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Dornenschwestern (German Edition)

Dornenschwestern (German Edition)

Titel: Dornenschwestern (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Philippa Gregory
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bekanntermaßen kultivierten Hauses York ist, ist sie zur Connaisseurin geworden.
    «Das liegt doch auf der Hand», sagt sie.
    «Für mich nicht», erwidere ich ruhig.
    Behutsam fädelt sie das Schiffchen durch die Kettfäden, und eine Hofdame nimmt den Kamm zur Hand. Sie treten zurück und bewundern das Ergebnis. Verärgert beiße ich die Zähne zusammen.
    «Für mich ist es nicht offensichtlich, warum unsere Mutter in Beaulieu Abbey bleiben muss und du erlaubst, dass der König ihr Vermögen einzieht. Wenn es ihr schon weggenommen wird, warum bittest du ihn nicht, es zwischen uns beiden aufzuteilen, uns wenigstens einen Teil von Vaters Land zurückzugeben? Warum können wir nicht wenigstens Warwick Castle behalten, unser Zuhause? Von Beginn an haben Nevilles auf Warwick Castle gelebt. Warum bekommt George alles? Wenn du den König nicht bittest, werde ich es tun. Wir können nicht völlig mittellos dastehen.»
    Sie reicht Schiffchen und Faden einer Hofdame, fasst mich am Arm und führt mich fort, damit niemand ihre leisen Worte hören kann.
    «Du wirst den König um gar nichts bitten. Mutter schreibt unablässig an ihn und die Hofdamen der Königin, doch es spielt keine Rolle. Es ist alles arrangiert.»
    «Was ist arrangiert?»
    Sie zögert. «Vaters Vermögen geht an den König, weil Vater des Hochverrats für schuldig befunden wurde.»
    Ich öffne den Mund, um ihr zu widersprechen. «Er wurde nicht verurteilt …»
    Doch sie kneift mich in den Arm. «Aber man hätte ihn verurteilt. Er ist als Verräter gefallen, es spielt also keine Rolle. Der König hat alles George zugesprochen. Und Mutters Vermögen wurde eingezogen.»
    «Warum? Sie wurde nicht des Verrats angeklagt. Sie wurde nicht einmal beschuldigt.»
    «Ihr Vermögen wird an ihre Erbin gehen. An mich.»
    Es dauert einen Augenblick, bis ich es begreife.
    «Und was ist mit mir? Ich bin Miterbin.»
    «Ich werde dir bei deiner Verheiratung aus meinem Vermögen eine Brautgabe gewähren.»
    Ich sehe Isabel an. Nervös wendet sie den Blick vom Fenster ab und sieht mir in die Augen. «Du darfst nicht vergessen, dass du mit einem Thronprätendenten verheiratet warst. Du musst bestraft werden.»
    «Aber doch nicht von dir!»
    Sie schüttelt den Kopf. «Nein, von dem Hause York. Ich bin nur eine Herzogin des Hauses.» Ihr verschlagenes kleines Lächeln erinnert mich daran, dass sie auf der Seite der Sieger steht, während ich mit dem Haus der Verlierer verheiratet war.
    «Du kannst nicht alles nehmen und mir nichts lassen!»
    Sie zuckt die Achseln. Sicher kann sie das.
    Ich löse mich von ihr. «Isabel, wenn du das tust, bist du nicht mehr meine Schwester!»
    Sie nimmt mich noch einmal am Arm. «Doch, und ich werde dafür sorgen, dass du einen wunderbaren Gemahl bekommst.»
    «Ich will keinen wunderbaren Gemahl, ich will mein eigenes Erbe. Ich will die Ländereien, die ich von meinem Vater bekommen hätte. Ich will das Vermögen, das meine Mutter für mich vorgesehen hatte.»
    «Wenn du nicht heiraten willst, gibt es noch eine andere Möglichkeit …» Sie zögert.
    Ich warte.
    «George sagt, dass er für dich die Erlaubnis erwirken kann, in ein Kloster zu gehen. Wenn du willst, kannst du zu unserer Mutter nach Beaulieu Abbey.»
    Ich starre sie an. «Du lässt zu, dass unsere Mutter lebenslang eingesperrt wird, und willst mich dann mit ihr einschließen?»
    «George sagt …»
    «Ich will nicht wissen, was George sagt. George sagt, was der König ihm befiehlt, und der König sagt, was Elizabeth Woodville ihm einflüstert! Das Haus York ist unser Feind, und du hast dich auf ihre Seite geschlagen und bist genauso schlimm wie sie!»
    Im Nu zieht sie mich näher und legt mir energisch eine Hand auf den Mund. «Still! Sprich niemals so über sie. Niemals!»
    Ohne zu überlegen, zwicke ich sie mit den Zähnen in die Hand, und sie heult auf vor Schmerz und versetzt mir eine schallende Ohrfeige. Ich schreie auf und stoße sie zurück. Sie taumelt gegen die Wand, und wir starren einander böse an. Plötzlich dringen das verdutzte Schweigen und die entzückten Blicke der anwesenden Hofdamen in mein Bewusstsein. Isabel starrt mich an, die Wangen hochrot vor Wut. Mein Zorn verfliegt rasch. Kleinlaut hebe ich ihren reich verzierten Kopfschmuck vom Boden auf und gebe ihn ihr. Isabel streicht ihr Kleid glatt, nimmt den Hennin, ohne mich eines Blickes zu würdigen, und zischt: «Geh in dein Gemach.»
    «Iz …»
    «Geh in dein Gemach und bete zu Unserer Guten Frau um Unterweisung.

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