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Dornentöchter

Dornentöchter

Titel: Dornentöchter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Josephine Pennicott
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sonderlich gut, und mein Vater hat sie vergöttert.
    Sollte Benjamin Interesse daran haben, mit mir Kontakt aufzunehmen, was ich sehr bezweifle, so können Sie ihm gerne meine Adresse weitergeben. Er hat sich nie die Mühe gemacht, mich zu informieren, wann Pearls Beerdigung stattfand. Ich hätte ihr gerne die letzte Ehre erwiesen.
    Hochachtungsvoll,
    Ruth Whistler

KAPITEL 22
Buße
Pencubitt, Gegenwart
    »Ich schätze es eigentlich, wenn Besucher sich vorher ankündigen, meine Liebe«, erklärte Birdie, als sie die Tür öffnete.
    »Tut mir leid, Sie zu stören, aber ich hatte gehofft, dass Sie mir vielleicht weiterhelfen könnten«, entschuldigte sich Sadie. »Es geht um Blackness House.« Obwohl sie sich nach der Krankheit am Tag davor immer noch etwas benommen fühlte, hatte sie das dringende Bedürfnis, mehr über den Brand zu erfahren.
    Birdie führte Sadie ins Wohnzimmer, wo klassische Musik mit Dashs Gebell wetteiferte. Ein Heizstrahler schaffte eine stickige und beengte Atmosphäre im Raum, was durch die Bücher und Papiere, die auf dem Tisch verstreut lagen, noch verstärkt wurde. Über einem der Sessel hing ein Männerbademantel. Sadie versuchte, nicht hinzusehen. Gehörte er Maxwell? Die Vorstellung, dass Birdie immer noch seinen Bademantel bereitlegte oder sogar trug, berührte sie tief.
    Aufgeregt entschuldigte sich Birdie mehrmals für die Unordnung, obwohl das Zimmer alles andere als chaotisch war. Dann ließ sie sich auf dem Sofa nieder und sah Sadie erwartungsvoll an. Sadie reichte ihr daraufhin die historische Zeitschrift und beobachtete das Gesicht der alten Dame beim Lesen.
    »Ein tragisches Ereignis.« Birdies Tonfall verriet keine Emotion, und auch ihre Miene zeigte keinerlei Veränderung. »Arme kleine Violet. Man fand nie heraus, wie es angefangen hat. Ich vermute, Violet selbst hat versucht, in ihrem Zimmer irgendetwas zu verbrennen, woraufhin der Raum Feuer fing. Sie war so ein hübsches kleines Ding.«
    »War?«, wiederholte Sadie. »Dann ist sie also tot?«
    Das Ticken der großen Standuhr klang wie ein nervöser Herzschlag in die Stille hinein. Birdie stand auf, um den Heizstrahler herunterzudrehen. »Es käme auf das Gleiche heraus«, erwiderte sie. »Dann wäre sie besser dran.«
    »Wo ist sie?«, wollte Sadie wissen. Eine leise Angst packte sie.
    »Wissen Sie das noch nicht?« Birdie schien ehrlich erstaunt. »Diese Stadt überrascht mich immer wieder. Ich hätte angenommen, dass Sie das inzwischen herausgefunden haben oder dass jemand getratscht hat. Ich habe sie selbst in der Nähe des Poet’s Cottage gesehen und mich gefragt, ob Ihre Ähnlichkeit mit Pearl sie wohl aufgeschreckt hat.«
    Sadie blickte sie ungläubig an und Birdie lachte. »Ich muss mit Dash rausgehen«, verkündete sie, woraufhin der Hund sofort aufsprang und aufgeregt bellte. »Spaziergang, Dash!«
    Die beiden Frauen verließen das Seagull Cottage und spazierten gemeinsam durch die Stadt. Dash führte sie an den Strand hinunter.
    »Wenn Sie ihre Schafe sehen, wissen Sie, dass sie ganz in der Nähe ist. Sie lässt sie nie lange allein«, erklärte Birdie.
    Sadie musste so verwirrt dreingeschaut haben, wie sie sich fühlte. Neben dem Friedhof graste ein halbes Dutzend Schafe.
    »Bei Fuß, Dash!«, rief Birdie, und der kleine Hund gehorchte. Birdie spähte um die Landspitze herum. »Sie beobachtet uns sicher«, meinte sie an Sadie gewandt. »Sie ist wachsam wie ein Fuchs. Sie wird Angst um ihre Schafe haben. Die sind jetzt ihre Familie. Arme kleine Violet.«
    Sadie blickte sich in der vertrauten Szenerie um: der malerische, weitläufige Friedhof, die wilde Tasmanische See, die Heidekrautbüsche, die Zwergmispel mit ihren leuchtend roten Beeren, die Büschel Buttongras, Ginster, Farn und die Disteln mit ihren violetten Blüten.
    »Schauen Sie, da ist sie!«, rief Birdie.
    Sadie blickte in die gewiesene Richtung und sah eine Gestalt. Es war die Frau im schwarzen Mantel. Sie stieß einen entsetzlichen Schrei aus, drehte sich um und rannte quer über den Friedhof, wobei ihr Umhang hinter ihr herflatterte.
    »Die schwarze Frau ist Violet ?« Sadie war ehrlich verblüfft. Sie konnte kaum fassen, dass es sich bei dem, was sie für ein Gespenst gehalten hatte, nicht nur um einen echten Menschen handelte, sondern obendrein noch um das einst so hübsche Mädchen, von dem sie in Netzespinnerin gelesen hatte.
    Birdie sah in Richtung der Grabsteine, hinter denen die schreiende Gestalt verschwunden war. »Ja«, erwiderte sie.

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