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Dornröschenschlaf

Dornröschenschlaf

Titel: Dornröschenschlaf Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alison Gaylin
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würden Sie ihr gerne sagen, Lydia?«
    Lydia Neff blickt direkt in die Kamera. Ihre Oberlippe bebt. »Nur dass … dass Mommy dich liebt und …« Eine Träne läuft ihr über die Wange. »Bitte sei in Sicherheit. Bitte komm zurück  …« Brenna starrt auf ihre Augen. Sie kann den Blick nicht davon lösen, umklammert ihren Kaffeebecher und kehrt in Gedanken in die Vergangenheit zurück.
    29. Juli 1985, neun Uhr morgens. Sie isst ihre Haferflocken auf, stellt die Schüssel in die Spüle, und während DJ Ricky D erklärt: »Und jetzt die Talking Heads!«, blickt sie aus dem Fenster, wo sie ihre Mutter auf dem Rasen sitzen sieht. Sie sitzt dort im Schneidersitz und starrt auf die Skulptur, die sie angefertigt hat, nachdem Dad verschwunden ist. Starrt auf die Skulptur, als ob sie reden könnte, als ob sie mit ihr spräche und ihr sagte, warum …
    Â»â€¦ Brenna? Alles okay?«, fragte Morasco sie.
    Brenna schmeckte Blut, als sie sich kraftvoll in die Backe biss. »Alles okay«, erklärte sie, starrte aber immer noch den Sessel an.
    Â»Ich weiß nicht, ob Sie mich gehört haben. Aber genau da, wo Sie gerade stehen, wurde Carol Wentz’ Brieftasche entdeckt.«
    Brenna antwortete nicht sofort. An der Wand hinter dem Sessel hingen immer noch die Zeichnungen. »Sie hat Iris’ Kunstwerke zurückgelassen.« Doch noch während sie dies sagte, fiel ihr auf, dass die Reihenfolge eine andere war und die Zeichnung mit dem Herz jetzt in der Mitte hing. »Carols Brieftasche wurde unter diesen Zeichnungen entdeckt?«
    Morasco nickte stumm.
    Sie trat vor die Bilder, nahm sie vorsichtig von der Wand und legte sie auf den Tisch neben dem Fenster. Mommy fühlte sich erheblich leichter als die beiden anderen Bilder an. Brenna drehte die Zeichnung um, und tatsächlich lag das Bild ungeschützt hinter dem Glas. Weil die hintere Abdeckung verschwunden war. Sie senkte den Kopf, sah, dass die Abdeckung – ein dünnes schwarzes Papprechteck – achtlos auf dem Boden lag, und hob sie auf. »Was auch immer Carol von hier mitgenommen hat, war bestimmt hinter dieser Abdeckung versteckt.«

23
    Sie standen draußen vor der Tür, und Brenna stellte die Alarmanlage wieder an, als ihr plötzlich ein Gedanke kam. »Dieses Mädchen, das bei Nelson angerufen hat. Wenn sie wirklich Iris ist … oder jemand, der sie kennt … dann war sie es vielleicht auch, die Carol gebeten hat, hierherzukommen und zu holen, was auch immer hinter diesem Bild versteckt gewesen ist. Ich meine … wer sonst hätte wissen sollen, dass da etwas war?«
    Â»Vielleicht. Oder vielleicht hat ihr auch Tim O’Malley was davon erzählt«, wiegelte Morasco ab.
    Das rote Lämpchen der Alarmanlage blinkte auf, und sie wandten sich zum Gehen. »Sie glauben nicht, dass Iris tatsächlich zurückgekommen ist«, stellte Brenna fest.
    Er zuckte mit den Schultern. »Ich wäre natürlich froh, wenn diese Anrufe von ihr gekommen wären. Aber unglücklicherweise wäre das bestimmt zu schön, um wahr zu sein.«
    Â»Gott, Sie sind einfach ein Nihilist. Werden Sie doch mal ein bisschen locker. Geben Sie doch endlich einfach den Jack Paar.«
    Er lächelte, während im selben Augenblick ein Wagen mit quietschenden Reifen in die Neff’sche Einfahrt bog. Dann fiel krachend eine Tür ins Schloss, und man hörte das Knirschen von Schritten auf dem Weg.
    Brenna sah Morasco an. Eilig schob er eine Hand unter den Aufschlag seiner Jacke, und sie dachte an Carol, eine Frau, die beinahe so pedantisch wie ihr Mann gewesen war und die dieses Haus so schnell verlassen hatte, dass ihr nicht mal mehr die Zeit geblieben war, die Bilder wieder in der Reihenfolge aufzuhängen, wie sie von ihr vorgefunden worden war. Und die nicht einmal, um ihre Brieftasche und ihren Führerschein zu holen, hierher zurückgekommen war. Was in aller Welt hatte sie so erschreckt?
    War vielleicht überraschend irgendwer hier aufgetaucht?
    Die Schritte wurden lauter. Brennas Herz schlug bis zum Hals …
    â€¦ und dann hörte sie eine Stimme.
    Â»Hallo!«
    Sie erkannte sie sofort, doch noch während sie entspannt die Schultern sinken ließ, stieg ein Gefühl des Ärgers in ihr auf. »Was macht die denn hier?«
    Morasco runzelte die Stirn, rief dann aber ebenfalls »Hallo!«, und schon kam die andere um die

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