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Dornentöchter

Dornentöchter

Titel: Dornentöchter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Josephine Pennicott
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wirklich so, als handle es sich um etwas Totes. Plötzlich durchflutete Licht die Dunkelheit des unterirdischen Raumes. Jack hatte den Schalter gefunden. Sie hörte, wie er einige Gegenstände umher schob, dann ein unterdrücktes »Verdammt!«.
    »Jack, ist alles in Ordnung?«, rief sie.
    Jack kam eilig die Treppe herauf und hielt sich dabei die Nase zu. »Nur ein paar tote Ratten. Ich hol mir Handschuhe und bring sie weg. Keine Frau in Sicht.«
    Aus Jacks Tonfall konnte Sadie jedoch heraushören, dass es da noch etwas gab, das er ihr aber nicht sagte. Sie ignorierte also seine Anweisung, in der Küche zu bleiben, und stieg hinab in den Keller. Was sollte sie nicht sehen?
    Der Gestank in dem kleinen unterirdischen Raum war nun schlimmer. Dann sah sie die beiden: zwei tote Ratten in Babykleidern, die auf einem Stück Pappe lagen. Sadie las die in Blockbuchstaben geschriebenen Worte auf dem Karton: MÖGE SIE IN DER HÖLLE SCHMOREN . TOD ALLEN HUREN UND RATTEN , DIE BABYS STEHLEN .
    Jack tauchte hinter ihr auf und zog sich ein Paar Gummihandschuhe über. »Du solltest zur Polizei gehen«, sagte er. »Sieht aus, als hättest du hier irgendwo einen Feind. Irgendein Verrückter.«
    »Warum sollte ich einen Feind in Pencubitt haben? Niemand kennt mich! Das ist absurd. Und die Ratten waren neulich definitiv noch nicht hier unten. Wie sind die hierhergekommen?« Sadie konnte nicht verhindern, dass ihre Stimme zitterte. »Hast du das getan, Jack? Ist das irgendein Plan, den du mit Jackie ausgeheckt hast, um uns hier zu vertreiben?«
    Er warf ihr einen feindseligen Blick zu. »Da solltest du mich aber besser kennen, Sadie.«
    Sadie fiel plötzlich auf, wie kalt es im Keller war. Auf ihren Armen hatte sich Gänsehaut gebildet. »Ich habe das Gefühl, dich überhaupt nicht zu kennen!«, zischte sie. »Ich hätte mir nie träumen lassen, dass du mal mit einer Spinnerin wie Jackie zusammen bist oder an Geister glaubst!«
    »Jackie schwört, sie hat hier eine Frau in einem langen Mantel gesehen. Ich weiß, sie ist ein bisschen abgehoben und esoterisch, aber so etwas denkt sie sich nicht aus.« Sichtlich angewidert trug Jack das Pappestück vor sich her, auf dem er die Ratten vorsichtig balancierte. »Maden! Maden und Babykleider passen für mich nicht zusammen. Igitt! Da ist eine Made auf meiner Hose!« Er zeigte auf die Handschrift auf dem Karton. »Damit solltest du zur Polizei gehen. Vielleicht sind die hier kriminaltechnisch auf dem neuesten Stand. Zumindest von Fingerabdrücken haben sie sicher schon gehört.«
    Sadie war kurz davor gewesen, ihm ihr Erlebnis mit der verhüllten Frau auf dem Friedhof anzuvertrauen, doch seine herablassende Bemerkung brachte sie zum Schweigen. Sie hatte seine mitleidige Verachtung noch gut in Erinnerung, als sie ihm damals erzählte, wie sie Marguerite kurz nach deren Tod noch einmal gesehen hatte. Wenn sie ihm von der Friedhofsfrau berichtete, würde er sie nur damit aufziehen. Oder noch schlimmer, es als weiteren Beweis ihrer geistigen Verwirrung betrachten und somit als zusätzliche Handhabe im Kampf um Betty benutzen.
    »Jackie und ich sollten für eine Weile bei euch hier einziehen«, erklärte Jack gerade. »Du weißt ja nicht, mit was du es hier zu tun hast. Zu mehreren ist man sicherer.«
    »Wann wirst du endlich lernen, dich nicht in meine Angelegenheiten einzumischen?« Sadie hatte ihre Stimme wiedergefunden. »In dem Moment, als du beschlossen hast, mit Jackie zu schlafen, hast du jegliches Recht verloren, mein Leben zu kommentieren. Was auch immer hier passiert, ich schaffe das schon. Ich brauche dich und Jackie nicht zu meiner Rettung. Ich habe euch beide auch nicht darum gebeten, hierherzukommen und mein Haus ›energetisch zu reinigen‹.«
    »Meine Tochter hat mich gebeten zu kommen«, gab Jack zurück. »Ich mag es nicht, wenn sie mit Mist wie diesem hier in Berührung kommt.« Er sah die Ratten an. »Wer weiß, was du hier anzettelst! Ich habe dich gewarnt, nicht an einen Ort wie diesen zu ziehen!«
    Er ging nach draußen, um die Ratten zu beerdigen, und Sadie rief im Krankenhaus an, um einen Termin für Jackie auszumachen. Sie wusste, dass sich hinter Jacks Ärger Angst verbarg. Er hasste es, nicht die Kontrolle zu haben.
    Jackie starrte sie an, als sie ihr ins Auto half. »Du weißt es, Sadie. Du hast sie auch gesehen, nicht wahr?«
    Sadie schüttelte entschieden den Kopf. Jackie war nun wirklich die Letzte, der sie sich anvertrauen wollte. Alles, was sie zu ihr sagte, würde

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