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Dornröschenschlaf

Dornröschenschlaf

Titel: Dornröschenschlaf Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alison Gaylin
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Miene undurchdringlich war, stellte sie achselzuckend fest: »Tja, das liegt eben in der Natur der Sache.«
    Â»Nein, Brenna. Ich weiß wirklich nicht, von wem Sie reden.« Lächelnd gab er ihr die Hand, wandte sich zum Gehen und ließ sie allein mit ihren Zweifeln vor der Wache stehen.

19
    Als Brenna zu Nelsons Haus zurückkam, waren die Reporter nicht mehr da. Was auch für ihn von Vorteil war, denn hätten sich noch Journalisten in der Nähe aufgehalten, dann hätten sie bestimmt begeistert mitverfolgt, wie die Detektivin, die er angeheuert hatte, mit den Fäusten gegen seine Haustür trommelte und wie eine betrogene Ehefrau in einem schlechten Film gellend seinen Namen schrie.
    Natürlich war es ihre Schuld. Schließlich hatte sie darauf bestanden, dass er die verdammte Schlaftablette nahm, das Telefonkabel in seinem Schlafzimmer aus der Steckdose gezogen und den Apparat in seiner Küche derart leise eingestellt, dass sich Nelson telefonisch ebenso schwer wecken ließ wie durch lautes Hämmern an der viel zu dicken Tür oder durch die elektronische Klingel, deren Läuten eher ein Flüstern war.
    Brenna hielt im Klopfen inne und sah auf das Erkerfenster, aus dem beinahe die gesamte Außenwand des Wohnzimmers bestand. Da die jungfräulichen weißen Vorhänge wie stets geschlossen waren, trat sie vor das Fenster, klopfte vorsichtig gegen die Scheibe und fragte sich, wie kräftig sie wohl dagegenhämmern könnte, ehe diese barst. Dann blickte sie auf das kleine Blumenbeet unterhalb des Fensters – Fleißige Lieschen und in gleichmäßigen Abständen gepflanzte, weiße Chrysanthemen wurden von einer Reihe glatter, faustgroßer Steine eingerahmt, und während eines Augenblicks stellte sich Brenna vor, wie sie einen dieser Steine gegen das Schlafzimmerfenster warf. Sie war eine gute Werferin und hatte nicht nur in der Softballmannschaft ihrer Highschool, sondern auch zweimal im Trumpet -Team gespielt, bis ihretwegen von der gegnerischen New York Post ein Teilnahmeverbot für Ehepartner bei Firmenturnieren erzwungen worden war – doch diese Steine sahen alles andere als ungefährlich aus, und schließlich wollte sie mit Nelson reden und ihm nicht bei einem Schmerzensgeldprozess in einem Gerichtssaal gegenüberstehen.
    Ihr Blick fiel auf den Stein, der in der Mitte lag – er war ein bisschen größer, etwas rauer und erschien ihr seltsam aufgebläht. Einen solchen Stein hatte sie schon mal gesehen … Sie hob ihn eilig auf. Er war eindeutig aus Plastik und genau dieselbe Marke wie der Stein, mit dem Brennas Mutter damals heimgekommen war. Sie hatte ihn vor dreiundzwanzig Jahren in der Eisenwarenhandlung Ellory, 2975 Ocean Street, gekauft und unter der Hecke neben der Haustür deponiert. Hier liegt der Haustürschlüssel, wenn du ihn mal brauchst. Aber dieser Stein muss unser Geheimnis bleiben, Brenna. Du musst immer darauf achten, dass dich niemand sieht, wenn du den Schlüssel holst!
    Brenna öffnete den Stein, nahm den Schlüssel aus dem Fach, sperrte Nelsons Haustür auf und folgte dem lauten, gleichmäßigen Schnarchen bis ins Schlafzimmer hinauf.
    Er hätte auch 80 oder 90 oder tot sein können, als sie ihn erblickte, denn er lag in einem komatösen Tiefschlaf, der einen um Jahre altern ließ, mit bis zum Kinn hochgezogener Decke, offenem Mund und eingefallenen Wangen rücklings auf dem Bett. Auf dem Nachttisch neben ihm sah sie das Buch, das ihr schon unten auf dem Couchtisch aufgefallen war – Die Jahre der Veränderung. Sie berührte vorsichtig den Umschlag, und im selben Augenblick fuhr Nelson keuchend auf und starrte sie aus großen, schlaftrunkenen Augen an. »Was tun Sie hier?«
    Â»Ich habe mich selber reingelassen.«
    Â»Was … was ist passiert?«
    Â»Wir müssen miteinander reden, Nelson. Sie haben die Mordwaffe gefunden.«
    Er kniff seine Augen zu und wurde bleich.
    Â»Sie wissen, womit sie getötet worden ist.«
    Er nickte langsam.
    Sie zwang sich, ihm ins Gesicht zu sehen. »Und woher wissen Sie das?«
    Er atmete tief ein. »Als ich Carol gefunden habe, habe … habe ich ihre Verletzungen gesehen. Und ich habe gesehen, dass mein Flachschraubenzieher nicht mehr an seinem Haken hing.«
    Â»Und warum zum Teufel haben Sie das nicht der Polizei erzählt?«
    Nelson richtete sich auf. Die Decke glitt an ihm herunter, und in

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