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Dornröschen schlief wohl hundert Jahr

Dornröschen schlief wohl hundert Jahr

Titel: Dornröschen schlief wohl hundert Jahr Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gunnar Staalesen
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wer weiß was. Er war bis unter die Halskrause voller Stoff, und seine Arme waren voller Narben. Er müsse sich ausruhen, sagte er, und er konnte hier ein paar Stunden schlafen. Dann war er wieder auf und in Bewegung, rastlos, aufgedreht, immer weiter. Und das war das letzte Mal, dass ich ihn gesehen habe.«
    »Vor einem halben Jahr«, wiederholte ich.
    »Ja. Ich fürchte also, dass ich keine große Hilfe bin.«
    »Du hast gesagt – er hätte erzählt … Hat er gesagt, ob er selbst etwas mit Prostitution zu tun hatte?«
    »Mmm.« Er nickte. »Er erzählte – ja. Sowohl mit Männern, als auch Frauen. Aber das war vorher, sagte er. Bevor er – andere Wege fand. Danach schlief er nur noch mit Frauen, weil er Lust dazu hatte, wenn er Lust dazu hatte. Er hat auch von ihnen erzählt. Mit allen Details. Eine davon war die Frau von seinem Chef.«
    »Die Frau von seinem Chef? Jonassen?«
    »Ja? Ja, vielleicht … Wie hieß sie noch – oh, das war jetzt im Herbst, als er das letzte Mal hier war, dass er … Irene? Kann das sein?«
    Ich nickte stumm.
    Er fuhr fort. »Sie war älter als er. Er sagte, er würde reife Frauen bevorzugen, jetzt. Einmal – einmal hatte er eine Beziehung mit einem Mädchen gehabt, die erst – die – zu jung war.« Die letzten Worte kamen wie ein Hauch. »Später – später bevorzugte er die – reiferen. Schlafe nie mit jungen Mädchen, sagte er immer zu mir. Du wirst sie nie wieder los. Sie lieben dich kaputt, und sie werden es nie müde. Schlaf mit einer Frau, die dich einmal liebt, aber richtig, sagte er.« Er lächelte – ein trauriges, fast wehmütiges Lächeln, als erinnerten ihn seine eigenen Worte an etwas, an das er schon lange nicht mehr gedacht hatte.
    Irene Jonassen, sagte ich im Stillen zu mir selbst. Du hast gelogen, Irene. Oder er hat gelogen, als er von dir erzählt hat. Einer von euch beiden lügt, einer von euch … Und ich hatte gewusst, dass ich Irene Jonassen wiedersehen würde, und dass wir beim nächsten Mal vielleicht etwas mehr auszutauschen hätten als weltgewandte Sarkasmen.
    »Du hast gesagt, dass er erzählt hat, er hätte andere Wege gefunden, um an Geld zukommen. Hat er gesagt, welche?«
    Er sah mich unsicher an. »Das waren all die Einbrüche natürlich. Ein paar Ärzte, die sie erpressten, ihnen Rezepte auszuschreiben, auf falsche Namen. Und auch – andere Sachen …« Er zauste sich die Haare. Schuppen fielen wie Staub auf seinen Pullover. Mit Widerwillen blickte er auf seine Hand, aber ohne Kommentar.
    »Andere Sachen …«
    »Hören Sie mal – wie offiziell ist das hier eigentlich? Haben Sie eine Art – Meldepflicht? Ich meine – gegenüber der Polizei? Ja, weil ich keine Lust habe, in irgendwas reingezogen zu werden. Ich habe nur – wir waren eine Zeit lang Freunde, Peter und ich. Aber später, na ja …« Er zuckte mit den Schultern. »Seine reifen Freundinnen. Sie machten ihm Geschenke. Sie nahmen ihn mit in teure Hotels. Amerikanische Touristinnen mittleren Alters. Die bissen am leichtesten an. Er sammelte sie auf, oft oben im Restaurant auf dem Fløien. Kam mit ihnen ins Gespräch, ging mit ihnen ins Hotel, schlief mit ihnen, bekam Geld …«
    »Aber das ist nicht das, was du mir eigentlich erzählen willst. Ich meine – du hast vorhin an etwas anderes gedacht.«
    Er sah mich stumm an, lächelte hilflos.
    Ich sagte: »Ich habe keine Meldepflicht – weder der Polizei noch anderen gegenüber. Peters Eltern haben mich gebeten, ihn zu suchen, aber sie haben mich nicht gebeten, irgendwas zu erzählen. Ich fürchte, sie haben selbst Angst, dass sie schon viel zu viel wissen. Sie wollen ihn nur finden. Du kannst also ruhig erzählen.«
    Er nickte und schluckte. »Er … Finden Sie es nicht auch merkwürdig, dass er nicht seinen Job verlor, so oft wie er blau machte?«
    »Doch. Aber seine Kumpel – bei der Arbeit – haben angedeutet, dass das etwas mit Frau Jonassen zu tun haben könnte.«
    »Das sollte doch wohl eher ein Grund sein, ihn zu feuern, oder? Aber vielleicht …« Sein Blick wurde wieder nachdenklich. »Vielleicht hat er es so erfahren. Durch sie.«
    »Was – erfahren?«
    »Er – er wusste etwas über Jonassen. Er hat nie gesagt, was, aber er hat erzählt, er hat geprahlt, dass er Jonassen in der Hand hätte, wie er es ausdrückte – ja, dass er ihn in der Hand hätte, genau so. Dass er kommen und gehen könnte, wann er wollte, er würde den Job nicht verlieren, und dass Jonassen ihm sogar noch extra was bezahlte.«
    »Mit anderen

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