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Dornröschenschlaf

Dornröschenschlaf

Titel: Dornröschenschlaf Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alison Gaylin
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dem schlichten weißen T-Shirt, das er auch schon auf der Pressekonferenz unter dem eleganten Hemd und der Fliege getragen hatte, sah er auf obszöne Art nackt und verletzlich aus. »Sie … sie hatten mich bereits unter Verdacht. Ich hatte einfach Angst.«
    Â»Und warum haben Sie es nicht wenigstens mir erzählt?«
    Mit einem leisen Räuspern hüllte er sich abermals in seine Decke ein. »Ich weiß es nicht.«
    Â»Wir hatten eine Abmachung, Nelson. Sie hatten mir versprochen, mir alles zu sagen – egal, wie schwierig oder peinlich es vielleicht auch für Sie ist.«
    Â»Ich hatte einfach Angst.«
    Brenna atmete geräuschvoll aus und sah ihm ins Gesicht. Sie hatte keine Ahnung, ob das Zucken seines Mundes und das Flattern seiner Lider ein Zeichen von Nervosität oder ausweichenden Verhaltens war, denn bei Nelson gingen diese beiden Dinge häufig Hand in Hand.
    Â»Sie haben den Schraubenzieher an der Lukoil-Tankstelle Ecke Van Wagenen und Main gefunden.«
    Â»Das … da fahre ich immer zum Tanken hin.«
    Â»Dann ist Ihnen also klar, was für ein Problem wir haben«, stieß Brenna zwischen zusammengebissenen Zähnen aus. »Dann ist Ihnen also klar, in was für einer Situation Sie sich befinden?«
    Nelson brach zusammen, als hätte jemand ein Bleigewicht in seine Brust gepackt und ihm dann das Rückgrat rausgerissen, stützte sich mit den Ellbogen auf den Knien ab, vergrub den Kopf zwischen den Händen und verharrte eine Weile mit bebenden Schultern in dieser Position. »Warum sollte mir jemand so was antun? Warum sollte jemand so grausam sein? Warum sollte jemand … warum …«, murmelte er mit erstickter, dumpfer Stimme vor sich hin. Brenna hatte keine Ahnung, ob er weinte, schließlich aber blickte er mit trockenen Augen wieder auf.
    Â»Nelson?«
    Â»Ja?«
    Â»Haben Sie Ihre Frau ermordet?«
    Â»Nein. Ich schwöre bei Gott, ich habe Sie nicht umgebracht. Ich hätte … ich hätte Carol niemals weh getan.«
    Brenna sah ihn forschend an. »Ich glaube Ihnen«, sagte sie und meinte es auch so. Aus demselben einfachen Instinkt heraus, der sie von Anfang an an seine Unschuld hatte glauben lassen, und weil ihrer Meinung nach ein derart schwacher und analfixierter Mensch wie Nelson Wentz zu einem so brutalen und vor allem schmutzigen Akt einfach nicht fähig war.
    Trotzdem war ihr klar, dass Nelson ihr noch immer irgendwas verschwieg. »Kann ich Ihnen eine Tasse Tee machen?«, bot sie ihm an.
    Nelson hob den Kopf und schaute sie an. »Ich glaube, ich brauche einen Scotch.«
    In Nelsons luxuriöser Küche mixte Brenna einen Scotch mit so viel Wasser, dass sie ihn problemlos auch während der Happy Hour in einem Kettenrestaurant in einem Einkaufszentrum hätte anbieten können, weil nur noch ein Hauch des teuren Alkohols darin enthalten war. Unter den gegebenen Umständen konnte sie Nelsons Wunsch nach einem anständigen Drink durchaus verstehen, doch sie hatte Angst, dass sich die Schlaftablette, die sie ihm verabreicht hatte, mit dem Alkohol möglicherweise nicht vertrug, und keine Lust, den Mann nachher vom Boden aufzulesen und zurück ins Schlafzimmer zu tragen, als wären sie Rhett Butler und Scarlett O’Hara in Vom Winde verweht.
    Sie reichte ihm den Drink, schenkte sich selber ein Glas Wasser ein, und dann gingen sie ins Wohnzimmer, wo er sich in denselben Sessel sinken ließ wie an dem Abend, als sie von ihm angeheuert worden war. Ebenfalls wie an dem Abend setzte sie sich auf den harten Stuhl daneben und kehrte gedanklich zu jenem Gespräch mit ihm zurück.
    Ich verspreche, Ihnen alles zu sagen, hatte er ihr versprochen.
    Sie wartete darauf, dass er den ersten Schluck von seinem Whiskey trank, und stellte ihr eigenes Glas – um ihn nicht unnötig zu reizen – ordentlich auf einem Untersetzer auf dem Couchtisch ab. »Nelson?«
    Er wandte sich ihr zu.
    Â»Es gibt da etwas, was Sie mir verschweigen«, sagte sie. »Etwas über Sie und Lydia Neff.«
    Nelson wurde puterrot und trank einen großen Schluck aus seinem Glas. »Ich weiß nicht, wovon Sie reden.«
    Wieder atmete sie hörbar aus. »Tut mir leid, aber so kann ich nicht arbeiten.«
    Â»Was wollen Sie damit sagen?«
    Â»Wir haben diesen Affentanz in den letzten beiden Tagen mindestens ein Dutzend Mal vollführt, und ich bin es einfach leid. Ich kann all diese

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