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Dornröschen schlief wohl hundert Jahr

Dornröschen schlief wohl hundert Jahr

Titel: Dornröschen schlief wohl hundert Jahr Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gunnar Staalesen
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Licht auf sein grauweißes Haar und sein verkrampftes Gesicht.
    »Und noch mehr – Peter Werner wusste es auch. Peter Werner hatte Sie in der Hand. Man braucht nicht viel Phantasie, um sich vorzustellen, wo er sie gefunden hat, zufällig oder nicht. Und Peter Werner kam zu Ihnen und wollte – Geld.«
    Sein Blick kam von der Decke zurück und hängte sich in meinen. »Okay«, sagte er kurz. »Und weiter?«
    Ich beugte mich auf meinem Stuhl nach vorn. »Wie viel hat er von Ihnen erpresst, Halle?«
    Er sah mich berechnend an. Dann lächelte er verkrampft. »Nicht mehr, als ich bezahlen konnte.«
    »Vielleicht nicht. Aber es ist doch ein unangenehmes Gefühl, auf die Dauer – oder? Nur bezahlen und bezahlen, ohne etwas zurückzubekommen. Irgendwann möchte man gern, dass es aufhört, stimmt’s?«
    Seine Augen wurden schmal. »Ich verstehe durchaus, worauf Sie hinauswollen, Veum. Aber eines sollte Ihnen ganz glasklar sein. Ich habe Peter Werner nicht umgebracht. Ich hätte diese schmutzige Kreatur nicht einmal mit einer Feuerzange angefasst.«
    Nein, aber mit einem Messer vielleicht?, dachte ich und sagte laut: »Gut. Aber dann können Sie mir sicher sagen, wo Sie an dem Abend waren? Wenn nicht – dann müssen Sie es der Polizei erzählen.«
    »Ich … wann war das? An dem Tag – war ich bei einer Sitzung. Ich habe oft Sitzungen, auch abends, meine ich.« Er sagte das, als sei es etwas, auf das man stolz sein konnte.
    »Mit vielen Teilnehmern?«, sagte ich – ganz unschuldig.
    Er wandte den Blick ab. »Nein. Nicht viele.«
    Wir saßen da und sahen einander an. Er sah noch einmal auf die Uhr. »Zehn vor elf«, sagte ich.
    »Ich habe um elf Uhr einen weiteren Termin.«
    »Dann denke ich, Sie sollten sich beeilen, etwas mehr von dieser Sitzung zu erzählen.«
    Wieder sah er zur Tür. Dann beugte er sich über den Schreibtisch, lehnte sich dann wieder zurück, griff nach einem Lineal und schlug es ein paar Mal hart auf seine Handfläche. Er sagte nichts.
    »Es hat in Ihrem Leben viele Frauen gegeben, was, Halle?«
    »Das will ich am allerwenigsten mit jemandem wie Ihnen diskutieren.«
    Ich hob die Hände. »Wie Sie wollen. Es gibt andere, denen Sie die Antwort nicht verweigern können.«
    Er wurde rot im Gesicht. »Jetzt hören Sie mal zu, Veum.« Seine Stimme war jetzt leise und eindringlich. »Eine missglückte Ehe kann eine schwere Last sein. Aber ab und zu wählt man, sie zu tragen. Meine – ich – ich habe mich in einer Zeit nach oben gearbeitet, als die Karriere davon abhängen konnte – als eine Scheidung, so wie ich sie gehabt hätte, die Karriere zerstören konnte, mit dem ganzen Schmutzige-Wäsche-Waschen und ohne die geringste Form von – Haltung! Ich – ich habe einen tadellosen Ruf. Ich bin ein guter Familienvater, ein angesehener Ehemann, ein Kollege und Chef, den meine Mitarbeiter schätzen. Aber ich habe mich hochgearbeitet. Ich bin nicht umsonst hier angekommen. Es hat etwas gekostet, und – ich habe gewählt die Last zu tragen.« Nachträglich fügte er hinzu: »Und dann waren da natürlich die Kinder.«
    »Ja, da waren die Kinder, natürlich«, wiederholte ich, trockener als ich es eigentlich wollte. Und ich fügte hinzu: »Aber aus welchen Gründen missglückte es?«
    »Das will ich nicht mit Ihnen diskutieren, habe ich doch gesagt!«
    »Meistens liegt die Schuld auf beiden Seiten«, sagte ich.
    Er sah mich entnervt an, sagte aber nichts.
    »Sie haben mir noch nicht genug von der Sitzung erzählt, Halle. Wenn Sie mir kein hundertprozentiges Alibi liefern können für den Abend, dann zwingen Sie mich, mit dem, was ich weiß zur Polizei zu gehen.«
    Er sah mich verbiestert an. Dann schrieb er etwas auf ein Stück Papier und reichte es mir über den Schreibtisch. Es stand ein Frauenname und eine Adresse darauf.
    »Gehen Sie zu dieser Frau, Veum. Fragen Sie sie.« Er war jetzt blass. »Aber um Himmels willen, seien Sie diskret. Ich bitte Sie, Veum, es – es ist ein respektables Mädchen. Sie – sie hat nichts mit dieser Sache zu tun.«
    Ich las den Namen noch einmal. »Und Sie wollen also ihren guten Ruf aufs Spiel setzen – um Ihren eigenen zu retten? Sie werfen sie – den Wölfen vor … wenn Sie nur selbst gerettet sind?«
    Er erhob sich hinter dem Schreibtisch. »Ja«, sagte er heiser. »Ja. Sie können jetzt gehen, Veum.«
    Ich stand auf. Noch einmal sah ich auf den Zettel, den ich in der Hand hielt. »Es wird ihr sicher nicht gefallen«, sagte ich leise.
    Er stand mit gebeugtem Nacken,

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