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Dornentöchter

Dornentöchter

Titel: Dornentöchter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Josephine Pennicott
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Familie, die das Recht hat, es zu erfahren. Die Worte trommelten in meinem Kopf, doch ich weigerte mich, auf sie zu hören.
    »Haie und andere Meeresräuber. Oh, großer Neptun, du seist gepriesen!«, rief Pearl. »Nimm unsere Opfergabe an und empfange diese einfache Jungfer. Hole sie in deine Tiefen, wo sie bis in alle Ewigkeit über das Königreich des Wassers herrschen kann.«
    »Sei still und hilf mir!«, brüllte Teddy sie an.
    Ich blickte hinab auf die Leiche und sah im Mondlicht, wie sich ihre Augen für eine Sekunde öffneten. Erschrocken schrie ich auf: »Sie lebt! Tut das nicht. Um Gottes willen! Sie lebt!«
    Doch in ihrem betrunkenen Zustand zogen sie Angel bis ans Wasser. Ich hielt sie an den Beinen fest, aber Pearl schubste mich lachend zurück. »Sei nicht närrisch, Violet! Sie ist tot.«
    Ich sah zu, wie die drei Schwung holten. »Eins, zwei und los!«, riefen sie im Chor. Dann schrie ich in meine Hände, als ich mit ansah, wie Angel in die Dunkelheit des Meeres hinausgeschleudert wurde.
    Und das war alles. Ich bin nicht stolz auf meinen Anteil an dieser Geschichte. Ich habe viele elende Nächte in Tränen und Todesängsten zugebracht. Ich sehne mich schon lange danach, mich meiner Mutter anzuvertrauen, fürchte mich jedoch vor ihrer Enttäuschung.
    Von uns vieren, die wir Angel durch diesen Tunnel trugen, schien diese Nacht nur mich dermaßen zu belasten. Ich weiß nicht, ob die anderen ebenso sicher wussten wie ich, dass Angel nicht tot war. Vielleicht waren sie zu betrunken, um sich Gedanken darüber zu machen. Maxwell sprach danach tagelang nicht mit uns, aber weshalb genau, weiß ich nicht. Er vertraute sich mir nicht an – ich glaube, er betrachtete mich stets als töricht und als unguten Umgang für Pearl.
    Pearl schien keinerlei Gewissensbisse zu haben. Das Einzige, was sie zu mir über diesen Vorfall je sagte, war, dass ich das Rückgrat einer Qualle bewiesen und sie zutiefst enttäuscht hätte. Wäre es denn wert, Gefängnis oder den Galgen zu riskieren, wenn sich das Mädchen das alles doch selbst eingebrockt hatte? »Du hast doch gesehen, was an jenem Abend passiert ist«, sagte Pearl zu mir. »Es war ein Unfall.«
    Und, ja, es war ein Unfall, aber ich weiß, dass unser Verhalten trotzdem falsch war und wir ihrer Mutter eine Menge Leid zugefügt haben. Wann immer ich die arme Frau mit ihrem faltigen, traurigen Gesicht die High Street hinuntergehen sehe, bin ich völlig außer mir. Sie erinnert mich so sehr an die Katze, die ihre Jungen vermisst hat.
    Angels Körper wurde nie an Land gespült. Vielleicht findet man ihn eines Tages an irgendeiner wilden Küste, doch wer wird dann noch feststellen können, was mit ihr geschehen ist?
    In manchen Nächten kann ich überhaupt nicht schlafen. Ich liege da und denke voller Furcht an den Moment, als Angel die Augen öffnete und mich ansah. Der Sturz die Treppe hinunter war ein Unfall, aber wir haben eine unschuldige Frau ins Meer geworfen. Wir sind Mörder.
    Und jetzt ist auch Pearl tot. Sie wurde von irgendeinem Wahnsinnigen ermordet und die gesamte Stadt hat Angst. Niemand kann sich schützen. Meine schöne, betörende Freundin lebt nicht mehr. Ich weiß nicht, bei wem ich beichten soll. Ich würde ja mit Maxwell reden, wenn er mich empfangen würde, aber er ist immer noch in tiefer Trauer. Außerdem hat er mich nie gemocht, und ich weiß nicht, ob er mir zuhören würde. Ich vertraue dieses Geständnis deshalb Birdie Pinkerton an und hoffe, sie weiß, was damit zu tun ist.
    Möge die Wahrheit ans Licht kommen und die Gerechtigkeit meine Seele läutern, falls sie Mitleid hat.
    Ich habe Angst. Ich fürchte mich vor den feurigen Flammen der Hölle, wenn denn ein solcher Ort tatsächlich existiert.
    Violet Bydrenbaugh
    Blackness House, September 1936
    Sadie hörte auf zu lesen. »Die arme Frau. Und das Höllenfeuer musste sie tatsächlich erleiden, nur dass es hier auf Erden stattfand. Was für ein schreckliches Ende für Violet.«
    Betty saß nachdenklich da. »Ein schreckliches Ende für Violet?«, meinte sie. »Was ist mit Angel? Ins Meer geworfen wie ein Sack Müll. Ich schäme mich so, dass meine Urgroßeltern zu einer solchen Tat fähig waren. Thomasina hat recht, was Pearl betrifft – was bedeutet, dass Nan unrecht hatte. Die ganzen Jahre, deine ganze Kindheit und Jugend lang hat sie Pearl auf einen Sockel gestellt – obwohl ihre Mutter eine Mörderin war! Wie konnte Marguerite ihrer eigenen Mutter gegenüber so blind sein?«
    »Woher

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