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Dornentöchter

Dornentöchter

Titel: Dornentöchter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Josephine Pennicott
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klatschte flink darüber hinweg, und das dunkelgrüne Feld zog sich in sich zusammen, als würde es schrumpfen. Tu mir nicht weh! Mummy, hau mich nicht! Mummy, bitte hör auf! Die Worte in Jackies Kopf hätten ihre eigenen Gedanken sein können, doch sie wusste, dass sie von einem Menschen aus einer anderen Zeit stammten. Sie sprenkelte eine Mischung aus Aromaölen über die Stelle und fing an, ihre tibetischen Glocken zu läuten, während sich das armselige, winzige Gebilde vor Entsetzen wand.
    Schließlich betrat Jackie die Küche. Die ganze Zeit hatte sie gewusst, was auf sie wartete: der kleine Keller, der Mund, der Leib und das Herz all dessen, was das Poet’s Cottage an Abscheulichem barg. Ihr wurde bald klar, dass sie sich verschätzt hatte – sie hätte ihre energetische Arbeit hier beginnen sollen, solange sie noch frisch war. Energieranken wanden sich durch die Küche, und Jackie hatte das Gefühl, Dunkelheit würde sie umschließen und die Lichter weniger hell brennen. Sie fing an, die Glocken zu läuten, doch eigentlich wusste sie, dass es vergeblich war. Ihr fehlte die Erfahrung, um einen solchen Raum zu reinigen. Ein signiertes Diplom von einer lächelnden Frau in Weiß aus Singapur bedeutete wenig angesichts einer solch mächtigen Energie.
    Die Kellertreppe zog sie magisch an. Der Ort, an dem Sadies Großmutter erstochen worden war, musste gereinigt werden. Jackie rief sich ins Bewusstsein, dass die Dunkelheit zurückwich, wo das Licht wandelte; sie nahm all ihren Mut zusammen und machte den ersten Schritt nach unten.
    Sie konnte die hölzernen Stufen kaum erkennen, während sie sich langsam in die Dunkelheit hinabtastete. Wo war der Lichtschalter? Die Mauern fühlten sich feucht an, und über dem durchdringenden Modergeruch lag ein stechender Gestank, der sie fast überwältigte – laut Jack eine tote Ratte. Einige Sekunden später hatten sich ihre Augen ans Dunkel gewöhnt, und sie sah den herunterbaumelnden Schalter. Sie griff nach der Schnur und knipste das Licht an, dann erstarrte sie vor Entsetzen, als sie eine verhüllte Gestalt auf der gegenüberliegenden Seite des Raumes stehen sah. Schreiend drehte sie sich um, und rannte die Treppe hinauf.
    »Jackie? Wo bist du?«, rief Jack aus der Küche.
    »Hilf mir!«, brüllte Jackie und versuchte verzweifelt, die Stufen zu erklimmen. Sie hatte die Hälfte geschafft, als ihr Fuß abrutschte, sich verdrehte und etwas riss. Scheiße, Scheiße, Scheiße! Der Schmerz war heftig, doch sie musste der Gestalt – der Erscheinung, was auch immer – entkommen. Jackie rappelte sich mühsam auf, wobei ihr Herz wild klopfte, und dann zog Jack sie die restlichen Treppenstufen herauf.
    Sadie hatte Jacks Wagen zurückkommen hören, gefolgt vom Schlagen der Haustür. Es regnete, was das Arbeiten angenehmer machte. In regelmäßigen Abständen hörte sie von unten Gesänge und Klatschen. Sadie überarbeitete gerade ihre endgültige Fassung, als ein ohrenbetäubender Schrei durchs Haus drang. Sie lief in die Küche hinunter, wo Jack Jackie im Arm hielt und die Kellertür anstarrte. Sein Gesicht wirkte seltsam verjüngt. Wäre es nicht Jack gewesen, hätte Sadie vielleicht gefunden, er wirke verängstigt.
    »Sie hat da unten eine Frau gesehen.« Er blickte Sadie an. »Ich muss das überprüfen. Könnte irgendjemand im Keller herumlungern?«
    »Natürlich nicht!« Sadie machte eine wegwerfende Handbewegung.
    »Sie hat aber irgendwas da unten gesehen, deshalb sollte ich besser nachschauen gehen. Sie hat sich am Fuß verletzt.«
    Ernsthaft betroffen half Sadie Jackie auf einen Stuhl, während Jack die Stufen hinunterstieg. »Könntest du dir eingebildet haben, dass du jemanden gesehen hast?«, erkundigte sie sich sanft bei Jackie und bemerkte die Tränen auf deren Gesicht. »Vielleicht hast du dich während deiner Reinigungsarbeit zu sehr hineingesteigert. Es ist so finster und dunkel da unten.«
    Sie hörten Jack im Keller umhergehen. »Ist da jemand? Hallo?« Seine Stimme klang leise.
    Jackie schüttelte den Kopf. »Ich habe sie gesehen, Sadie. Sie hatte einen langen Mangel an. Sie war so echt wie du und ich.«
    Sadie hatte den Eindruck, als schwanke der Boden unter ihren Füßen. Sie musste wieder an die grässliche Gestalt denken, die sie tags zuvor auf dem Friedhof gesehen hatte, und wurde von einem intensiven Gefühl des Grauens gepackt. Sie durchquerte die Küche, um den Kellerabgang hinunterzuspähen. Ein stechender Verwesungsgeruch drang zu ihr herauf. Es roch

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