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Dornroeschengift

Dornroeschengift

Titel: Dornroeschengift Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Krystyna Kuhn
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rätselhaft war, hatte sich de r Nebel aufgelöst . Der Himmel – er war einfach nur blau . Ein zu schöner Tag, um von zu Hause wegzulaufen .

Alles Lüge
    I ch fuhr mit dem Gefühl die Straße entlang, ich müsste alle Er wachsenen bestrafen. ALLE! Vor allem Pa, Mam und – so wurde mir klar, während ich erbittert in die Pedale trat – Carlottas Va ter! Denn er hatte mich dazu gebracht, ihnen all diese Dinge ins Gesicht zu schleudern. Obwohl ich wusste, es würde meine El tern verletzen, Jamaicas Geheimnisse preisgeben und – viel leicht – Tom zu Unrecht beschuldigen. Zum Teufel, sollte der Berger doch seine eigene Tochter, sollte er Carlotta fragen, was sie und ihre Ghostriders über Lisa wuss ten. Die waren doch die Freaks, die eigentlichen Spinner, total ausgeflippt und irre! Was hatten sie im alten Hotel zu suchen gehabt? Warum hatten sie dort geputzt? Und dann immer diese Heimlichkeiten, diese merkwürdige Sprache, in der sie miteinander redeten. »Wir haben keine Schuld«, hörte ich wieder die Stimme in dem alten Hotel. Und plötzlich wusste ich, wohin ich fahren würde: zu Carlotta. Ich hätte das schon viel früher machen sollen. Doch verletzter Stolz hatte mich daran gehindert. Carlotta hatte sich schließ lich für Ruven und gegen mich entschieden. Ich wollte ihr Fragen stellen, wie ihr Vater mir. Warum sie ge weint hatte, warum sie schweigen musste. Wer an dem Tag im alten Hotel bei ihr gewesen war. Und was sie an dem Abend nach dem Tanzkurs wirklich gemacht hatten. Darum sollte die Polizei sich kümmern! Und nicht um Finns Rol lerspuren. Aber vielleicht war das wie bei Lisa. Ein ganzes Dorf suchte nach ihr, nur weil sie die Tochter des Bürgermeister s war. Und der Polizist verdächtigte seine eigene Tochter nicht ! Sie hatten Lisa nach Hause gebracht – das hatte die Nachbari n bestätigt. Aber was hieß das schon ? Lüge, dachte ich, alles Lüge . Ein Bild konnte ich nicht vergessen – Lisa war an dem Aben d nicht etwa hinter Finn hergetrottet. Sondern hinter Ruven, Va lerie und Carlotta. Wie ein Schaf .
    Ich trat in den Flur und wagte nicht, Frau Berger in die Augen z u sehen, denn sie begrüßte mich mit strahlendem Lächeln . »Sofie, du warst ja lange nicht mehr hier. Carlotta ist in ihre m Zimmer. Sie freut sich sicher, dich zu sehen. « »Ist sie allein?«, fragte ich möglichst ruhig . »Ja, nach dem gestrigen Abend ist sie ziemlich müde und . . . « Sie senkte die Stimme. »Weißt du es schon? Lena Schuster is t heute Nacht verschwunden. Das belastet sie sehr. Erst Lisa un d jetzt Lena. « Ich nickte, wobei ich vermied, ihr in die Augen zu sehen. Statt dessen zog ich die Schuhe aus und stellte sie an die Garderobe . »Möchtest du etwas trinken? « Ich schüttelte den Kopf . »Du kennst ja den Weg, auch wenn du lange nicht hier warst . Ich habe nie verstanden, was Carlotta eigentlich an dieser Vale rie findet. « Ich hätte ihr gerne erklärt, dass nicht Valerie der Grund war , weshalb wir uns auseinandergelebt hatten, sondern Ruven . Weil Carlotta hoffnungslos in ihn verknallt war. Aber davon er zählt man Eltern nichts. Auch nicht Carlottas Lieblingssatz: »Ic h würde alles für Ruven tun. « »So verliebt könnte ich nie sein«, hatte ich ihr widersprochen . »Dann weißt du nicht, was Liebe ist. «
    Ich klopfte leise an die Zimmertür, an der ein Schild mit eine m Phönix hing, wartete jedoch nicht, bis Carlotta mich herein bat . Leise Gitarrenmusik war zu hören. Eine hohe Frauenstimm e sang eine Melodie. Seit Carlotta zu den Ghostriders zählte, hör te sie ständig diese Mittelaltermusik. Historock nannten sie es , während Jamaica spottete – Musik für die Gruftis aus dem Mu sikantenstadl . Das Zimmer hatte sich total verändert. Den Boden bedeckte ei n bunter Flickenteppich und auf dem Schreibtischstuhl lag ei n braunes Schaffell. Anstelle der Poster von Avril Lavine und Kyli e Minogue hingen Poster mit Elfengestalten an der Wand, di e den Titel trugen: Liebe deine Fantasy . Ich ging einfach zum Regal und schaltete die Musik aus . Das hätte ich nicht machen sollen . Carlottas Gesicht verfärbte sich weiß und sie starrte mich an – ihr Blick war gläsern. Hatte sie Drogen genommen? Mir schie n inzwischen nichts mehr unmöglich . »Ich muss dich sprechen.« Ich ließ mich auf das Schaffell fallen . »Hast du mich erschreckt! « »Was ist mit Lisa passiert?«, fragte ich ohne Vorwarnung. »D u weißt etwas. Ich habe dich weinen gehört. Gestern Abend au f dem Klo.

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