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Dornenkuss - Roman

Dornenkuss - Roman

Titel: Dornenkuss - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: script5
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Duschbecken neben meiner Schlange (sie hatten nicht das Recht, sie zu filmen, sie und mich in solch privaten Situationen), ich, wie ich abends die Straße auf und ab lief und mit den Kindern und den Bewohnern der Häuser plauderte, ich im Gespräch mit dem Obsthändler (Tillmann hatte uns offensichtlich aus einem Busch heraus gefilmt, denn wehende Zweige störten das Bild), ich auf dem kleinen Balkon, die Füße gegen das Geländer gestützt und Fledermäuse auf meinem Nacken und meinen Armen, ich auf dem Weg zu Angelo.
    Tillmann hatte mich beschattet!
    Ich wollte den Projektor zu Boden stoßen, doch nun zeigte er Angelo und mich im versunkenen Gespräch, Himmel, sah er vollkommen aus, selbst hier auf der toten Materie des Films, wir beide, friedlich beieinander, ein außergewöhnliches Paar. Dann Wechsel zum Strand, wo ich aus dem Wasser schritt und es von mir abperlte, eine stimmungsvolle Aufnahme, ja, aber kein Grund, so lange draufzuhalten, und noch viel langatmiger war die nächste Aufnahme, mein Kopf im Meer, minutenlang, das wollte sich doch niemand anschauen. Hören konnte man nichts außer dem Rauschen des Meeres und dem Brüllen der Zikaden, sie hatten alles andere übertönt, der beste Soundtrack, der für einen solchen Film komponiert werden konnte. Doch was war das? Nein. Nein, das hatte er nicht getan, das durfte er nicht! Er war viel zu nah bei uns gewesen, bei mir, als ich wie so oft neben der Schlange im Duschbecken lag, nackt und zusammengerollt, so friedlich und vertraut. Das ging zu weit.
    Ich stand auf, nahm die Kamera von ihrem Stativ und warf sie gegen die Wand. Flackernd erlosch das Bild.
    »Was fällt dir eigentlich ein?«, brüllte ich Tillmann an. »Weißt du, was du bist? Ein Stalker! Du verfolgst mich auf Schritt und Tritt, filmst mich und ihr zeigt mir das Ganze auch noch? Wisst ihr, wie krank das ist? Du hast mich verraten, das ist Verrat, was du da getan hast! Lauerst hinter mir im Gebüsch, du elender Spanner!«
    »Ellie, bitte, sprich deutsch«, mischte sich Gianna ein. »Bitte. Tillmann hat das gemacht, um dir zu zeigen, wie du bist.«
    »Wie ich bin!? Ihr müsst mir nicht zeigen, wie ich bin, ich weiß, wie ich bin – was ist so verkehrt daran? Habt ihr eigentlich eine Ahnung, wie dreist und unverschämt es ist, jemanden ohne sein Wissen zu filmen? Hast du dir dabei noch einen runtergeholt?«
    »Ellie, so redest du nicht mit ihm und auch nicht mit uns!«, blaffte Paul mich an. »Das hier, auf den Aufnahmen, das bist nicht du, merkst du das nicht? Das ist nicht die Ellie, die wir kennen und mögen!«
    Es war aber die Ellie, die ich mochte. Ich mochte diese Ellie, ich fühlte mich wohl in ihrer Haut. Niemand hatte das Recht, das zu beurteilen oder gar zu verurteilen. Tillmann hatte mich hintergangen. Wegen einer Bagatelle. Nur weil die anderen meinten, ich solle anders sein und mich anders benehmen, wie früher, als ich kreuzunglücklich war. Dabei war es ihnen damals auch schon nicht recht gewesen. Sie wussten doch selbst nicht, was sie wollten. Ich blitzte sie an, bis sie vor mir zurückwichen.
    »Wir schaffen das nicht. Es funktioniert nicht«, rief Gianna gestresst. »Tillmann, kannst du Louis reiten? Meinst du, das kriegst du hin?«
    Tillmann nickte. Meine Blicke flogen von einem zum anderen. Meinten sie das etwa ernst? Tillmann sollte sich auf den Hengst setzen? Er würde sich den Hals brechen.
    »Dann reite in den Wald und suche Colin, Louis wird ihn finden. Bitte, mach schnell, du musst Colin holen, ohne ihn schaffen wir das nicht …«
    Der Zorn sprudelte plötzlich so kochend und heiß durch meine Venen, dass ich nach vorne schoss und Tillmann mit voller Wucht ins Gesicht schlug. Sein Kopf wurde hart zur Seite gerissen und schleuderte gegen die Wand, doch er blinzelte nur kurz und wehrte sich nicht. Wahrscheinlich war ihm wichtiger, seinen nächsten Trip zu organisieren, den er von meinem Geld finanzierte. Ich würde es in Zukunft verstecken müssen.
    Ehe Paul mich packen konnte, war ich zum Fenster geeilt, hatte es geöffnet und sprang ins Freie, um hinunter an den Strand zu laufen; im Meer war ich ihnen voraus, niemand konnte so schnell und lange schwimmen wie ich. Ich stürzte mich in die Brandung, durchquerte halb kraulend, halb tauchend die Bucht und ließ mich weitab von der Piano dell’Erba von den Wellen an Land tragen. Als ich den Strand erreichte, war es schon beinahe dunkel, doch vor meinen geschlossenen Lidern zuckten immer noch grelle Blitze. Ich konnte

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