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Dornenkuss - Roman

Dornenkuss - Roman

Titel: Dornenkuss - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: script5
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Länge und wurde lauter und dann wieder leiser, ein Ungeheuer, das tief Luft holte.
    Trotz des Donnerns hörte ich Angelo drinnen telefonieren; es war nun schon der zweite oder dritte Anruf – was sollte ich tun, wenn er niemanden fand, der sich dazu bequemte, an diesem heißen Abend zu arbeiten? Ich hielt mein verschwitztes Gesicht in den aufkommenden Wind. Er war noch immer warm, nicht kalt und feucht wie die Gewitterböen im Westerwald. Hoffentlich würde das Wetter so bleiben, wie es bisher war, hoffentlich …
    »Er ist in zehn Minuten bei euch. Und ich werde wohl auf der Hochzeit seiner Tochter den Piano-Man mimen müssen.«
    Ich fuhr hoch und streifte dabei mit dem Ellenbogen versehentlich die tiefen Tasten, eine Ermunterung für das Gewitter, es mir gleichzutun und erneut zu grummeln. Angelo grinste entspannt. »Na ja, macht nichts. Hatte ich sowieso vor. Jetzt tue ich es eben ohne Bezahlung.«
    »Oh Mann, danke … vielen Dank …«
    »Keine Ursache. Das ist das Gute an Italien. Irgendjemand kennt immer irgendjemanden, der das kann, was du brauchst, und fast jedes Mal wissen sie sofort, wie du den Gefallen einlösen kannst, den du ihnen damit schuldest. Es ist das Grundprinzip der Mafia, aber es hält die Menschen zusammen. Ich mag das. Es muss ja nicht gleich kriminell ausarten.«
    Der Tierarzt konnte von mir aus eine voll geladene Kalaschnikow unter seiner Weste tragen, wenn er nur bald kam und Louis half. Ich kannte mich nicht aus mit Koliken, aber ich wusste, dass sie behandelbar waren, meistens jedenfalls. Manchmal, das musste ich zugeben, starben die Pferde auch daran, aber Louis war zäh. Er würde es schon schaffen. Gianna mochte ihn mehr als ich, so sehr, dass sie sich zu ihm in den Garten wagen und Colin wegschicken würde, damit der Tierarzt nicht in Bedrängnis kam.
    Ich selbst blieb besser fern. Meine bloße Gegenwart heizte Colins Hunger an und in Situationen wie dieser war er vermutlich noch erbarmungsloser als sonst. Colin sollte aber in der Nähe bleiben, denn Louis würde ihn brauchen. Nein, es war besser, wenn Gianna und der Arzt sich um das Pferd kümmerten und Colin anschließend übernahm. Ich hatte dort nichts verloren.
    Ich stand auf und schlenderte zum Pool, um mich auf den noch sonnenwarmen Steinplatten an den Rand zu setzen und meine Beine in das kühle Wasser zu tauchen. Oh, das tat gut … Meine Waden brannten von meinem Sprint hierher. Ich stützte mich mit den Händen hinter meinem Po auf und ließ meinen Kopf in den Nacken fallen, bis meine Haare den Boden berührten. Aber das genügte mir nicht. Es erfrischte mich, ja, doch es war nicht das, was ich wollte.
    Ich linste zur Seite. Angelo war neben mich getreten. Seine Sandalen waren sicherlich teuer gewesen. Was soll’s?, dachte ich spontan. Diesen Verlust musste er nun verschmerzen. Ehe er reagieren konnte, hatte ich seinen Knöchel gepackt und ihn zeitgleich mit mir in den Pool gezogen. Tausend Bläschen befreiten sich aus seinem Hemd, als ich unter Wasser meine Augen öffnete und in sein verdutztes Gesicht blickte. Dann stiegen wir nach oben. Prustend schnappten wir nach Luft.
    »Du hinterlistiges Biest«, schimpfte er lachend und griff nach mir, doch ich war schneller. Tauchend schoss ich ans andere Ende des Beckens und katapultierte mich mit Schwung hinauf auf die Stufen. Meine wenigen Kleider trieften. Ich zerrte sie mir vom Leib und warf sie hinter mich; wie immer trug ich meinen Bikini darunter.
    »Vergiss es, Ellie, ich tunke keine Frauen und ich führe auch keine Wasserschlachten mit ihnen. Unausgeglichene Kräfteverhältnisse. Es wäre nicht fair.« Er stand in der Mitte des Beckens, bis zur Brust im Blau, die Haare tropfend. Mit beiden Händen strich er sie aus seinem lachenden Gesicht. Dann stemmte er lässig die Arme in die Seiten, um mir einen tiefen, gespielt strafenden Blick zuzuwerfen. Sein nasses Hemd klebte an seinem durchtrainierten, aber knabenhaft schlanken Körper. Jetzt ein Bildhauer mit Skizzenblock in der Hand – und dieser Anblick könnte für die Ewigkeit festgehalten werden. Mit dem Erlös einer solchen Skulptur würde man einen mindestens ebenso großen Pool bauen lassen können wie diesen, aber mit Mosaik auf dem Grund und fünf goldenen Wasserspeiern. Mich wunderte es allerdings, dass Angelos Haare nicht rascher trockneten als meine. Noch immer seilten sich schillernde Wassertropfen aus ihnen ab und fielen auf seine Schultern, doch sie lockten sich bereits wieder. Über uns rumpelte

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