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Dornenkuss - Roman

Dornenkuss - Roman

Titel: Dornenkuss - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: script5
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wollen Papa suchen, richtig«, lenkte ich ein. »Aber das eine geht nun mal nicht ohne das andere. Wir müssen erst Tessa erledigen, um Papa suchen zu können«, verkündete ich, was ich mir in etlichen Nächten zurechtkonstruiert hatte, weil die umgekehrte Reihenfolge sich durchweg falsch anfühlte. Sie fühlte sich nicht nur falsch an. Sie war falsch.
    Giannas Lider begannen zu flattern. »Nein … nein. Da mache ich nicht mit«, stieß sie hervor. »Das schaffe ich nicht! Nicht noch einmal!«
    »Du sollst sie ja auch nicht töten. Das erledigen – wir«, sagte ich mit kratzendem Hals und deutete auf Tillmann, der gelassen nickte. »Ihr müsst verstehen, dass wir keinen Schritt in die Welt der Mahre machen können, ohne damit rechnen zu müssen, dass Tessa es bemerkt. Ihr erinnert euch an François? Was er getan hat, wie er war, welche Macht er hatte?«
    Gianna und Paul blieben stumm, doch ich wusste, dass sie sich erinnerten. Einen solchen Horror konnte man nicht vergessen.
    »Multipliziert das mit hundert. Dann habt ihr Tessa. Wenn sie begreift, dass Colin und ich uns wieder zusammentun und was wir vorhaben, dann …« Ich wollte es mir selbst nicht ausmalen. »Noch einmal von vorne. Für unsere Suche nach Papa brauchen wir Colin, zur Vermittlung, denn er hat einen besonderen Status unter den Mahren. Welchen, weiß ich zwar nicht genau und er auch nicht, aber ohne ihn können wir die Suche vergessen, und wenn er und ich zusammen glücklich sind, wird Tessa angelockt. Ich kann also nicht in Ruhe gemeinsam mit ihm Papa suchen, weil wir früher oder später glücklich sein werden und er – na ja, er wieder auf der Flucht ist. Wir brauchen Colin für die Suche nach Papa. Ich komme alleine nicht weiter. Oder hast du etwas gefunden?«
    Ich warf Tillmann einen fragenden Blick zu. Er schüttelte den Kopf.
    »Nichts. Nichts, was Leo betrifft.«
    Die Skepsis in den Augen der anderen war nicht zu übersehen, als sie über meine Worte nachdachten. Warum, konnte ich mir denken, denn meine Beule und meine bleichen Wangen sahen nicht nach Glück aus. Doch Colins und mein Glück würde wiederkommen und dann hatten wir dieses alte Weib am Hals. Tessa musste weg; je schneller, desto besser. Ich hoffte, dass Paul nicht den Vorschlag äußerte, Colin allein loszuschicken. In meinen Augen war dieser Vorschlag absurd. Colin in die Nähe von Tessa zu treiben, ohne mich? Nein. Außerdem würde Tillmann sowieso nach ihr suchen. Ich hatte schon meine Schwierigkeiten gehabt, ihn in Hamburg davon abzuhalten. Und wie gesagt – ich wollte ebenfalls nach Italien. Ich musste nach Italien! Wenn ich nur eine weitere Woche Nacht für Nacht ins Leere recherchierte, konnte man mich einliefern.
    »Ich denke auch, dass das die richtige Reihenfolge ist«, äußerte Tillmann nach einer längeren Denkpause. »Bevor Tessa nicht Geschichte ist, können wir gar nichts machen.«
    »Und wenn Tessa hinter Papas Verschwinden steckt?«, warf Paul in die Runde. Auch ein Einwand, mit dem ich gerechnet hatte.
    Ich schüttelte entschieden den Kopf. »Nein. Glaube ich nicht. So weit denkt sie nicht. Sie ist auf Colin fixiert und möglicherweise auf … mich.« Ganz sicher war ich mir bei dieser Argumentation nicht. Es stimmte, dass Tessa versessen darauf war, Colins Metamorphose zu vollenden und ihn endgültig zu ihrem Gefährten zu machen. Doch das allein war kein Beleg dafür, dass sie nichts mit dem Verschwinden meines Vaters zu tun hatte. Trotzdem vertraute ich in diesem Punkt Colin. Er kannte Tessa besser als ich. Ich beschloss weiterzureden, um gar nicht erst Zweifel an meinen Worten aufkommen zu lassen.
    »Was du vorschlägst, ist natürlich theoretisch möglich«, stimmte ich in sachlichem Ton Tillmanns Gedanken zu, einen noch älteren Mahr als Tessa zum Mord an ihr aufzufordern. »Doch wo sollten wir suchen? Mahre gibt es auf der ganzen Welt. Und von Menschen lassen sie sich nicht zu Kriegen untereinander anstacheln. Von einem Cambion erst recht nicht. Sie dulden sich gegenseitig, sofern sie sich nicht ihr Futter streitig machen. Dass Colin François angegangen ist, ist eine absolute Ausnahme und wir wissen nicht, welche Konsequenzen das für ihn – oder uns – haben könnte.«
    »Habt ihr nicht darüber geredet, als ihr euch … wiedergesehen habt?«, fragte Paul und beäugte erneut meine Beule. »Ellie, ich halte das alles …«
    »Nein. Konnten wir nicht«, brachte ich seine Einwände zum Verstummen. »So, und das hier ist die zweite

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