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Dornröschenschlaf

Dornröschenschlaf

Titel: Dornröschenschlaf Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alison Gaylin
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für Design. »O Gott, o Gott.«
    Brenna sah sie an. »Schon gut. Das ist nur eine kleine Turbulenz«, setzte sie an, doch die Augen ihrer Nachbarin wurden ein wenig feucht, ehe sie sie verschämt zusammenkniff und sich zu einem Lächeln zwang. »Allergien.«
    Wieder sackte der Flieger ab, und die Anschnall-Zeichen leuchteten auf. »Sie müssen sich anschnallen«, sagte Brennas Nachbarin – so nachdrücklich, als wären lauter angeschnallte Menschen das einzige Mittel, mit dem sich das Flugzeug oben halten ließ.
    Brenna gurtete sich an.
    Â»Danke, ich … ich hasse es einfach, zu fliegen.«
    Â»Darauf wäre ich nie gekommen.« Sie streckte eine Hand aus und stellte sich erst mal vor. »Ich bin übrigens Brenna.«
    Â»Sylvia.« Doch die angebotene Hand ergriff sie nicht, weil sie dafür viel zu sehr mit ihrem Rosenkranz beschäftigt war. Brenna seufzte innerlich. Auch Trent flog alles andere als gern, seit sein Flugzeug auf dem Weg zur Beach Party von MTV in Fort Lauderdale vom Blitz getroffen worden war, aber er war nicht annähernd so schlimm wie diese Frau. Wenn Brenna gezwungen war, mit ihm zu fliegen, schaffte sie es für gewöhnlich, ihren Assistenten dadurch zu beruhigen, dass sie ihn einen Gin Tonic trinken ließ und/oder wahrheitswidrig behauptete, die Stewardess wäre völlig verrückt nach ihm.
    Â»Bitte, bitte, bitte …«, wisperte Sylvia.
    Brenna konnte diese Angst vorm Fliegen einfach nicht verstehen. Verglichen mit den Dingen, die einem unten auf der Erde alle widerfahren konnten, war eine Flugreise für sie der Inbegriff von Sicherheit.
    Wieder traf das Flugzeug auf ein Luftloch, und als Sylvia leise schrie und dabei wie die dreijährige Maya klang, war für Brenna abermals der 16. Oktober 1998, nur dreißig Minuten nachdem Jim aus dem Haus gegangen war …
    Â»Mommy! Krieg ich Apfelsaft?«
    Â»Sicher, Schätzchen.« Brenna nimmt die Flasche aus dem Kühlschrank und schenkt etwas Saft in einen violetten Trinklernbecher mit aufgedrucktem, getupftem Comic-Hund.
    Â»Mommy! Radio!«
    Brenna seufzt. Sie läuft ins Schlafzimmer und drückt der Tochter auf dem Weg dorthin den Becher in die Hand. Vor fünf Wochen hat Jim einen neuen Radiowecker gekauft, und obwohl sie beide die Gebrauchsanweisung eingehend studiert haben, hat bisher keiner von ihnen rausgefunden, wie man das Ding daran hindert, mehrmals täglich plötzlich einfach grundlos anzugehen.
    Das Einzige, was funktioniert, ist, den Stecker aus der Steckdose zu ziehen, wieder reinzustecken und den Wecker neu zu stellen. Die Leuchtziffern zeigen neun Uhr dreiundzwanzig an. Brenna hat das Kabel in der Hand, als sie plötzlich die Stimme des Moderators sagen hört: »Ein möglicher Durchbruch im Fall Iris Neff.«
    Sie hält inne.
    Brenna kennt den Fall – jeder weiß, dass Iris Neff, ein sechsjähriges Mädchen, am Labor Day auf einem Grillfest im nur vierzig Minuten von New York entfernt gelegenen, friedlichen Tarry Ridge gewesen ist. Das Fest neigt sich dem Ende zu, die Mutter geht nach Hause, aber Iris bleibt, um noch mit den Kindern der Gastgeber zu spielen – alles vollkommen normal, bis Iris von dannen zieht, als man sie einmal aus den Augen lässt.
    Seither wurde sie nicht noch mal gesehen.
    Der Moderator sagt: »Ein ungenannter Zeuge sah das Kind vor seinem Haus, wie es in einen blauen Wagen mit einer Beule im rechten hinteren Kotflügel stieg.«
    Brenna reißt die Augen auf. Es konnte unmöglich derselbe Wagen sein. Schließlich war die Sache siebzehn Jahre her.
    Brenna drückt sich die Stifte des Steckers in die Handballen. Aber trotzdem. Trotzdem.
    Â»Mommy! Krieg ich noch Saft?«, ruft Maya.
    Â»Moment, Schätzchen!« Brenna schnappt sich das Telefon, ruft bei der Auskunft an und lässt sich mit der Polizei von Tarry Ridge verbinden, wo sie nach dem für den Fall zuständigen Beamten fragt.
    Â»Das ist Detective Nick Morasco«, erklärt ihr der diensthabende Polizist.
    Während Brenna in der Warteschleife hängt, versucht sie, sich den blauen Wagen vorzustellen, in den ihre Schwester eingestiegen ist – die Marke, das Geräusch des laufenden Motors, das Gefühl, mit dem sie ihr Gesicht kurz nach Anbruch der Dämmerung gegen die Fensterscheibe ihres Zimmer gepresst und zugesehen hat, wie sich Clea durch das offene Fenster auf der Beifahrerseite

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