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Dornenschwestern (German Edition)

Dornenschwestern (German Edition)

Titel: Dornenschwestern (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Philippa Gregory
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hat den Boden bereitet. Lincolnshire ist voller Aufständischer, ein Verwandter hat den Aufstand angezettelt – sie klagen über die ungeschickte Herrschaftsführung des Königs und seine falschen Berater. George besitzt eine eigene Armee, die ihm Treue geschworen hat, egal auf welche Seite er sich schlägt, und Vaters Männer würden ihm überallhin folgen. Dennoch, die Wechselfälle des Krieges sind unvorhersehbar, und Edward ist ein ausgezeichneter Taktiker. Wir beten am Morgen und am Abend für Vaters Sieg und warten auf Nachrichten.
    Isabel und ich sind in ihrem Gemach, Isabel ruht auf ihrem Bett und klagt über Bauchschmerzen.
    «Ein reißender Schmerz», sagt sie. «Fast als hätte ich zu viel gegessen.»
    «Vielleicht hast du zu viel gegessen», versetze ich wenig mitfühlend.
    Sie schneidet mir eine Grimasse. «Ich bin fast im achten Monat», sagt sie wehleidig. «Wenn Vater nicht ausgerückt wäre, würde ich diese Woche in den rituellen Rückzug gehen. Du könntest ruhig etwas freundlicher zu deiner Schwester sein.»
    Ich beiße die Zähne zusammen. «Es tut mir leid. Soll ich die Hofdamen rufen? Soll ich es Mutter sagen?»
    «Nein», entgegnet sie. «Wahrscheinlich habe ich wirklich zu viel gegessen. In meinem Bauch ist kein Platz, und wenn er sich dreht, bekomme ich kaum noch Luft.» Sie wendet den Kopf. «Was ist das für ein Lärm?»
    Ich gehe ans Fenster. Ein Trupp Männer kommt die Straße herunter auf die Burg zu, sie marschieren nicht in Reih und Glied, sondern stolpern wie ein müder Haufen, und auch die Ritter auf ihren Pferden, die den Zug anführen, gehen langsam und sehen müde aus. Das Schlachtross meines Vaters, Midnight, hat den Kopf gesenkt, an der Schulter hat es eine tiefe blutende Wunde.
    «Vater kommt nach Hause», sage ich.
    Isabel springt vom Bett, und wir laufen die Steintreppe hinunter in die große Halle und reißen die Tür auf. Die Diener der Burg strömen schon im Hof zusammen, um die heimkehrenden Soldaten zu begrüßen.
    Mein Vater reitet auf seinem müden Pferd am Kopf der Truppe. Sobald sie innerhalb der Burgmauern sind, wird die Zugbrücke knarrend hochgezogen und ratternd das Fallgatter herabgelassen, und mein Vater und sein Schwiegersohn, der gutaussehende Herzog, sitzen ab. Isabel stützt sich sofort auf meinen Arm und legt eine Hand auf ihren Bauch, um ihre Mutterschaft hervorzuheben, doch ich verschwende keinen Gedanken an unser Aussehen. Auf den ersten Blick erkenne ich, dass die Männer keinen Sieg davongetragen haben. Meine Mutter nähert sich von hinten und schreit leise auf. Auch sie bemerkt die Müdigkeit der Männer und dass sie eine Niederlage erlitten haben. Vater wirkt grimmig, und George ist blass vor Gram. Mutter strafft den Rücken, wie um sich für schlechte Nachrichten zu wappnen. Sie empfängt Vater kurz mit einem Kuss auf beide Wangen. Isabel begrüßt ihren Gemahl auf dieselbe Weise. Mir bleibt nur, vor den beiden zu knicksen, dann gehen wir in die große Halle, und Vater tritt auf das Podium.
    Die Hofdamen stehen in einer Reihe und verneigen sich, als mein Vater hereinkommt. Die älteren Männer des Haushalts folgen uns in den Saal, um die Neuigkeiten zu hören. Ebenso die Diener, die Garnison der Burg und diejenigen von der Truppe, die noch genug Kraft haben, um zuzuhören. Vater spricht laut genug, dass alle ihn hören können.
    «Wir sind zur Unterstützung meiner Verwandten Lord Richard und Sir Robert Welles losgeritten», sagt er. «Sie denken genau wie ich, dass der König unter der Fuchtel der Königin und ihrer Familie steht und dass er sich nicht an seine Vereinbarungen mit mir hält und deswegen kein König für England ist.»
    Zustimmendes Gemurmel; hier nehmen alle der Familie Rivers ihre Macht und ihren Erfolg übel. George steigt auf das Podium und tritt zu meinem Vater, wie um uns alle daran zu erinnern, dass es eine Alternative zu diesem treulosen König gibt. «Lord Richard Welles ist tot», sagt Vater niedergeschlagen. Er berichtet von dem schrecklichen Verbrechen, das gegen die Gesetze Gottes und des Menschen begangen wurde. «Der falsche König hat ihn aus dem Kirchenasyl geholt und ihn mit dem Tod bedroht. Als Lord Richards Sohn, Sir Robert, zur Schlacht aufmarschierte, tötete der falsche König Lord Welles, noch bevor die Schlacht begonnen hatte, streckte ihn ohne Prozess auf dem Schlachtfeld nieder.»
    George nickt mit ernster Miene. Das Kirchenasyl zu missachten bedeutet, die Sicherheit und die Macht der Kirche zu

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