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Dornentöchter

Dornentöchter

Titel: Dornentöchter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Josephine Pennicott
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Gertrude Goannas Kaffeekränzchen – oder war es Billy Blauzunge und die Wattle-Elfe? Ich weiß es nicht … irgendein alberner Nonsens. Nach einer Weile kann ich nicht mehr folgen! Aber es macht Pearl zufrieden.
    Ich schätze mal, Du hast gehört, dass Angel abgehauen ist? Das war ein ganz schöner Schlag. Sie war echt ein liebes Mädchen und kam so gut mit unseren zwei Teufelinnen zurecht.
    Verdammt, Birdie! Du fehlst mir wirklich sehr. Bleib nicht zu lange weg, alte Freundin.
    Alles Liebe,
    Maxwell
    PS: Ist es nicht widerlich heiß? Ich denke die ganze Zeit, dass diese Hitze doch mal aufhören muss.
    Ich las diese Nachricht unzählige Male. Ich kannte jede Leerstelle, jeden Absatz. Ich lernte die Worte auswendig, bis ich sie mir im Schlaf vorsagen konnte.
    Doch ich blieb weg.
    Der Januar 1936 war einer der heißesten Sommer, die ich je erlebt hatte. Alle waren reizbar und alle, die es konnten, hielten sich in ihren Häusern auf, um der Hitze zu entkommen. Fliegen und Insekten wurden zu echten Plagen. In der Zwischenzeit wurde Edward VIII . zum König gekrönt. Noel Cowards neues Stück Astonished Heart wurde in London uraufgeführt. Rudyard Kipling starb. Der letzte Tasmanische Wolf würde in sieben Monaten in einem Zoo in Hobart verenden. Und Pearl Tatlow hatte nur noch sechs Monate zu leben.

KAPITEL 15
Auf Gräbern tanzen
Pencubitt, Gegenwart
    Das Letzte, worauf Sadie jetzt Lust hatte, war ein Dorftanz – vor allem zusammen mit Jack und Jackie, die sich benahmen wie verliebte Teenager –, aber Maria hatte darauf bestanden, dass sie alle teilnahmen. »Zum Tanz in Blackness House kommt jeder!«, hatte sie verkündet. »Sogar die alten Herrschaften lassen sich dort blicken. Es ist das größte gesellschaftliche Ereignis hier, mal abgesehen von Weihnachten. Außerdem habe ich einen Bekannten, den ich dir gerne vorstellen möchte, Sadie. Meine Intuition sagt mir, dass ihr zwei euch gut verstehen werdet. Ihr seid euch so ähnlich!«
    Und auf Sadies entsetzten Blick hin fuhr sie verschwörerisch fort: »Und für Betty wäre es doch auch schön, ein paar der Jungs vom Ort kennenzulernen. Die jungen Leute kommen alle. Denk doch nur, du würdest damit in die Fußstapfen deiner verstorbenen Großmutter treten. Das Tanzvergnügen Ende November findet schließlich seit den Gründungszeiten von Pencubitt statt. Garantiert hat sie zu ihrer Zeit dort selbst das Tanzbein geschwungen und die restliche Gemeinde schockiert.« Als letztes Lockmittel fügte sie noch hinzu: »Gracie wäre sicher schrecklich enttäuscht, wenn du kneifst. Das arme Ding steckt schließlich ihre ganze Energie in die Organisation der Veranstaltung.«
    Der Dorftanz wurde in einem alten Scherschuppen von Blackness House abgehalten. Als Sadie an diesem Abend mit Jack, Jackie und Betty hinfuhr, wünschte sie sich, sie hätte auf ihr Bauchgefühl gehört und wäre mit der Lektüre von Birdies Manuskript früh ins Bett gegangen. Zuletzt hatte sie über das Kricketmatch gelesen und war gespannt, was nun passieren würde. Gleichzeitig war sie sich nicht sicher, inwieweit sie Birdies Schilderungen trauen konnte. Irgendwie hatte das Buch einen unehrlichen Unterton, der Sadie gar nicht gefiel. Sie konnte sich allerdings nicht daran erinnern, dieses Misstrauen auch empfunden zu haben, als sie zum ersten Mal die veröffentlichte Version von Netzespinnerin gelesen hatte. Vielleicht war sie durch ihren Aufenthalt im Poet’s Cottage empfänglicher für die Nuancen der Geschichte geworden? Hatte Birdie Vorfälle absichtlich weggelassen oder verändert, um Pearl in Verruf zu bringen? Was sollte sie dadurch gewinnen? Sadie konnte sich Maxwell sehr gut vorstellen: attraktiv, begeisterungsfähig, charmant, und dazu eine junge, naive, hübsche Birdie. Hatte Birdie absichtlich Realität und Fiktion vermischt, um die Wahrheit zu verschleiern? Je mehr Sadie las, umso stärker wurde das nagende Gefühl, etwas übersehen zu haben, einen Hinweis, wer Pearl umgebracht hatte, und warum.
    Bevor sie im Poet’s Cottage losgefahren waren, hatte Sadie einen Blick auf die Straßenkarte geworfen, was sich jedoch als unnötig herausstellte, denn fast die ganze Stadt schien dasselbe Ziel zu haben. Sie hörte Betty und Jack über den Namen eines Schauspielers in einem Film diskutieren, den sie am Abend zuvor angeschaut hatten, und lächelte in sich hinein: Manche Dinge änderten sich nie. So nahe Jack und Betty sich standen, so hitzig konnten sie über Nichtigkeiten streiten, nur weil

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