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Dornenschwestern (German Edition)

Dornenschwestern (German Edition)

Titel: Dornenschwestern (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Philippa Gregory
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Rad des Schicksals, das Margarete von Anjou auf den Thron von England gebracht hat, Erbin der Königreiche von Europa, und sie gestürzt hat. Jacquetta hat sie gewarnt. Die beiden wussten schon vor langer Zeit, dass das Schicksal einen hinauf in unbeschreibliche Höhen und danach in eine Katastrophe befördern kann. Und dem Menschen bleibt nichts anderes übrig, als es zu erdulden.»

    In dieser Nacht schleichen die Söhne von York in die Gemächer des schlafenden Königs und verüben gemeinschaftlich einen finsteren Meuchelmord, indem sie ihm ein Kissen aufs Gesicht drücken. Damit endet die Linie des Hauses Lancaster. Und damit hält der heimtückische Tod, den man sonst von ihnen nur vom Schlachtfeld kennt, in ihrem Haus Einzug. Während seine Gemahlin und sein unschuldiger Sohn unter demselben Dach schlafen, hat Edward in einem angrenzenden Gemach den Tod eines Königs von England in Auftrag gegeben. Wir erfahren erst am nächsten Morgen davon, als verkündet wird, dass der arme König Henry tot ist – tot vor Kummer, sagt Edward.
    Ich muss keine Wahrsagerin sein, um vorherzusehen, dass nach dieser Nacht niemand in der Obhut des Königs je sicher schlafen wird. Dies ist die neue Kriegsführung um die Krone von England. Es ist ein Kampf bis in den Tod, und mein Vater hat es gewusst, als Midnight in die Knie sank und seinen schwarzen Kopf auf das Feld von Barnet legte. Das Haus York ist unbarmherzig und todbringend, es macht vor nichts und niemandem Halt. Isabel und ich werden gut daran tun, das nicht zu vergessen.

L’Erber, London

Herbst 1471
    I ch diene meiner Schwester als Hofdame in dem Haus, das einst meinem Vater gehörte und das jetzt zusammen mit seinem Vermögen an meinen Schwager George übergegangen ist. Mir wird all die Ehre zuteil, die mir als Verwandte in ihrem Haushalt zusteht. Da ich noch Trauer trage, wird nicht von mir erwartet, der Königin von England zu dienen, doch wenn wir diesen dunklen Herbst, Weihnachten und den Frühling hinter uns gebracht haben, muss ich an den Hof und der Königin und meiner Schwester dienen, und der König wird eine Ehe für mich arrangieren. Der Titel meines verstorbenen Gemahls ist an den Sohn übergegangen, den die Königin in ihrem Versteck im Kirchenasyl zur Welt gebracht hat. Er ist jetzt Edward, Prince of Wales, genau wie einst mein Edward. Ich habe meinen Gemahl verloren und meinen Namen.
    Ich erinnere mich, dass mein Vater zu mir als kleines Mädchen sagte, die Königin wolle Isabel und mich als Kammerfräulein an ihrem Hof. Damals hat er sich geweigert, weil das unter unserer Würde war. Jetzt drücke ich seinen Stolz an mich wie ein glühendes Stück Kohle in einem Bettwärmer.
    Ich habe wenig Anlass, stolz zu sein. Ich spüre, dass ich sehr tief gefallen bin, und ich habe keinen Beschützer. Ich habe weder ein Vermögen noch angeheiratete Verwandtschaft noch einen großen Namen. Mein Vater starb als Verräter, meine Mutter ist praktisch im Gefängnis. Kein Mann wird mich zur Gemahlin wollen, um seine Linie fortzuführen. Niemand kann sich sicher sein, dass ich ihm Söhne gebäre, denn meine Mutter hat nur zwei Mädchen, und während meiner kurzen Ehe mit dem Prinz habe ich kein Kind empfangen.
    Sobald mein Trauerjahr vorüber ist, wird König Edward einem einfachen Ritter als Belohnung für eine schändliche Tat auf dem Schlachtfeld einen Teil der Besitzungen meines Vaters und dazu meine Hand gewähren, und ich werde aufs Land geschickt, um Hühner zu züchten, Schafe zu halten und Kinder zur Welt zu bringen, falls mir das gelingt.
    Mein Vater hätte das nicht für mich gewollt. Er und meine Mutter haben ein Vermögen für uns beide, ihre geliebten Töchter, ausgegeben. Isabel und ich waren die reichsten Erbinnen in England, und jetzt habe ich nichts. Das Vermögen meines Vaters ist an George gegangen, und das Vermögen meiner Mutter wird uns ohne ein Wort des Widerstands weggenommen. Isabel lässt zu, dass sie meine Mutter eine Verräterin nennen und ihren Besitz einziehen, sodass wir jetzt arm sind.
    Eines Tages frage ich sie, warum.
    Sie lacht mir ins Gesicht. Sie steht vor einem großen Teppich, der fest auf einen Webstuhl gespannt ist, und webt eigenhändig die letzten Goldfäden ein, während ihre Hofdamen ihren Entwurf bewundern. Später werden die Weber kommen, um die Arbeit zu vollenden und die Fäden abzuschneiden. Isabel spielt nur, sie würde arbeiten, kostbaren Goldfaden auf ihrem Schiffchen. Jetzt, da sie eine Herzogin des

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