Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Dornröschenschlaf

Dornröschenschlaf

Titel: Dornröschenschlaf Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alison Gaylin
Vom Netzwerk:
sah Morasco an.
    Noch immer gingen ihr Gayles Worte durch den Kopf.
    Gayle war keine Drama-Queen. Ihre Freundin hatte ihr von einer Affäre erzählt, in der sie gefangen war und aus der sie keinen Ausweg sah. Einer Affäre mit Nelson Wentz. Und nach Aussage von Gayle war Nelson Wentz ein sehr zorniger Mensch.
    Â»Alles in Ordnung?«, wollte Morasco von ihr wissen.
    Â»Dass ich mich immer an alles erinnere, heißt noch lange nicht, dass meine Einschätzung von Dingen und Personen immer richtig ist.« Sie sah ihn fragend an. »Korrekt?«
    Â»Sie sind ehrlich und erwarten, dass auch andere es sind. Das ist eine positive Eigenschaft.«
    Â»Jetzt klingen Sie wie mein Psychiater«, sagte sie. »Wie der Seelenklempner, bei dem ich vor vierzehn Jahren war. Inzwischen gehe ich nirgendwo mehr hin.«
    Â»Ich habe Nelson Wentz vernommen, als ich zu Iris’ Verschwinden ermittelt habe, Brenna«, rief der Polizist ihr in Erinnerung. »Er hat damals erklärt, dass zwischen ihm und Lydia nie etwas gelaufen wäre. Und auch ich habe ihm die Behauptung abgekauft. Okay?«
    Â»Dann hat er uns also beide hinters Licht geführt.«
    Â»He. Zumindest stehen Sie nicht alleine als naiver Trottel da.«
    Sie spürte, wie sie leise lächelte. »Trotzdem glaube ich noch immer nicht, dass er ein Mörder ist. Macht mich das zu einem noch größeren Trottel, als ich es bisher schon war?«
    Â»Vielleicht.«
    Â»Also stehe ich allein mit meiner Meinung da?«, wollte Brenna von ihm wissen, und mit einem Mal wurde in ihrem Hirn ein Schalter umgelegt, und sie war allein. Es war der Vorabend, und sie saß ganz allein an ihrem Küchentisch, nachdem Maya ins Bett gegangen war, blätterte in Nelsons Heftern und erinnerte sich an die fehlende Vernehmung aus der Polizeiakte. »Wissen Sie noch, was Sie gesagt haben, als ich von Ihnen wissen wollte, ob der damalige Polizeichef Griffin Nelson je vernommen hat?«
    Â»Ja. Ich habe nein gesagt.«
    Â»Hat diese Antwort auch gestimmt?«
    Er sah sie stirnrunzelnd an. »Ich habe mit Nelson vor seinem eigenen Haus gesprochen. Er sagte, er hätte kaum je ein Wort mit Iris gewechselt. Und mit Lydia hätte er kein Verhältnis gehabt, sondern einfach eine enge Freundschaft unterhalten, weiter nichts. Ich habe ihm versprochen, dass die Sache unter uns bleibt, und niemandem davon erzählt.«
    Â»Dann war er also nicht XY ?«
    Wieder runzelte der Polizist die Stirn. » XY ?«
    Â»Seite 22 aus der Akte. Das heißt, vor elf Jahren war es Seite 22. Jetzt beginnt auf Seite 22 die Vernehmung von Theresa Koppelson und …«
    Morasco starrte Brenna an, als spräche sie urplötzlich Mandarin.
    Â»Sie haben keine Ahnung, wovon ich rede.« Brenna sah ihn an, und er schüttelte den Kopf.
    Â»Es geht um die Akte Iris Neff. Ich habe die verschwundene Vernehmung aus dem Gedächtnis aufgeschrieben und schicke sie Ihnen nachher per E-Mail zu.«
    Â»Okay.« Er sah sie mit einem traurigen Lächeln an.
    Â»Was ist?«
    Â»Brenna«, sagte er. »Haben Sie jemals das Gefühl, ein besserer Mensch als alle anderen zu sein? Nicht nur klüger, sondern wirklich besser?«
    Â»Nein.«
    Â»Nun, das sollten Sie aber.« Er berührte sie so leicht am Arm, dass es kaum zu spüren war. Er sagte nichts mehr, aber die Sanftheit dieser Geste … Sehen Sie mich nicht so an, Detective Nick Morasco. Sehen Sie mich nicht so an, denn ich werde mich daran erinnern, und diese Erinnerung wird schmerzlich sein.
    Während eines endlos langen Augenblicks standen sie einfach da und blickten einander reglos an. Bis Morasco schließlich wieder zu sprechen begann. »Es muss doch einen besseren Weg als diesen geben, um seine Kohle zu verdienen.«
    Brenna blinzelte verwirrt.
    Morasco wiederholte diesen Satz, wobei er klang, als hätte er eine Kiefersperre, und erklärte ihr: »Das war mein Jack Paar. Diesen Satz hat er gesagt, als er aus der Tonight Show ausgestiegen ist.«
    Beide zwangen sich zu lachen, und mit einem kurzen »Tschüs« stieg Brenna ein und ließ den Motor ihres Wagens an.

24
    Um fünf vor halb sieben kam Brenna zu Hause an – höchstens zwanzig Minuten zu spät, aber trotzdem würde Maya wieder einmal wütend auf sie sein. »Es ist ein Zeichen von Feindseligkeit«, hatte Maya einmal über ihre häufige Unpünktlichkeit gesagt. Genau gesagt, am 20. Juni,

Weitere Kostenlose Bücher