtete, dass es nicht stimmte. Doch vorerst hatte ich genügend Traumstoff, um ein oder zwei Tage damit füllen zu können. Die mussten sie mir lassen.
    Sie waren ausgegangen, das Haus empfing mich leer. Ich hatte nichts dagegen. Ich brauchte mein Reich, in allen Räumen. Ich setzte mich auf die Terrasse, vor mir ein Glas Rotwein, die nackten Beine auf die Brüstung gelegt, und fühlte, wie ich langsam losließ. Es war alles möglich. Auch dass Papa ein Mahr geworden war. Ich glaubte es noch nicht, aber es war möglich.
    Ich musste mir Zeit geben, um darüber nachzudenken. Zu überlegen, was die nächsten Schritte sein konnten. Doch zunächst war es klüger, nichts zu tun.
    Ich wurde nicht müde. Ich ging nur zu Bett, weil ich mich auf meine Träume freute. Denn nun tat es nicht mehr weh, aus ihnen zu erwachen.

B AUCHGRIMMEN
    »Was ist denn da unten los?« Ich konnte nicht verhindern, dass ich ein wenig gereizt klang. Ich hatte mich gerade erst auf den Balkon des Dachbodens gesetzt, wie ich es nun jeden Abend tat, denn ich hatte festgestellt, wie friedlich dieser Platz war, wenn man ganz ruhig und ohne sich zu rühren in der Ecke lehnte und dem Treiben der Fledermäuse um sich herum zusah. Anfangs hatte ich noch Musik dabei gehört, jetzt brauchte ich sie nicht mehr, der Ultraschallradar der Tiere erzeugte viel schönere Melodien. Manchmal streiften mich ihre Schwingen beinahe. Ich wartete auf den Moment, in dem es wirklich geschehen würde.
    Doch Fledermäuse mochten Lärm und Aufruhr nicht, ebenso wenig wie ich. Kaum waren die Stimmen im Garten laut geworden, hatten sie sich zerstreut und waren nur noch als kleine, schwalbenähnliche Schatten weit über mir zu erkennen. Ich wollte sie aber in meiner Nähe haben.
    »Komm doch mal runter, Elisa, bitte!«, rief Gianna zu mir hoch. »Es ist dringend!«
    Dringend. Was konnte jetzt, um diese Uhrzeit und nach einem solch verschwenderisch langen, heißen Tag, dringend sein? Der Abwasch? Termiten? Wieder einmal die Schlange im Duschbecken? Gianna hatte sie eines Mittags entdeckt und von Paul gefordert, sie mit dem Spaten in zwei Teile zu hacken, aber glücklicherweise hatte Paul sich geweigert. Ich hätte es ihm sowieso verboten. Die Schlange tat niemandem etwas. Außerdem verschwand sie, wenn man in die Hände klatschte, und das würde Gianna hoffentlich noch fertigbringen.
    Aber wenn die Schlange da war, musste ich dazwischengehen, bevor Gianna selbst den Spaten schwang. Das traute ich ihr durchaus zu. Seufzend erhob ich mich und huschte die Treppe hinunter. Ich fand Gianna auf dem Absatz vor der Tür, die von der Küche in den Garten führte. Sie klammerte sich mit den Händen am Geländer fest, wie an jenem Tag, als Tessa gekommen war. Und sie sah ähnlich zerstört aus wie damals. Irgendetwas hatte sie restlos aufgewühlt.
    Doch das wahre Geschehen spielte sich im Garten ab.
    »Seit wann ist er hier?«, fragte ich überrascht.
    »Oh Ellie, das ist doch jetzt egal …«, sagte Gianna unwirsch. Ihre Stimme zitterte. »Louis ist krank! Er hat eine Kolik und …«
    »Und?« Ich wagte einen ausführlicheren Blick. Louis stand mit stumpfem Blick und hängendem Kopf im Schatten, ein Ausdruck hoffungsloser Agonie. Ich hatte ihn nie zuvor in einer solch miserablen Verfassung gesehen. Normalerweise schien sein Fell vor unterdrückter Energie zu vibrieren. Doch nun war er ein Bild des Jammers. Colin tastete gerade seinen geblähten Bauch ab und legte immer wieder sein Ohr an das Fell, um zu lauschen.
    »Siehst du das nicht?«, rief Gianna und deutete auf Colin. Sie kam mir latent hysterisch vor, aber ich unterließ

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