Dornenschwestern (German Edition)
Warwick bleiben können.»
Warwick Castle
März 1470
I ch dachte, jede Meile, die zwischen dem Hof und uns liegt, würde uns glücklicher machen, doch wenige Wochen nachdem wir in der Burg angekommen sind, schickt mein Vater seinen Kammerjunker und beordert uns beide in seine Gemächer. Wir betreten sein Privatkabinett, Isabel stützt sich schwer auf meinen Arm und hält ihren runden Bauch, wie um alle, die es auch nur für einen Augenblick vergessen könnten, daran zu erinnern, dass sie immer noch das Kind des nächsten Thronanwärters von England unter dem Herzen trägt und es im folgenden Monat zur Welt kommen wird.
Vater sitzt auf seinem geschnitzten Stuhl, hinter seinem Kopf das mit Blattgold belegte, strahlende Warwick-Emblem mit dem Bären und dem abgeästeten Baumstamm. Als wir hereinkommen, blickt er auf, zeigt mit seinem Federkiel auf mich und sagt: «Ah, dich brauche ich nicht.»
«Vater?»
«Tritt zurück.»
Isabel lässt rasch meine Hand los. Sie kann gut allein stehen, und so gehe ich an das hintere Ende des Raumes, lege die Hände hinter den Rücken und streiche über die prächtige Wandvertäfelung, während ich warte, bis ich aufgefordert werde zu sprechen.
«Ich vertraue dir ein Geheimnis an, Isabel», sagt Vater. «Dein Gemahl, der Herzog, und ich werden König Edward unterstützen, wenn er in Lincolnshire eine Rebellion niederschlägt. Wir begleiten ihn, um unsere Treue unter Beweis zu stellen.»
Isabel murmelt etwas zur Antwort. Ich höre nicht, was, aber natürlich spielt es keine Rolle, was sie sagt oder was sie denkt. Die Männer haben es geplant, folglich wird es so gemacht, wir mögen davon halten, was wir wollen.
«Wenn der König seine Männer auf dem Schlachtfeld in Aufstellung bringt, werden wir uns gegen ihn wenden», sagt mein Vater offen. «Wenn er uns hinter sich aufstellt, greifen wir ihn von hinten an, und wenn er mich auf dem einen Flügel aufstellt und George auf dem anderen, greifen wir ihn von beiden Seiten an und zermalmen ihn zwischen uns. Unsere Streitkräfte sind größer als seine, und diesmal machen wir keine Gefangenen. Diesmal werde ich nicht gnädig sein und versuchen, zu einer Einigung mit ihm zu gelangen. Diesen Kampf überlebt der König nicht. Wir werden es auf dem Schlachtfeld zu Ende bringen. Er ist ein toter Mann. Ich werde ihn mit meinem eigenen Schwert erstechen, ja, wenn es sein muss, töte ich ihn mit meinen eigenen Händen.»
Ich schließe die Augen. Das ist entsetzlich.
Isabel schnappt nach Luft: «Vater!»
«Er dient als König nicht England, sondern nur der Rivers-Sippe», fährt er fort. «Er ist der Handlanger seiner Frau. Wir haben nicht unser Leben und unser Vermögen aufs Spiel gesetzt, um die Rivers an die Macht zu bringen und ihr Kind auf den Thron. Ich habe nicht mein Vermögen und mein Leben in seinen Dienst gestellt, damit diese Frau in England in geborgten Samtroben und deine Hermeline an den Kragen genäht die große Lady spielt.»
Er steht auf, schiebt seinen Stuhl scharrend nach hinten und geht um den Tisch zu ihr. Ohne auf ihren Bauch zu achten, sinkt Isabel vor ihm auf die Knie.
«Ich tue es für dich», sagt er. «Ich mache dich zur Königin von England, und wenn das Kind, das du unter dem Herzen trägst, ein Sohn ist, wird er ein königlicher Prinz sein und dann König.»
«Ich werde für dich beten», flüstert Isabel fast unhörbar. «Und für meinen Gemahl.»
«Du wirst meinen Namen und mein Blut auf den Thron von England bringen», sagt Vater mit Genugtuung. «Edward ist ein fauler Narr geworden. Er vertraut uns, und wir werden ihn verraten, und er stirbt auf dem Schlachtfeld wie sein Vater, der auch ein Narr war. Hier, Kind, steh auf.» Er fasst ihren Ellbogen und zieht sie hoch. Dann nickt er mir zu. «Begleite deine Schwester», sagt er mit einem Lächeln. «In ihrem Bauch ist die Zukunft unserer Familie; womöglich trägt sie den nächsten König von England unter dem Herzen.» Er küsst Isabel auf beide Wangen. «Das nächste Mal, wenn wir uns sehen, bist du Königin von England, und dann knie ich vor dir nieder.» Er lacht. «Stell dir vor! Ich knie vor dir nieder, Isabel.»
Der ganze Haushalt begibt sich in unsere Kapelle und betet für Vaters Sieg. Alle beten in dem Glauben, er kämpfe an der Seite des Königs gegen die Aufständischen, ohne die wahre Gefahr zu begreifen, in der er steckt, das große Wagnis, das er eingeht, wenn er den König von England in seinem eigenen Königreich angreift. Doch Vater
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