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Dornröschenschlaf

Dornröschenschlaf

Titel: Dornröschenschlaf Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alison Gaylin
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tut, wenn man jemanden verletzt, tröstet man sich gern damit, dass man sich sagt: ›Die Zeit vergeht. Irgendwann werden die Leute es vergessen, und dann wird es so sein, als wäre diese Sache nie passiert‹, richtig?« Brenna knirschte mit den Zähnen, denn ihr Zorn auf diese Frau nahm sekündlich zu. »Aber was geschehen ist, ist geschehen, Gayle. Und auch wenn es die ganze Welt vergisst, bleibt diese Tatsache bestehen. Vor zwölf Jahren haben Sie Carol Wentz, aus welchem lächerlichen Grund auch immer, eine bösartige, grauenhafte Lüge aufgetischt.«
    Â»Habe ich nicht.«
    Â»Also bitte!«
    Â»Das habe ich nicht! «
    Â»Ihre Lüge hat Carol mehr verletzt, als Sie sich jemals hätten vorstellen können. Sie hat bei ihr zu einer Besessenheit geführt, infolge derer sie wahrscheinlich ermordet worden ist.« Brenna funkelte sie wütend an. »Die Zeit heilt keine Wunden, Gayle. Manchmal verschlimmert sie sie sogar noch.«
    Gayles Augen wurden feucht. Brenna sah Morasco von der Seite an, und er bedachte sie mit einem Blick, von dem sie nicht sagen konnte, ob er Schock, Angst, Bewunderung oder eine Mischung aller drei Empfindungen verriet. »Warum haben Sie Carol erzählt, Nelson und Lydia hätten ein Verhältnis?«
    Gayle musste sichtlich schlucken, aber als sie wieder sprach, stieß sie die Worte zischend zwischen ihren Zähnen aus. »Weil es so war.«
    Â»Ich bitte Sie.«
    Â»Lydia hat es mir selbst erzählt. Sie sagte, es hätte eines Abends angefangen, als er sie vom Bahnhof heimgefahren hat. Sie hätten unterwegs noch angehalten, um etwas zu trinken, und der Wein wäre ihnen derart zu Kopf gestiegen, dass es einfach geschehen ist. Es hätte eine einmalige Sache bleiben sollen, aber dann ist es immer wieder … passiert.« Sie räusperte sich leise und fuhr fort: »Als sie es mir erzählt hat, war die Sache schon so ernst geworden, dass es ihr zu viel wurde. Lydia war klar, dass sie das Verhältnis schnellstmöglich wieder beenden sollte, wusste aber einfach nicht, wie.«
    Â»Lydia Neff … und Nelson Wentz.«
    Â»Ich habe ihr gesagt, dass sie einen viel besseren Mann bekommen kann als ihn«, erklärte Gayle. »Aber Lyddie meinte … dass sie mit ihm reden könnte wie mit keinem Menschen sonst.«
    Brenna starrte sie mit großen Augen an. Jeder braucht diesen einen Menschen …
    Â»Nur für mich klang es eher so, als ob er von ihr besessen wäre«, sagte Gayle. »Lyddie war vollkommen durcheinander, aber ich wollte mich nicht einmischen. Weshalb hätte ich das tun sollen? Ich habe Carol nur aus einem Grund davon erzählt. Um Lydia zu helfen. Ich habe es ihr erzählt, damit Nelson Lydia endlich in Ruhe lassen musste.«
    Brenna sagte nichts, sondern sah die Frau, die sie bisher für eine oberflächliche Drama-Queen gehalten hatte, reglos an. Während eines Augenblicks tauchte vor ihrem geistigen Auge die Gayle von vor elf Jahren auf, mit ihrem pinkfarben glänzenden Lippenstift, dem hochgeklappten Kragen und den beiden nagelneuen Range Rovern, einem schwarzen und einem weißen, vor ihrer Tür. »Lyddie fährt dort jeden Morgen hin, um am Brunnen zu meditieren. Wissen Sie, sie ist eine sehr spirituelle Frau.« Und Brenna hatte gedacht: »Eine von denen.« Einer dieser Menschen wie der Unternehmer Roger Wright. Eine dieser schillernden Personen, denen es niemals an irgendetwas fehlte und die unter Glas aufgewachsen waren, damit nicht auch nur der allerkleinste Schmerz sie je befiel.
    Gayle wischte sich eine Träne aus dem Gesicht. Innerhalb von wenigen Sekunden war sie äußerlich um zehn Jahre gealtert, und der ganze Glanz und die ganze Selbstgefälligkeit, die sie zuvor verströmt hatte, lösten sich in Wohlgefallen auf. »Nelson Wentz ist ein sehr zorniger Mensch«, erklärte sie.
    Und langsam begann Brenna, ihr zu glauben.
    Dann wandte sich Gayle zum Gehen, blieb aber noch einmal stehen, drehte sich zu ihnen um und stellte mit zitternder Stimme fest: »Wenn Sie über Wunden sprechen wollen, schlage ich Ihnen vor, dass Sie mit Ihrem Mandanten reden. Ich kann mir nämlich vorstellen, dass er sich mit diesen Dingen erheblich besser auskennt als ich.«
    Ohne ein Wort zu sagen, kehrten Brenna und Morasco zu ihren Fahrzeugen zurück. Sobald sie allerdings an ihrem Sienna standen, lehnte sie sich gegen die Tür und

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