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Dornentöchter

Dornentöchter

Titel: Dornentöchter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Josephine Pennicott
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als Bettgeflüster Jack gegenüber wiederholt werden. Als sie sich umdrehte, um auf der Fahrerseite einzusteigen, entdeckte Sadie Thomasina, die im Vorgarten stand und sie beobachtete. Sie hatte die Arme vor der Brust verschränkt und grinste feixend.
    »Da vergräbt irgendein Mann etwas hinten im Garten«, meinte die alte Frau. »Ich frage mich, ob du darüber wohl Bescheid weißt?«
    »Vielen Dank. Das ist mein Exmann«, erwiderte Sadie mit zusammengebissenen Zähnen.
    »Dachte ich mir schon. So was strahlt er aus. Die Dinger sahen aus wie schick angezogene Rattenpuppen.« Thomasina zeigte auf das Auto. »Was fehlt ihr?«
    »Sie hat sich den Fuß verletzt. Ist im Keller gestürzt.« Beim Sprechen studierte Sadie aufmerksam die Miene ihrer Tante und fragte sich zum ersten Mal, ob Thomasina da wohl irgendwie die Finger im Spiel hatte. Ihr plötzliches Auftauchen war jedenfalls irritierend. Es erinnerte Sadie an Brandstifter, die kamen, um das Feuer anzuschauen, das sie gelegt hatten. Vielleicht war dieses Grinsen daran schuld.
    »Sie sollte sich von diesem Ort fernhalten!«, zischte Thomasina. Die Veränderung an ihr war alarmierend. »Manche Orte sind der körperlichen und geistigen Gesundheit nicht zuträglich. Hör auf mich, ich weiß es! Dort unten hat meine Mutter den Teufel an der Leine gehalten. Mich hat sie auch mal dort angekettet! Bin fast wahnsinnig geworden. Was für eine Mutter macht so was? Würdest du je deine Tochter in einem dunklen Keller anketten und ihr erzählen, der Teufel würde kommen und sie fressen?« Sie blickte Sadie eindringlich an. Diese wusste nicht, was sie sagen sollte. »Natürlich würdest du das nicht! Aber du hast das schlechte Blut von der in dir, die es getan hat! Als ich das letzte Mal diese Stufen hinuntergestiegen bin, hat der Teufel meine Mutter gefressen. Hat ihre Innereien herausgerissen. Darum gehe ich dort nicht hin und du solltest es auch nicht! Es ist ein schlechter, schlechter Ort!« Sie stürmte am Haus vorbei davon. Sadie blickte eine ebenso sprachlose Jackie an. Sie war unendlich dankbar, dass Jack die Szene nicht miterlebt hatte, auch wenn Jackie ihm später zweifellos alles berichten würde.
    »Nun, das war meine Tante Thomasina, die hinten im Garten wohnt«, erklärte sie betont munter. »Wir sind eine große, glückliche Familie.«
    Jackie wirkte völlig verstört. »Wie entsetzlich, einem Kind so etwas anzutun! Die arme, arme Frau. Und dann Zeugin davon zu werden, wie ihre Mutter umgebracht wurde. Pearl muss ein Monster gewesen sein, dass sie ihre Kinder so behandelt hat!«
    Sadie erwiderte nichts, doch auf dem Weg zum Krankenhaus fragte sie sich insgeheim, wie wahr Thomasinas Aussagen waren. Marguerite hatte Pearl angebetet und im Lauf der Jahre mehrmals durchscheinen lassen, Thomasina sei psychisch labil und habe Geschichten über ihre Mutter erfunden. Wie konnte Pearl dem einen Kind eine solch liebende Mutter sein und dem anderen gegenüber nicht?
    Vielleicht gab es weitere Hinweise im Netzespinnerin -Manuskript. Schlüssel, mit deren Hilfe sie das Rätsel der Pearl Tatlow lösen konnte, und die ihr vielleicht dabei helfen würden, die Identität der Frau im schwarzen Mantel herauszufinden.

KAPITEL 12
Flüstern
Pencubitt, Dezember 1935
    Ich war gerade dabei, das Grabmonument der Hellyer-Kinder im Garten von Blackness House zu zeichnen. Es war ein wunderschöner Sommermorgen, und ich genoss es, von Lavendelbüschen, Sonnenblumen, Schmetterlingen, Bienen, Jasmin und einem alten Pfau namens Oliver umgeben zu sein. Ein Pärchen Honigfresser hockte nebeneinander auf dem Steinzaun, und ich machte rasch eine Skizze von den beiden Vögeln. Nur der Lärm von Bauarbeitern störte die Idylle. Es schienen immer irgendwelche Männer an Blackness House zu arbeiten, wodurch Mrs Bydrenbaugh sich anhaltende Beliebtheit in Pencubitt sicherte, zu einer Zeit, in der so viele arbeitslos waren und am Hungertuch nagten. Im Lauf der Monate hatte ich mich an ihr Klopfen und die lauten Stimmen gewöhnt.
    Violet kam vom Haus her auf mich zu. »Nicht schlecht! Das ist sogar ziemlich gut, nicht wahr?«, trällerte sie. »Ich kann kein bisschen zeichnen. Mutter sagt, du hättest ein Auge für so was.« Sie ließ sich neben mir auf der eisernen Bank nieder und drapierte übertrieben sorgfältig die Falten ihres fliederfarbenen Kleides um sich herum. Ich stöhnte innerlich. In letzter Zeit kam Violet häufig heraus, um sich mit mir zu unterhalten, wann immer ich versuchte zu arbeiten –

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