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Dornröschenschlaf

Dornröschenschlaf

Titel: Dornröschenschlaf Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alison Gaylin
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tätig war, aber trotzdem konnte sie nicht einfach aufhören. Das schuldete sie Carol, Timothy O’Malley, Graeme Klavel, dem Mädchen am Telefon und all den Informationen von heute und von vor elf Jahren, die in ihrem Schädel aneinanderstießen wie die Einzelteile einer Maschine, in der nichts richtig ineinandergriff.
    Am wahrscheinlich letzten Abend ihres Lebens hatte Carol Wentz das Neff’sche Haus besucht. Was hatte sie dorthin gelockt? Was hatte sie dazu gebracht, das Haus in einer solchen Eile wieder zu verlassen, dass sie ihre Brieftasche zurückgelassen hatte, und sich lieber einen neuen Führerschein ausstellen zu lassen, als noch mal dorthin zurückzukehren? Wovor hatte sie solche Angst gehabt?
    Â»Ich fahre zu Lydias Haus«, erklärte sie Morasco, als sie neben ihrem Wagen stand.
    Â»Das hatte ich mir schon gedacht.«
    Sie öffnete die Wagentür, und das angehende Licht fiel auf das von Trent bearbeitete Bild von Iris, das auf dem Beifahrersitz lag. Morasco nahm es in die Hand und bedachte es mit einem sanften Blick. »Iris?«
    Â»Ja.«
    Â»Seltsam, ich habe jedes Jahr ein solches Bild erstellen lassen, jedes Jahr. Und dann habe ich es an die Krankenhäuser, die Organisationen zum Auffinden vermisster Kinder, das FBI und jede andere Behörde, die sie vielleicht hätte finden können, geschickt. Hinter dem Rücken meines Chefs – weil der Fall für uns schließlich schon lange abgeschlossen war, und, verdammt, ich hätte mich noch nicht mal dafür interessieren sollen, als wir der Sache noch nachgegangen sind.«
    Â»Ich wette, Lydia wusste es zu schätzen, dass Sie niemals aufgegeben haben.«
    Â»Sie hat nie etwas davon erfahren. Weshalb hätte ich ihr falsche Hoffnungen machen sollen, falls es wieder nichts ergibt? Aber die Sache ist die, Brenna, ich selbst habe mir immer Hoffnungen gemacht. Ich habe dieses verdammte Foto losgeschickt und mir vorgestellt, wie Iris durch die Tür unseres Reviers marschiert und nach ihrer Mutter fragt.«
    Â»Ich weiß genau, wie Sie sich gefühlt haben.«
    Â»Ach ja?«
    Sie studierte seinen sanften Blick, die Art, wie er das Foto hielt, seinen zärtlichen Gesichtsausdruck. »Sie hatten das Gefühl, dass alles möglich wäre, wenn Iris zurückkäme«, erklärte sie. »Dass dann auch jeder andere zurückkommen könnte, der je verschwunden war.«
    Morasco musste sichtlich schlucken, blickte von dem Foto auf, und sie nahm seine noch nicht tränenfeuchten, doch umwölkten Augen wahr. »Ja«, gab er mit leiser Stimme zu.
    Â»Sie haben nicht zufällig selbst Kinder?«, fragte sie ihn.
    Â»Nein.« Seine Stimme war so trocken, dass sie beinahe in der Abendluft zu Staub zerfiel. Brenna spürte, dass es etwas gab, was ihr Morasco nicht erzählte – irgendeinen Schmerz, über den er nicht laut sprechen konnte. Und sie würde ihn bestimmt nicht zwingen, es zu tun. Denn schließlich litt sie ebenfalls an einem Schmerz, über den zu sprechen ihr nicht möglich war.
    Sie legte ihm eine Hand auf den Arm. »Möchten Sie mich vielleicht zu dem Haus begleiten?«
    Â»Ja. Ja, das möchte ich.«
    Iris’ Kinderrad lehnte noch immer an der Wand des Hauses, und die ausgefransten Wimpel an der Lenkstange schimmerten im Licht, das von der Straße in den Garten fiel.
    Als Brenna das Rad noch an derselben Stelle wie vor ein paar Tagen lehnen sah, stellte sie sich vor, wie sich die sechzehnjährige Iris heimlich auf das Grundstück schlich. Wie sie nach so vielen Jahren der Gefangenschaft an die Haustür klopfte, den Namen ihrer Mutter flüsterte und sich nach irgendwas Lebendigem umsah, aber nur ihr eigenes, rostiges, verdrecktes, mit Spinnweben bedecktes Fahrrad sah. Stellte sich vor, wie Iris den Schmutz vom Sattel wischte und sich wünschte, noch ganz andere Dinge abwischen zu können, während irgendwo im Hintergrund der blaue Wagen mit laufendem Motor darauf wartete, sie wieder dorthin zurückzubringen, woher sie gekommen war.
    Â»Kommen Sie?«, rief Morasco, der bereits ums Haus herum zur Hintertür gegangen war.
    Brenna lief ihm eilig hinterher. Morasco hatte auf dem Weg zum Neff’schen Haus noch kurz bei der Maklerin gehalten, sich den Code für die Alarmanlage geben lassen, und jetzt fischte er den Zettel aus der Jackentasche und tippte die Zahlen ein.
    Â»1028, stimmt’s?«, fragte Brenna ihn.
    Er

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