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Dornröschenschlaf

Dornröschenschlaf

Titel: Dornröschenschlaf Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alison Gaylin
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Zeitkapsel zu sein und sich als einzige Person an Dinge zu erinnern, die von allen anderen längst vergessen worden waren. Sie kannte das Gefühl von Einseitigkeit und Einsamkeit, das einen dabei manchmal beschlich, vor allem, wenn die Details, an die man sich erinnerte, mit diesem schrecklichen Herzschmerz verbunden waren … »Wusste Carol über diese Freundschaft Bescheid?«
    Â»Sie hat mich nie danach gefragt, also habe ich auch nie etwas dazu gesagt.«
    Brenna dachte an die Hefter unter Carols Quilting-Zubehör, an die Fotos und die Polizeiakte und das geheime Chatroom-Leben, das sie als Lydia TR geführt hatte … »Aber sie hatte einen Verdacht.«
    Er nickte knapp. »Das Seltsame daran war, dass die ganze Sache – wie man das, was zwischen mir und Lydia war, auch immer nennen will – mehr oder weniger vorüber war, als Carol mich plötzlich doch noch darauf angesprochen hat.«
    Â»Wie das?«
    Â»Lydia fuhr immer seltener in die Stadt, am Schluss höchstens noch einmal in der Woche. Sie war weiter freundlich, wirkte aber irgendwie auch abgelenkt. Und zum Glück nahmen auch meine Gefühle für sie langsam ab.«
    Â»Okay …«
    Â»Dann eines Abends … Himmel, ich erinnere mich noch so genau daran, als ob es gestern gewesen wäre. Es war ein Samstagabend, und ich sah gerade die Zehn-Uhr-Nachrichten, als plötzlich Carol ins Wohnzimmer kam. Sie sagte, und zwar in völlig ruhigem Ton: ›Jemand hat mir erzählt, dass du und Lydia Neff eine Affäre habt.‹«
    Â»Und was haben Sie geantwortet?«
    Â»Ich habe ihr erklärt, dass das natürlich vollkommener Unsinn wäre.« Nelson seufzte tief. »Carol sagte, sie hätte es von ihrer Freundin Gayle Chandler, und die hätte es von Lydia selbst gehört. Können Sie sich das vorstellen? Weshalb hätte Lydia eine solche Lüge erzählen sollen?«
    Â»Das ist wirklich schrecklich.«
    Nelson nickte kurz. »Ich habe Carol die ganze Geschichte erzählt. Sie schien mir zu glauben, aber trotzdem ließ mir diese Sache keine Ruhe, deshalb fuhr ich, nachdem Carol ins Bett gegangen war, zu Lydias Haus. Gerade als ich dort ankam, fuhr ein anderer Wagen weg, und ich hatte mit einem Mal ein … eigenartiges Gefühl.«
    Â»Eifersucht?«
    Â»Vielleicht. Aber wie dem auch sei, klopfte ich an ihre Tür, und dann passierte etwas wirklich Seltsames. Da war ich um diese unchristliche Uhrzeit bei ihr aufgetaucht, um sie zu fragen, ob es stimmte, was Gayle Chandler zu Carol gesagt hatte … und dann habe ich plötzlich gar nicht mehr daran gedacht.« Er räusperte sich leicht und gab verlegen zu: »Stattdessen habe ich sie nach dem Wagen gefragt.«
    Â»Nach dem Wagen«, wiederholte Brenna, »der dort weggefahren war.«
    Â»Ja, und sie reagierte derart seltsam, dass ich vollkommen vergaß, sie auch noch das zu fragen, weswegen ich eigentlich zu ihr gefahren war.«
    Â»Inwieweit hat sie seltsam reagiert?«
    Â»Sie sagte, ich sollte vergessen, dass ich diesen Wagen je gesehen hätte. Vergessen, dass ich überhaupt bei ihr gewesen, dass es überhaupt jemals zu diesem Gespräch gekommen wäre. Ich blieb nicht lange dort – oben schlief schließlich Iris, die ich ganz bestimmt nicht wecken wollte, und außerdem … machte mir Lydias Verhalten Angst.«
    Brenna beugte sich zu ihm vor. »Ihre Gefühle für Lydia …«
    Â»â€¦ haben sich an dem Abend gelegt.« Nelson blickte vor sich auf den Boden, doch auch wenn ihm Brenna ansah, dass dies nicht die ganze Wahrheit war, hakte sie nicht nach. Weil das jetzt nicht wichtig war.
    In der Küche klingelte das Telefon, doch schon nach dem ersten Läuten sprang der Anrufbeantworter an, und sie blieben beide, wo sie waren. Weil auch dieser Anruf jetzt nicht wichtig war.
    Â»Ich dachte, Carol hätte den Argwohn oder die Verletztheit, die sie damals vielleicht empfunden hat, längst überwunden«, stellte Nelson fest. »Schließlich war das alles über zehn Jahre her und auch damals schon völlig bedeutungslos. Wir haben nie mehr darüber gesprochen … aber als ich … als ich dahinterkam, was sie vor ihrem Verschwinden getrieben hat …« Seine Stimme brach. »Falls meine Gefühle für Lydia … falls sie der Grund für all das waren, was mit Carol geschehen ist, glaube ich nicht,

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