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Dornröschen schlief wohl hundert Jahr

Dornröschen schlief wohl hundert Jahr

Titel: Dornröschen schlief wohl hundert Jahr Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gunnar Staalesen
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würde es hässlich in den dunklen Fichten quietschen. Man konnte es ihnen ansehen. Sie lehnten sich leicht gen Südosten, als würden sie fernen Stimmen lauschen.
    Ich näherte mich dem großen Gebäude. Ein alter Firmenname war an die Wand gemalt, aber die Farbe war zum Teil abgeblättert, sodass es schwierig war, die Buchstaben zu entziffern.
    Der große Lastwagen parkte vor dem Gebäude. Die hinteren Türen standen offen. Große Schiebetüren waren aufgeschoben, und es leuchtete gelb und hell von innen. Das Licht fiel in einem lang gezogenen Rechteck über den Schotter hinter dem Wagen. Hinter der Türöffnung sah ich Stapel mit Baumaterial.
    Ich hörte leisen Motorenlärm, und ein viereckiger Schatten kam aus der Türöffnung gefahren. Es war ein stabiler, roter Gabelstapler. Auf der Seite stand der Name eines mir nicht unbekannten Bauunternehmers. Auf dem Gabelstapler saß Karsten Edvardsen.
    Routiniert brachte er den Gabelstapler hinter dem Lastwagen in Position, schob die Gabel in den Laderaum und zog sie mit einem breiten Stapel schaukelnder Planken wieder heraus. Edvardsen setzte geschickt zurück und verschwand wieder in dem Gebäude. Drinnen hörte ich Stimmen und das Geräusch des Gabelstaplers, der sich seiner Last entledigte. Dann war er wieder draußen, schnell und unerbittlich.
    Ich blieb zwischen den hohen Fichten stehen und versuchte, das Gebäude zu überblicken. Das große Haus lag ganz unten am Wasser, und ich erkannte einen soliden Bootsanleger. Die Front zeigte zum Meer, und der Haupteingang war an einer der Seitenwände. Aus der hinteren Mauer wuchs ein flacherer Anbau hervor. Sowohl das Hauptgebäude als auch der Anbau hatten Fenster, aber im Anbau war kein Licht. Wenn ich dort hinunter kommen könnte, könnte ich durch die Fenster in das Hauptgebäude sehen. Wenn ich auf der anderen Seite des Anbaus hinunterstieg, würde man mich von dort, wo sie standen, nicht einmal sehen können.
    Ich zog mich weiter zwischen die Bäume zurück, bewegte mich in ihrem Schutz bergab auf das Gebäude zu und steuerte den hinteren Teil des flachen Anbaus an.
    Der Waldboden unter meinen Füßen war nass und rutschig, und beinah wäre ich auf den glatten Wurzeln ausgerutscht. Meine Schuhe waren klatschnass, und feuchte Äste schlugen mir ins Gesicht. Durch die Bäume hindurch sah ich das Gebäude vor mir wachsen, und das Geräusch des Meeres wurde deutlicher. Ich konnte hören, wie das Wasser am Ufer auf die Steine spülte und wieder zurückfloss.
    Dann erreichte ich die Mauer. Ich bewegte mich leise an der Wand entlang. Zwei Fenster waren auch auf dieser Seite erleuchtet, und ich näherte mich vorsichtig. Auf dieser Seite lag das Haus direkt an einer kleinen Bucht, und es war glatt und rutschig auf den Felsen. Der Salzgeruch des Meeres wurde stärker, und ich nahm auch den Geruch des Tangs vom Strand her wahr. Dann hatte ich das erste Fenster erreicht. Das Licht schien von dieser Seite aus gedämpfter, und ich bemerkte schnell, weshalb. Als ich durch das Fenster sah, erkannte ich nichts weiter als hohe, ordentliche Stapel von etwas, das aussah wie Gipsplatten.
    Ich ging schnell zu dem anderen Fenster. Dort sah ich das gleiche. Weiße, dünne Gipsplatten in einer Höhe, die den Ausblick durch das Fenster versperrten.
    Das sprach zwar schon für sich selbst, aber mehr hatte ich von oben durch die Bäume auch nicht gesehen. Ich blickte zur Seite und dann nach oben. Vier, fünf Meter über mir, ungefähr auf Höhe der Dachrinne des Anbaus, war ein kleines, quadratisches Fenster erleuchtet. Es war ganz allein und völlig asymmetrisch in der Wand platziert, aber das musste wohl einmal einen Grund gehabt haben. Jedenfalls hatte es jetzt einen. Wenn ich nur dort hinaufkommen könnte.
    Ich ging zurück zur Rückseite des Anbaus. Die Baumstämme lehnten sich schwer über das Haus, als hätten sie längst beschlossen, dieses Menschenmachwerk zu überleben. Wenn es mir gelang, mich mit dem Rücken gegen die Wand zu stemmen und mich hinaufzuziehen, konnten mir sogar die kleinen Äste dabei helfen. Wenn ich nur aufs Dach hinaufkam, und wenn nur die Dachrinne stabil genug war, dass sie mich hielt, dann würde ich das Fenster erreichen können. Das waren zwei Wenns, aber es gab keinen Grund, es nicht wenigstens zu versuchen.
    Ich stand einen Moment still und lauschte. Dann begann ich zu klettern. Die Wand an meinem Rücken war uneben, und einige der Äste, an die ich mich klammerte, gaben bedenklich nach. Es ist schwierig, an

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