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Dornröschengift

Dornröschengift

Titel: Dornröschengift Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Krystyna Kuhn
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danke schoss mir ebenso schnell durch den Kopf, wie ich ihn wieder verscheuchte. Aber Finn und Lisa? Wie konnte ich nur denken, Finn hätte etwas mit ihrem Tod zu tun? Ich hatte die beiden doch nie zusammen gesehen. Aber – schoss mir sofort der Gedanken durch den Kopf, Ruven hatte ich schließlich auch nie alleine mit Lisa gesehen, oder? Es war so einfach, jemanden zu beschuldigen, den man eigent lich nicht kannte. Klar – sonst müsste man ja jemanden, der ei nem vertraut war, verdächtigen! Mir war kalt. Ich sollte wieder hineingehen. In diesem Augenblick vernahm ich Stimmen auf dem Pausen hof. Jemand lachte, und wenn mich nicht alles täuschte, hört e es sich nach Jamaica an . Ich schob mich dichter ins Gebüsch. Die Äste, die mir die nack ten Arme zerkratzten, ignorierte ich . Wieder hörte ich ihre Stimme, dieses Mal lauter. Jamaica wa r kein Typ der leisen Töne. »Hilfe!«, rief sie. »Ich glaube, ich mus s mich an dir festhalten. « Ich hielt den Atem an, doch die Antwort konnte ich nicht ver stehen . War sie mit Finn da draußen ? Klar, weil sie Tom nicht kriegen konnte . Dann hörte ich sie seufzen. »Mir ist kalt. « Eine kurze Pause, sie kicherte aufreizend. »Wie findest du mei n Kleid? « Nun, die Silhouette ihres kurzen Kleides war durch die Kunst stoffverkleidung der Bushaltestelle nicht zu übersehen. Auc h nicht, dass die beiden eng beieinanderstanden. Küssten si e sich ? Unwillkürlich trat ich ein Stück vor . Verdammt! Ich konnte es nicht erkennen . Sie sprachen leise miteinander. Selbst Jamaica war kaum zu ver stehen. Nur ein undeutliches Gemurmel, bis Jamaicas Stimm e plötzlich lauter wurde. »Ich kenne dein Geheimnis … « »… Geheimnis? « Das war eindeutig eine tiefe Stimme . Verdammt, ich konnte nichts verstehen. Vor Aufregung stie ß mein Kopf an die Plastikverkleidung der Bushaltestelle. Alle s was ich wahrnahm, war eine aufgeregte Diskussion . Oder sogar ein Streit ? Nein, Jamaicas Gekicher klang nicht nach einer Auseinanderset zung. Eher so, als ob sich ihre Hoffnungen auf diesen Abend er füllten .
    Also war sie doch mit Tom hier draußen ? Oder hatte sie lediglich Alkohol getrunken ? Das Gerücht besagte, Ruven hätte hochprozentige Getränke i n seinem Rucksack mitgebracht . »Du kannst dich auf mich verlassen«, erklärte Jamaica nun i n diesem Tonfall, den sie draufhatte, wenn sie besonders coo l wirken wollte. »Ich bin kein Verräter.« Und dann: »Jeder hat ei n Ziel, für das er lebt. « Vor Aufregung trat ich auf einen Ast, der laut knackte . Verdammt ! Jamaica brach abrupt ab. »Komm, gehen wir woandershin«, hör te ich sie flüstern. In der nächsten Sekunde waren sie ver schwunden .

Der letzte Tango
    K einer von ihnen war zu sehen: weder Jamaica noch Finn noc h Tom. Weder auf der Tanzfläche noch am Getränkestand noc h an einem der Tische. Sie hatten sich in Luft aufgelöst . Dafür stürzte sich verzweifelt das Package auf mich: »He, Sofie , tanzt du mit mir den Tango? Ich sterbe für diesen Tanz.« Er war f den Kopf in den Nacken und hob theatralisch den Arm . Normalerweise hätte ich darüber lachen müssen, aber jetzt hat te ich andere Dinge im Kopf . Ich schüttelte den Kopf. »Den habe ich bereits jemandem ver sprochen. « »Tom? « »Hast du ihn gesehen? « »Nein«, er schüttelte den Kopf und verzog das Gesicht zu eine r Grimasse . Ich mochte das Package. Wenn er nicht gerade unglücklich ver liebt war, dann konnte er wirklich witzig sein . »Hast du es schon mit Carlotta versucht?«, fragte ich . Er zuckte mit den Schultern. »Die hat wieder einmal einen Heul - krampf. Ist mit Valerie auf der Toilette verschwunden. Sin d dort schon eine halbe Stunde. Was macht ihr Mädchen eigent lich immer auf dem Klo? Warum könnt ihr nicht alleine dorthin , sondern nur mit Begleitschutz? « Die Toilette? Natürlich ! Ich hätte das Package küssen können für diese Idee ! Ohne auf meine Umgebung zu achten, rannte ich Richtung Klo .
    Vorbei an dem Tisch meiner Eltern. Vor Aufregung trat ich auf den Saum meines Kleides. Ein Geräusch, als ob der Stoff riss. Ich sah an mir hinab. Meine Schuhe waren total verdreckt. Als ich aufblickte, stand plötzlich Jamaicas Mutter vor mir. Ich hatte nie das blaue Kleid gesehen, das Jamaica hätte tragen sollen. Doch als ich nun Frau Schuster vor mir sah, konnte ich es mir lebhaft vorstellen. Sie trug einen verstaubt wirkenden schwarzen Samtrock bis zu den Knöcheln. Dazu eine weiße Bluse mit Spitzenkragen. An ihrem Arm hing ein

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