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Dornröschengift

Dornröschengift

Titel: Dornröschengift Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Krystyna Kuhn
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beginn t gleich. Die stellen sich schon alle auf. « »Klar«, sagte ich, erleichtert, Jamaicas Mutter zu entkommen . Zum Abschied warf ich ihr einen bedauernden Blick zu . »Wer war das?«, fragte Tom im Gehen . »Frau Schuster. Hast du Jamaica irgendwo gesehen? « »Nein. « »Ich möchte nur wissen, wo sie ist. « Er deutete mit der Hand geradeaus und bemerkte spöttisch : »Ihr Tanzpartner scheint sie nicht zu vermissen. « Finn stand an eine Säule gelehnt und starrte genau in mein e Richtung. Als er mich mit Tom kommen sah, wandte er sich u m und entfernte sich in Richtung Ausgang . Unwillkürlich blieb ich stehen und machte mir plötzlic h schreckliche Sorgen. Wo war Jamaica? Der Tango war ihr Lieb lingstanz, das Highlight. Sie aber war verschwunden . Ich spürte, wie mir plötzlich die Tränen kamen. Was war nur lo s hier? Warum musste nur alles so kompliziert und verwirren d sein? Ich wünschte, Mike wäre hier. Er hätte alle Probleme mi t ein paar Worten gelöst und dann hätte er mit mir nach Jamaic a gesucht . »Ich wünschte, Mike wäre hier«, sagte ich laut. »Manchmal ver misse ich ihn ganz schrecklich. « Tom zog mich mit sich auf die Tanzfläche. Die ersten Takte de s Tangos erklangen. Der Titelsong aus dem Phantom der Oper . »Jetzt hast du ja mich«, erklärte er und drückte fest meine Hand , ganz fest, bis es wehtat .

Das Kleid
    I n der Nacht nach dem Abschlussball stürmte es heftig. Laut peitschte der Regen gegen das Fenster. Irgendwo im Park wur den Gegenstände von dem heftigen, laut wütenden Sturm durch die Luft gewirbelt. Wie seltsam und unwirklich: Trotz des Lärms, der durch das ge kippte Fenster drang, glaubte ich den warnenden Ruf Oskars zu hören. Das war natürlich unmöglich. Jeder Mensch, jedes Tier verkroch sich in so einer Nacht irgendwo, suchte sich einen tro ckenen sicheren Unterschlupf. Irgendwann gegen Morgen schlief ich ein. Die Eindrücke des Abschlussballs schwirrten die ganze Nacht in meinem Kopf he rum. Es wäre wirklich praktisch, wenn man das Gehirn wie den Fernseher oder die Nachttischlampe einfach ausschalten könnte. Mike meinte immer, he, was da oben abgeht, davon hat keiner einen Plan. Da können die ins Weltall fliegen, Außerirdische entdecken, nur was in dir vorgeht, bleibt allein dein Geheimnis. Das nimmst du mit in den Tod. Mike hatte verdammt oft vom Tod gesprochen und sich nicht davor gefürchtet. Schweißnass schreckte ich aus dem Schlaf. Ein Blick auf den Wecker zeigte: Es war bereits nach elf. Eilig sprang ich aus dem Bett, schlüpfte in meine Hausschuhe, zog den Bademantel über und machte mich auf den Weg ins Bad. Aus dem Flur hörte ich Hendriks tiefe Stimme: »Wenn ik den Kerl erwische! Diesmal hat er hinter dem Pavillon gegraben.
    Dann hat ihn wohl dat Wäder überrascht. Er hat dat Loch nic h wieder zugebuddelt. « »Woher wollen Sie wissen, dass es ein Mann ist?«, fragte mein e Mutter ungeduldig . »Fußabdrücke! Mindestens zwei Nummern größer als meine. « Müde stolperte ich ins Bad, putzte die Zähne und überlegte , welchen Grund es geben konnte, in unserem Garten Löcher z u graben . Von Weitem hörte ich die Türglocke . Dann eine aufgeregte Stimme . Ich unterbrach kurz das Zähneputzen, um zu lauschen. Der ru hige Tonfall meines Vaters, dann wieder die hohe aufgeregt e Stimme . Neugierig trat ich hinaus auf den Flur, wo ich auf Tom traf, de r mit verwuschelten Haaren aus seinem Zimmer kam. Ihm schie n es nicht besonders gut zu gehen, er sah fürchterlich blass aus . Die Augen zusammengekniffen, fragte er: »Was ist los? « »Keine Ahnung. « »Kannst du deiner Mam ausrichten, ich habe fürchterliche Kopf schmerzen und komme nicht zum Frühstück? « Ich nickte und er kehrte mir den Rücken zu, um in sein Zimme r zurückzugehen, als plötzlich ein schreckliches Schluchzen er klang. Aufgeregt rannte ich die Treppe hinunter . An der Haustür stand Jamaicas Mutter. Sie trug noch dieselbe n Kleider wie gestern Nacht. Ihr Make-up war verschmiert, di e weiße Bluse schmutzig und sie presste einen blauen Stoff an ih re Brust . Sobald sie mich erkannte, rannte sie auf mich zu, packte mic h an der Schulter, schüttelte mich: »Wo ist sie? Wo ist sie? « »Wer? « »Lena! « »Jamaica? «
    »Sie war heute Morgen nicht da. Das Bett ist unberührt.« Ihr e Stimme überschlug sich. »Ich habe mit Finn telefoniert. Er ha t sie überhaupt nicht nach Hause gebracht. Er behauptet, sie se i irgendwann auf dem Ball verschwunden. « Ich starrte sie an,

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