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Dornröschenschlaf

Dornröschenschlaf

Titel: Dornröschenschlaf Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alison Gaylin
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Farbkopien dieses Bildes angefertigt und das Original in die oberste Schreibtischschublade gelegt. Danach hatte er die Schublade täglich aufgezogen, Iris angesehen und gedacht: Ich werde dich finden. Keine Angst.
    Er hatte dieses Bild auch dann noch in der Schublade gehabt, als es nutzlos geworden war, fast genauso lange, wie die Aufnahme von ihm und seiner Frau bei ihrem Campingurlaub auf dem Schreibtisch stehen geblieben war. Weil er niemand war, der leicht vergaß. Er klammerte sich ganz im Gegenteil richtiggehend an Erinnerungen fest.
    Er wählte die Nummer des Empfangs und fragte Fields: »Haben Sie mir die Verbindungsnachweise besorgt?«
    Â»Die von Carol Wentz? Die Telefongesellschaft hat sie mir vorhin geschickt.«
    Als er sie an ihrem Empfangstresen holen ging, erklärte Fields: »Tut mir leid. Ich hätte sie Ihnen auch gebracht, aber ich dachte, dass Sie sie jetzt nicht mehr brauchen, nachdem Nelson Wentz … Sie wissen schon.«
    Â»Sicher, Sally. Kein Problem.« Morasco nahm die Unterlagen mit zurück in sein Büro und ging die in den beiden Wochen vor dem Tod von Carol vom Wentz’schen Festnetzanschluss aus geführten Telefongespräche durch. Die Zahl dieser Gespräche war begrenzt, mehr als zwei Seiten umfasste seine Liste nicht.
    Als er jedoch zur zweiten Seite kam, hielt er plötzlich inne und las eine ganz bestimmte Nummer mehrmals durch. Er musste einfach sichergehen, dass dies kein Irrtum war.
    Vorn wurden Stimmen laut – Hutchins und das Dutzend Untergebener, die als Claqueure bei der Pressekonferenz gewesen waren, kehrten plaudernd und lachend an ihre Arbeitsplätze zurück. Mehrmals fiel dabei der Name Wentz, und dann folgten ein paar blöde Kalauer, in denen die Begriffe hängen und Hänger vorkamen. Galgenhumor. Im wahrsten Sinne des Wortes.
    Pomroy trat an seinen Tisch und fragte ihn: »Wo hast du eben gesteckt?«
    Â»Ich hatte noch Papierkram zu erledigen«, gab er zurück, dachte aber noch immer an die Nummer, die ihm eben aufgefallen war. »Bin sofort wieder da – ich muss nur kurz Sally etwas fragen.«
    Morasco ging noch mal nach vorn zum Empfang und wandte sich an Fields. »Hier steht, dass Carol Wentz am Montag, dem 21. September, um neun Uhr dreißig hier auf dem Revier angerufen hat.«
    Die Kollegin blickte auf die Liste und nickte. »Sieht ganz so aus.«
    Â»Ich meine … ich gehe davon aus, dass es Carol und nicht Nelson war, weil der um diese Zeit schließlich gearbeitet hat. Richtig?«
    Â»Einen Augenblick.« Sally wackelte ein bisschen an der Maus, und ihr Computermonitor sprang an. Sie hatte sich gerade in ihre Facebook-Seite eingeklinkt, aber Morasco tat, als sähe er das nicht. Fields führte genauestens Buch über sämtliche Anrufe auf dem Revier und darüber, wen sie mit wem verband. Weshalb sie, zumindest Morascos Meinung nach, so lange mit ihren Freunden chatten konnte, wie es ihr gefiel.
    Jetzt rief sie ihre Telefonliste auf dem Computer auf und starrte den Bildschirm an. »Sie haben recht – es war Carol«, sagte sie. »Sehen Sie hier? Sie wollte mit dem Chief sprechen. Die beiden haben zehn Minuten miteinander telefoniert.«
    Morasco atmete zischend aus. »Danke, Sally«, sagte er, und sein Körper setzte sich wie von allein in Bewegung, vorbei an Sallys Tresen ins Vorzimmer des Chiefs, vorbei an dessen Sekretärin – die erschrocken protestierte – durch die blankpolierte Mahagonitür.
    Hutchins war gerade am Telefon, und Morasco hörte, wie er sagte: »Ich rufe dich nachher noch mal zurück, Eugene.«
    Damit legte Hutchins auf und sah Morasco an, als wäre er etwas, von dem er angenommen hatte, er hätte es sich morgens erfolgreich von der Schuhsohle gewischt, und müsste jetzt erkennen, dass er es nicht losgeworden war.
    Â»War das unser Bürgermeister, Eugene Phillips, oder Eugene Conti von der Gazette? «, wollte Morasco wissen.
    Hutchins blickte ihn mit einem schiefen Lächeln an. »Ich bin gerade beschäftigt. Wenn Sie eine Frage haben, wenden Sie sich bitte an Detective Pomroy oder Fleiss.«
    Hutchins’ enormer Schreibtisch war mit einer ganzen Skyline teuer gerahmter Fotografien geschmückt, auf denen man ihn mit Bürgermeister Phillips, dem Wirtschaftsmagnaten Donald Trump, Talkmaster Conan O’Brien, dem New Yorker Bürgermeister Bloom und mit irgendeinem Schauspieler aus Law and

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