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Dornroeschenschlaf

Dornroeschenschlaf

Titel: Dornroeschenschlaf Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Banana Yoshimoto
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Worte sprudeln aus mir heraus:
    »Zum Glück hast du gecheckt, daß ich dich treffen wollte. Ich konnte dich eigentlich total gut leiden, ehrlich! Damals war jeder Tag außergewöhnlich und spannend, und das hat mir Spaß gemacht. Aber nur deshalb, weil du meine Gegnerin warst, Haru. Du hattest eine besondere Bedeutung für mich. Mittlerweile habe ich vieles aus der Zeit mit dir begriffen. Ich finde es so schade, daß wir uns nie richtig unterhalten haben. Dabei gab es doch so viel, worüber ich mit dir hätte reden wollen!«
    Ich kann nicht unbedingt behaupten, daß das die reine Wahrheit ist. Es ist mehr ein reumütiges Bekenntnis. Ähnlich, wie man es seiner Liebe hinterherruft, die auf einem Schiff davonsegelt.
    Trotzdem, Haru nickt: »Das geht mir genauso«, sagt sie. Sie hat immer noch denselben schlanken Hals und trägt nach wie vor schwarze Klamotten.
    »Hey, komm doch mal eben her! Schau dir das an!«
    Haru ist aufgestanden. Ihr langes Haar berührt sanft meine Hand. Tatsächlich, es kitzelt mich sanft.
    Während ich mich noch davon überzeuge, öffnet Haru plötzlich, rumms, die Tür.
    Mein Körper verweigert sich, ›Du darfst den Raum niemals verlassen, auch wenn sie dich dazu einlädt.‹
    Haru kichert und ignoriert meinen Anflug von Mißtrauen.
    »Stell dich nicht so blöd an, ich will dir doch nur was zeigen! Komm, ich zeig dir, wie ich meinen Kopf zur Tür raushalte!« Sagt’s und hält den Kopf einfach in die graue Welt. Im selben Augenblick wird ihr Haar, ohne daß auch nur das geringste Geräusch zu hören wäre, von einer wahnsinnig heftigen Böe erfaßt und beginnt sich zu verheddern. Den Blick nach oben gewandt sagt Haru:
    »Erinnerst du dich, wie wir einmal an einem stürmischen Tag zusammen in seinem Zimmer gesessen haben? Genau wie jetzt. Aber heute habe ich sogar mit geschlossenen Augen durch den Sturm hierher gefunden! Nur, um dich noch einmal zu treffen! Für unseren Lover zum Beispiel hätte ich das nicht getan. Es ist nämlich verdammt anstrengend, hierher zu gelangen!«
    »Für mich auch«, sage ich, »aber mir war, als müßte ich dich unbedingt treffen.«
    »Klar, weil ich dich gerufen habe! Ich habe nämlich die ganze Zeit hier herumgelungert, ganz in deiner Nähe!« meint Haru.
    Diese Haru ist irgendwie viel reifer als die, die ich kannte.
    »Und warum?« frage ich.
    »Weiß nicht. Vielleicht, weil die Zeit mit dir nicht einsam war. Ich war zwar auch sonst nie einsam, aber immer, wenn ich an dich denke, scheint mir die Zeit mit dir am wenigsten einsam gewesen zu sein. Ich glaube, ich hätte dich damals gerne geküßt, auch an dem Tag, als der Sturm draußen toste.«
    Haru sagt das mit ausdruckslosem Gesicht.
    »Wahnsinn!« erwidere ich. Gleichzeitig macht mich ihr Geständnis so traurig, daß ich es kaum aushalte. Als ich sehe, wie Harus Haar verspielt im Wind tanzt und völlig zerzaust wird, und das, obwohl das Grau da draußen doch bleischwer in der Luft lastet, erkenne ich auf einmal, wie weit, weit weg die Vergangenheit ist. Weiter als der Tod, ja weiter sogar als die unüberbrückbare Distanz, die zwischen zwei Menschen besteht.
    »Haru!«
    Ich rufe ihren Namen.
    Haru lacht kurz auf, richtet ihr Haar, nimmt mit einer selbstverständlichen Bewegung den Türknauf in die Hand und sagt: »Also dann!«, berührt meine Hand und verschwindet durch die Tür. Ja richtig, es gab damals wirklich nur eine einzige Situation, in der wir uns so miteinander unterhalten haben wie heute.
    Alles ist still. Nur der Knall, mit dem die Tür ins Schloß gefallen ist, hallt noch in meinen Ohren nach, und da, wo Haru mich berührt hat, bleibt meine Hand kalt.
     
    »Willkommen im Reich der Lebenden!« sagt Tanaka mit lauter Stimme.
    Ich bin noch etwas verstört, weiß aber, daß ich mich wieder in der Bar befinde.
    »Wow, das war der absolute Wahnsinn! Was ist denn das für ein Trick?« sage ich. Damit will ich die Sache einerseits runterspielen, andererseits drückt sich darin meine unverhohlene Bewunderung aus.
    »Unverschämtheit, das war echt!« Tanaka ist ein bißchen eingeschnappt.
    »Nun ja, unser Freund hier ist eben ein Baku und frißt böse Träume, das ist alles!« { * } behauptet Mizuo.
    »Ja, genau! So könnte man das wirklich sagen!« meint Tanaka.
    »Hm, sieht fast so aus. Ich bin froh, daß ich Haru noch einmal treffen konnte. Irgendwie fühle ich mich jetzt wie nach einer Entgiftungskur!« sage ich. Allmählich kehre ich in die Wirklichkeit zurück und vergewissere mich, daß Körper

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