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Dornroeschenmord

Dornroeschenmord

Titel: Dornroeschenmord Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anna Kalman
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aufzuhängen. Hinter ihm war Gwendolyn ins Zimmer getreten.
    »Ich dachte, ich helfe dir beim Einräumen. Damit alles seine Ordnung hat.« Sie griff in den Koffer und zog ein Jackett auf einem Bügel heraus. Als sie es in den Schrank hängen wollte, verzerrten sich ihre Gesichtszüge.
    »Ein Drahtbügel!« rief sie hysterisch. »Du weißt doch, daß ich Drahtbügel hasse. Nicht zu fassen, daß du sie hierher mitbringst.« Sie riß den Bügel aus der Jacke und schleuderte ihn durchs Zimmer.
    »Aber Mutter, beruhige dich. Wir können doch auch einen anderen Bügel nehmen. Es sind ja genug da.« Edward war über Gwendolyns Ausbruch erschrocken. Doch sie hörte ihn nicht.
    »Ich habe doch gewußt, daß du bei dieser Mandy verkommst. Frau Hindenberger, kommen Sie, kommen Sie!« rief sie durch die offene Tür.
    Die Haushälterin eilte die Treppe herauf. »Was ist denn, gnä’ Frau? Was ham’s denn wieder?« Frau Hindenberger war mit der leichten Erregbarkeit der Gräfin vertraut und blieb völlig gelassen.
    »Weg mit diesen Drahtbügeln! Ich will sie nicht mehr sehen.« Gwendolyn stürzte aus dem Zimmer.
    Die Haushälterin legte begütigend ihre Hand auf Edwards Arm. »Regen Sie sich riet auf, Herr Graf. Sie wissen ja eh, wie sie ist. Sie ist halt amal auf ihre Ordnung bedacht. Da darf nix stören.« Frau Hindenberger sammelte die übrigen Bügel gleichmütig ein und ging hinaus. Edward blieb fassungslos zurück.
     
    Zwei Stunden später lag er noch immer wach in seinem Bett. Ein rasselndes Geräusch ließ ihn hochfahren. Er richtete sich auf und lauschte in die Dunkelheit. Nichts. Trotzdem stand er auf und suchte vergeblich nach dem Lichtschalter. Vorsichtig, um nicht zu stolpern, tastete er sich die Treppenstufen hinab. Auch im Erdgeschoß regte sich nichts. Nur ein schmaler Lichtstreifen schimmerte durch den Spalt der Kellertür.
    Er folgte dem Schein und stieg die Kellertreppe hinab. Modriger Geruch schlug ihm entgegen. An den Wänden tanzten dunkle Schatten im flackernden Feuerschein. Tonlose Stimmen von weither wisperten seinen Namen. In der Mitte des Raums stand Gwendolyn. Mit wirrem Haar und aufgerissenen Augen starrte sie Frau Hindenberger an. Die Haushälterin griff in eine Holzkiste und reichte der Gräfin einen schimmernden Gegenstand.
    »Geben Sie mir alle, es darf keiner übrigbleiben«, sagte Gwendolyn mit blecherner Stimme. Edward trat lautlos näher und konnte nun sehen, was seine Mutter da in Händen hielt. Es waren die Drahtbügel aus seinen Koffern. Mit einem Aufschrei warf Gwendolyn sie in die lodernden Flammen des Heizkessels.
    »Waren das alle?« Sie sah Frau Hindenberger drohend an. »Sie wissen doch, wenn Sie einen vergessen, muß ich Sie bestrafen. Genau wie die dort drüben.«
    Grausig hallte Frau Hindenbergers Kichern durch den Raum, und ihre Vogelaugen glühten. Edward folgte ihrem Blick und erstarrte: In einer Ecke des Gewölbes saß Mandy auf einem Stuhl. Ihre schönen Haare hingen glanzlos über die Schultern, der Blick ihrer weit geöffneten Augen war gebrochen. Dann sah Edward den roten Fleck auf ihrer weißen Bluse. In ihrem Herzen steckte einer der Drahtbügel. Edward schrie auf.
    Schweißgebadet erwachte er aus seinem Alptraum.

5
    Ich hatte noch nicht begriffen, wie widerspruchsvoll die menschliche Natur ist; Ich wußte nicht, wieviel Pose im Ernst, wieviel Unechtes im Edlen, wieviel Tugend im Verworfenen steckt.
    WILLIAM SOMERSET MAUGHAM
     
    Im Gegensatz zu Edward, der sich für den Rest der Nacht schlaflos in den Kissen gewälzt hatte, hatte Mandy tief und wohlig geschlafen. Diese Tatsache schrieb sie allerdings weniger ihrer seelischen Ausgeglichenheit zu als der Wirkung des Bordeaux, den sie zusammen mit Dorothee bis zum letzten Tropfen geleert hatte.
    Selbstbewußt marschierte sie am nächsten Morgen durch die Gänge von Europa-Film. Die Teppiche schimmerten in abgetretenem Grau, und auch die ehemals hellblaue Tapete hatte bessere Tage gesehen. Kalter Zigarettenrauch hing in der Luft. In einer schmuddeligen Teeküche spuckte eine Kaffeemaschine röchelnd die letzten Tropfen aus.
    Mandy klopfte an eine weiß gestrichene Tür.
    »Jaaa«, antwortete die genervte Stimme der Redaktionsassistentin. Mandy trat ein.
    »Guten Morgen, ich würde gerne mit Frau Schiller sprechen.«
    »Mit der Besetzung ist es noch nicht so weit«, meinte das blonde Girlie schnippisch. Mit seinen kajalumrandeten Augen taxierte es Mandys dunkelgrünes Kleid.
    »Mein Name ist Malina Maltzan, ich habe einen

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