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Dornentöchter

Dornentöchter

Titel: Dornentöchter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Josephine Pennicott
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ziemliche Narren! Keks?«
    Sadie konnte nicht umhin, sich zu fragen, ob Birdie wirklich an Maxwells Unschuld glaubte, oder ob sie nur versuchte, sich selbst zu überzeugen. Ihr wurde jedoch klar, dass sie Birdie heute wohl kaum weitere Informationen entlocken würde. Als sie aufstand, fielen ihr die Ratten in Babykleidern wieder ein, die Jack im Keller entdeckt hatte. Sie erzählte Birdie davon sowie von den anderen mysteriösen Ereignissen im Haus und erkundigte sich, ob das wohl Violet gewesen sein könnte.
    Birdie wirkte beunruhigt. »Ich kann mir nicht vorstellen, dass Violet den Grips haben sollte, so etwas zu tun, von den Beweggründen mal ganz zu schweigen. Ich glaube, sie sucht das Poet’s Cottage auf, weil es sie an glücklichere Zeiten erinnert. Sie hat Pearl so geliebt. Ich glaube, sie fühlt sich ihr dort nah. Und dass Sie jetzt ins Poet’s zurückgekehrt sind, hat ihr Interesse ebenfalls geweckt. Nein, das passt irgendwie nicht zu ihr, meine Liebe, das mit den Ratten in Babykleidern. Sind Sie sicher, dass Sie keine Feinde in Pencubitt haben?«
    Sadie dachte darüber nach. Da war Kristie vom Schönheitssalon, aber irgendwie konnte sie sich nicht vorstellen, dass sie tote Ratten anfasste und durch verborgene Schmugglergänge kroch.
    »Jemand muss Ihnen Böses wollen«, beharrte Birdie. »Das klingt nach dem Werk von jemandem, der Sie aus Pencubitt vertreiben will. Können Sie sich irgendjemanden vorstellen, der möchte, dass Sie wieder gehen?«
    Nur Jack, mein Exmann, dachte Sadie. Sie schüttelte den Kopf, während Birdie sie aufmerksam beobachtete und die Strickjacke eng um den dünnen Körper zog. »Was ist mit Thomasina?«, schlug die alte Dame vor. »Sie ist ein seltsames Mädchen. Schon immer gewesen. Vielleicht hat sie das Gefühl, Sie hätten kein Recht, im Haus ihrer Mutter zu wohnen? Es klingt für mich nach der Sorte Streich, den sie gerne jemandem spielen würde.«
    Sie küsste Sadie auf beide Wangen. »Gespräche über die Vergangenheit ermüden mich immer«, erklärte sie. »Heutzutage konzentriere ich mich lieber auf die Gegenwart – wenn die alten Geister es zulassen. Die Vergangenheit ist eine Fotografie, die einen belügt. Man sieht darin die Details, die man sehen will. Deshalb habe ich das Interesse an der Netzespinnerin verloren. Entnehmen Sie daraus für Ihr Buch, was Sie wollen. Ich bin sicher, es wird wesentlich interessanter zu lesen sein als meines!«
    »Was soll ich wegen des Geheimgangs und Violet machen?«, wollte Sadie wissen. »Es erscheint mir grausam, sie auszusperren, aber ich kann sie auch nicht weiter durchs Haus schleichen lassen.«
    »Sie müssen sie aussperren«, erklärte Birdie mit Nachdruck. »Fordern Sie das Poet’s Cottage für sich ein, dann werden hoffentlich auch die Geister verschwinden.« Sie lächelte ihr spitzbübisches Lächeln und schloss die Tür. »Sie können mich gerne wieder besuchen«, sagte sie noch. »Aber versuchen Sie, mir nächstes Mal etwas früher Bescheid zu geben.«
    Als Sadie durch die Stadt nach Hause ging, grübelte sie über Birdies Version der Ereignisse nach. Wie sollten sie je die Wahrheit über ihre Großmutter herausfinden? Hatte Birdie die Geschichte in ihrem Buch so verzerrt, dass sie selbst in einem besseren Licht erschien? Es war so schwer festzustellen, wer Pearl wirklich gewesen war. Marguerite hatte ihre Mutter geliebt, aber Pearls andere Tochter verabscheute sie. Pearls Vater hatte sie angebetet – aber ihre Geschwister hatten offenbar kein Interesse an ihr. Wer auch immer sie gewesen war, sie hatte offensichtlich an irgendeiner psychischen Störung gelitten, lange bevor solche Dinge diagnostiziert wurden. Sadie nahm sich vor, ein wenig über Depressionen und kreative Persönlichkeiten zu recherchieren. Sie verfluchte die Tatsache, dass Abgabetermine für einige Zeitschriftenartikel nahten, da sie es kaum erwarten konnte, mit der Arbeit an ihrem Buch zu beginnen. Die jüngsten Ereignisse trieben sie förmlich dazu an, es zu schreiben.
    Beim Abendessen an diesem Tag stocherte Sadie nur im Essen herum, denn ihr Magen war immer noch empfindlich. In einer völlig umgekehrten Rollenverteilung drängte deshalb nun Betty ihre Mutter, doch etwas zu essen. Anschließend saßen sie zusammen vor einem kleinen Kaminfeuer in Sadies Zimmer, während Sadie Violets Brief vorlas.
    Ich, Violet Bydrenbaugh, bei klarem Verstand und guter Gesundheit, schreibe hiermit das Folgende nieder und übergebe es einer Person meines Vertrauens,

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