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Dornentöchter

Dornentöchter

Titel: Dornentöchter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Josephine Pennicott
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sie beide gerne die eigene Stimme hörten. Da Jackie von dieser Familientradition nichts wusste, versuchte sie Frieden zu stiften. Es war richtig erleichternd, Betty so streitlustig und fröhlich wie früher zu erleben. Sadie war überrascht gewesen, wie sehr Betty sich während der vergangenen Woche auf den Tanz gefreut hatte. Sie hatte lange herumüberlegt und sich schließlich für ihr jadegrünes Ballkleid entschieden. Auch Jackie hatte sich für diesen Anlass herausgeputzt und trug ein weißes Satinkleid, das ihren Körper umschmeichelte. Sadie, die bei Marias Androhung, Kupplerin zu spielen, in Panik geraten war, hatte sich eher schlicht gekleidet. Sie trug ein schwarzes Cocktailkleid aus Samt mit einem perlenbesetzten schwarzen Schultertuch darüber und dazu ein unauffälliges Paar Ohrhänger, die Marguerite ihr geschenkt hatte.
    »O Mum!«, hatte Betty geklagt. »Du siehst aus wie eine Schwarze Witwe! Kannst du dir nicht ein bisschen mehr Mühe geben? Und deine Haare sind einfach scheußlich!«
    Um ihre Tochter zu besänftigen, hatte Sadie immerhin roten Lippenstift aufgelegt, sich jedoch gegen noch mehr Glamour in Form des bestickten malvenfarbenen Kleides gewehrt, das Betty sie angefleht hatte zu tragen. Sie trauerte schließlich immer noch um ihre Mutter und ihren Ehemann, und sie würde sich ganz gewiss nicht für Marias Bekannten aufdonnern. Außerdem war eine Affäre das Letzte, was sie jetzt gebrauchen konnte.
    Da sie es nicht gewohnt war, nachts auf dem Land Auto zu fahren, wo kaum Straßenlaternen und Verkehrsschilder ihr den Weg wiesen, war Sadie erleichtert, als ein Strom von Fahrzeugen in die lange Auffahrt einbog, die zum Anwesen führte.
    »Ganz schön gruselig, was?«, scherzte Jack vom Rücksitz aus, während Sadie nach einem Parkplatz suchte. »Ein von Sträflingen erbautes Schloss, in dem es spukt – perfekt.«
    »Hier haben sich unglaubliche Tragödien abgespielt«, ließ sich Jackie mit entrückter Stimme vernehmen, denn sie hatte den Tag über brav die verschiedenen Broschüren des Fremdenverkehrsbüros studiert. Betty stupste Sadie unauffällig mit dem Bein an, und diese musste sich ein Kichern verkneifen.
    »Aber bitte starte hier keine Space-Clearing-Aktionen, ja, Schatz?«, bat Jack. »Sonst brichst du dir womöglich noch das Genick.«
    Sadie fand schließlich eine Parklücke auf einer überfüllten Koppel. Beim Aussteigen bewunderten sie alle die hell leuchtenden Sterne am Nachthimmel. Sadie musste an die erste Herrin dieses Hauses denken, die als junge Frau aus England hierhergekommen war. Was für ein Kulturschock musste das gewesen sein, in diesem fremden Land so weit entfernt von ihrer Familie und ihren Lieben ein Leben aufzubauen. Irgendwie hatte sie es wohl ertragen, auch wenn in den wenigen überlieferten Briefen oft von ihrer Abneigung gegenüber den Kolonien und ihrem Heimweh nach England die Rede war.
    »Sadie!« Maria winkte ihnen zu, als sie den Scherschuppen betraten, nachdem sie zuerst einige Tombola-Lose erstanden hatten. In ihrem türkisblauen Neckholder-Kleid sah sie noch zauberhafter aus als sonst. Mit einem glatzköpfigen Mann an der Hand, den sie sogleich als ihren Gatten Allister vorstellte, kam sie auf die Neuankömmlinge zugerauscht. »Ihr kommt gerade rechtzeitig. Die Band fängt gleich an. Ihr seht alle phantastisch aus!« Ihr Blick streifte Sadie. »Du trägst die Haare anders, nicht wahr? Damit siehst du deiner Großmutter noch ähnlicher. Kennt ihr den Tanz The Pride of Erin?« Obwohl sie alle verneinten, zog Maria sie mit in den Kreis der Einheimischen und versicherte ihnen, sie würden die Schritte ganz automatisch lernen.
    Während Sadie versuchte mitzuhalten, musste sie zugeben, dass ihr die Sache Spaß machte. Es tat gut, sich zur Abwechslung mal auf etwas anderes als auf Die Netzespinnerin zu konzentrieren. Betty tanzte kichernd mit einem Fischer vom Ort, und Jack wirbelte eine lachende ältere Dame im Kreis herum. Die gute Laune war ansteckend. Niemanden kümmerte es, falls man einen Tanzschritt ausließ – alle Fehler trugen lediglich zur gelösten Stimmung bei.
    »Hallo, schöne Frau!« Ihr Partner war nun Gary Karilla, dessen perfekt gebleichte Zähne nur so strahlten. Sadie lächelte zurück, doch dann entdeckte sie Kristie in einem tief geschlitzten Abendkleid, die sie von der anderen Seite des Kreises aus böse anfunkelte. »Ich hätte nicht erwartet, Sie hier zu treffen.«
    »Ich auch nicht, aber es ist jedenfalls eine spaßige Art, den

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