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Double Cross. Falsches Spiel

Double Cross. Falsches Spiel

Titel: Double Cross. Falsches Spiel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Daniel Silva
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seien eine schamlose Frau.«
    »Peter«, sagte sie und stieß scherzhaft mit dem Finger gegen sein Bein.
    »Beantworten Sie jetzt meine Frage? Warum sind Sie nicht verheiratet?«
    Catherine starrte ins Feuer. »Ich war verheiratet. Mein Mann Michael wurde in der ersten Woche der Schlacht um England über dem Ärmelkanal abgeschossen. Sein Leichnam wurde nie gefunden. Ich war zu der Zeit schwanger und verlor mein Kind.
    Die Ärzte führten es auf den Schock über Michaels Tod zurück.« Catherine wandte die Augen vom Feuer ab und blickte in Jordans Gesicht. »Er war ein gutaussehender, tapferer Mann.
    Er bedeutete mir alles, und nach seinem Tod sah ich keinen Mann mehr an, bis mich auf einem Gehweg in Kensington ein alberner Amerikaner rammte, der seine Taschenlampe nicht benutzte.«
    Ein langes, etwas befangenes Schweigen trat ein. Das Feuer war fast heruntergebrannt. Catherine hörte, wie draußen heftiger Regen einsetzte und auf das Pflaster vor dem Fenster prasselte.
    Sie wäre gerne noch lange so sitzen geblieben, am Kamin, ein Glas Brandy in der Hand, neben diesem liebenswürdigen, netten Mann. Mein Gott, Catherine - was ist nur in dich gefahren? Sie versuchte einen Moment lang, ihn zu hassen, aber sie konnte nicht. Sie hoffte, daß er niemals etwas tat, das ihr gefährlich wurde - und das sie zwang, ihn zu töten.
    Sie sah umständlich auf ihre Armbanduhr. »Meine Güte«, sagte sie. »Es ist schon elf Uhr. Ich bin Ihnen lange genug zur Last gefallen. Ich sollte jetzt wirklich...«
    »Woran denken Sie gerade?« fragte Jordan, als habe er kein Wort von dem gehört, was sie gerade gesagt hatte.
    Woran sie dachte? Eine sehr gute Frage...
    »Ich verstehe, daß Sie über Ihre Arbeit nicht reden dürfen, aber ich will Ihnen trotzdem eine Frage stellen, und ich will, daß Sie mir eine ehrliche Antwort geben, Peter.«
    »Ehrenwort.«
    »Sie werden nicht fortgehen und sich umbringen lassen, oder?«
    »Nein, ich werde mich nicht umbringen lassen, ich verspreche es.«
    Sie lehnte sich hinüber und küßte ihn auf den Mund. Seine Lippen erwiderten ihren Kuß nicht.
    Sie fuhr zurück und dachte: Habe ich einen Fehler begangen?
    Ist er noch nicht soweit?
    »Tut mir leid«, sagte er. »Es ist nur schon so lange her.«
    »Das gilt auch für mich.«
    »Vielleicht sollten wir es noch einmal versuchen.«
    Sie lächelte und küßte ihn wieder. Diesmal erwiderte er ihren Kuß. Er zog sie an sich. Sie genoß das Gefühl, wie sich ihre Brüste gegen ihn drückten.
    Einen Augenblick später löste sie sich von ihm.
    »Wenn ich jetzt nicht gehe, werde ich wohl nie gehen.«
    »Ich weiß nicht, ob ich will, daß du gehst.«
    »Ich will nicht, daß du mich für eine schamlose Frau hältst.«
    »Ich halte dich für eine wundervolle Frau.«

    Sie küßte ihn wieder und sagte: »Wann sehe ich dich wieder?«
    »Darf ich dich morgen abend zum Essen ausführen, zu einem richtigen Essen? Irgendwohin, wo wir auch tanzen können?«
    »Das wäre schön.«
    »Im Savoy. Um acht.«
    »Klingt verlockend.«
    Der kalte Regen und der Anblick Robert Popes und Dickys, die in einem geparkten Lieferwagen saßen, holten Catherine in die Realität zurück. Wenigstens hatten die beiden sich nicht eingemischt. Vielleicht beließen sie es vorläufig dabei, sie aus der Entfernung zu beobachten.
    Um diese späte Stunde herrschte nur wenig Verkehr. Sie hielt in der Brompton Road ein Taxi an. Sie stieg ein und bat den Fahrer, sie zur Victoria Station zu fahren. Sie blickte nach hinten und sah, daß Pope und Dicky dem Taxi folgten.
    Bei der Victoria Station angekommen, bezahlte sie den Fahrer, ging in den Bahnhof und mischte sich unter die Fahrgäste eines Zuges, der mit Verspätung in London eingetroffen war. Sie warf einen Blick über die Schulter und sah, wie Dicky in den Bahnhof gerannt kam und den Kopf von einer Seite auf die andere drehte.
    Sie schlüpfte durch einen Nebenausgang ins Freie und verschwand in der Dunkelheit.

27
    Bayern: März 1938

    Ihr Cottage in Vogels geheimem Dorf ist leicht gebaut und zugig, das kälteste Loch, in dem sie jemals gehaust hat. Es hat zwar einen offenen Kamin, und am Nachmittag, wenn sie sich mit Chiffrier-und Funktechnik beschäftigt, kommt ein Mann von der Abwehr und legt Anzündholz und trockene Scheite für den Abend bereit. Doch jetzt ist das Feuer heruntergebrannt, und die Kälte kriecht in das Häuschen, so daß sie aufsteht und ein paar dicke Scheite in die Glut wirft. Vogel liegt schweigend neben ihr auf dem Boden. Er

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