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Dornentöchter

Dornentöchter

Titel: Dornentöchter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Josephine Pennicott
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Dreistigkeit besaß, mit Pearl vor ihren Gästen so zu sprechen. Wir sahen alle wie gebannt zu. Ich stellte mir vor, wie Maxwell mit einer solch derben Kreatur intim wurde, und konnte es kaum erwarten, dass Pearl sie zurechtstutzen würde.
    Schließlich blickte Pearl auf. Der Ausdruck auf ihrem schönen Gesicht war freundlich, als sie ihre Angestellte betrachtete. »Gib mir eine Zigarette, Teddy, sei ein Schatz. Hast du etwas gesagt, Angel?«
    »Ich muss mit Ihnen sprechen«, wiederholte Angel und ballte dabei die Hände zu Fäusten. Mir fiel auf, wie groß ihre Hände waren und dachte daran, für wie viele kleine Kinder diese Hände schon gesorgt hatten und wie tüchtig das Mädchen war. Diese Hände hatten Maxwell an Stellen liebkost, die ich nie berühren würde. Doch ich besaß moralischen Anstand, im Gegensatz zu diesem unbedeutenden, schmutzigen Mädchen, das mit seinem geröteten grobschlächtigen Gesicht und den roten Händen trotzig vor uns stand.
    Pearl zündete sich ihre Zigarette an und blies den Rauch an die Decke. »Es gibt nichts zu sagen, Schätzchen«, erklärte sie. »Mein Mann ist es müde, dich zu beschlafen, und möchte deinen Anstellungsvertrag beenden. Wir wollen, dass du bis zum zweiten Weihnachtsfeiertag verschwunden bist.«
    »Er liebt mich.« Das Mädchen sprach leise, doch es kam uns vor, als hallten ihre Worte im Zimmer laut wie Donner. Violet hörte auf, Walzer zu tanzen, und holte tief Luft, ehe sie loskicherte. Mir krampfte sich der Magen zusammen.
    Maxwell war hereingekommen, während sie sprach, und stand fassungslos da. Angel drehte sich zu ihm um, die Augen tränennass, ein verzweifeltes Flehen in ihrem schlichten Gesicht. »Du hast es gesagt!«, heulte sie. »Sag’s ihnen, Maxwell! Sag dem Luder, deiner tollen Frau, was du gesagt hast!«
    Die Welt schien Kopf zu stehen, während ich auf seine Antwort wartete. War es möglich? Konnte er dieses dumme, ungebildete Gör mit ihrer gewöhnlichen Stimme und ihrem Dialekt wirklich lieben? Doch Maxwell schwieg. Er fasste sich lediglich an die Stirn, und ein Zittern durchlief seinen Körper.
    Pearl legte den Kopf in den Nacken und lachte rau. In diesem Moment erinnerte sie mich auf seltsame Weise an ihre eigene Schöpfung, Kenny Kookaburra. Nach einer kurzen Pause, stimmte Violet mit ein, gefolgt von Teddy. Ich muss zugeben, dass auch ich anfing zu lachen. Es fühlte sich gut und richtig an, das törichte Mädchen vor uns auszulachen. Sie hatte es gewagt, sich über ihren Rang zu erheben, indem sie ihre Position als Magd benutzt hatte, um Maxwell zu verführen. Ihr musste eine Lehre erteilt werden. Und so lachte ich, auch wenn mein Lachen zum Teil nur gespielt war.
    Pearl lachte, bis ihr die Tränen übers Gesicht liefen. »Ich glaube, da hast du deine Antwort, Angel«, meinte sie schließlich. »Sein Interesse ist erlahmt.« Dann sagte sie etwas so Obszönes, dass wir alle nach Luft schnappten, eine abscheuliche Bemerkung über Angels Geschlechtsteile. Noch nie hatte ich eine Frau so reden hören. »Das macht deinen Mangel an Intelligenz nicht wett«, fuhr Pearl fort, offensichtlich höchst erfreut über unsere Reaktion. »Männer sind so wankelmütig, nicht wahr, mein Täubchen? Geh nach oben, pack deine Sachen und lauf zu deiner Mutter zurück. Ich habe vor, ihr mitzuteilen, dass wir dich rauswerfen mussten, weil du dich an meinen Mann rangemacht hast.«
    »Maxwell, sag es ihnen!«, rief das Mädchen. »Bitte sag ihnen, was du versprochen hast. Wirf mich nicht raus. Hab Mitleid mit mir. Ich trage dein Kind!«
    Ihre Aussage ließ mich nach Luft schnappen. Violet schlug sich die Hand vor den Mund – ihr Gesicht leuchtete vor Begeisterung, dass sie einer solch geschmacklosen Szene beiwohnen durfte. Maxwell stöhnte und setzte sich mit gesenktem Kopf neben Pearl. Ich beobachtete ihn verwirrt. Pearl lachte nur noch lauter. Sie legte die Arme um Maxwell und zog ihn an sich.
    »Du bist wirklich dreist«, fauchte sie Angel an. »Hier solch einen bodenlosen Unfug zu erzählen. Als ob irgendjemand dir glauben würde. Sieh mich an! Würde irgendein Mann, der mit mir verheiratet ist, sich für jemanden wie dich interessieren?« Violet, Teddy und ich blickten folgsam zwischen den beiden Frauen hin und her. Pearl sah aus wie ein Filmstar auf einer Pralinenpackung, Angel war ein blondes Puddinggesicht.
    Angel muss den grausamen Vergleich gespürt haben, denn ihre Schultern fingen an zu beben. »Ich gehe«, sagte sie. »Ich muss nicht bleiben, wo ich

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