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Double Cross. Falsches Spiel

Double Cross. Falsches Spiel

Titel: Double Cross. Falsches Spiel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Daniel Silva
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werde ich der Gestapo überzeugende Beweise dafür liefern, daß dein Vater den Führer verraten hat. Du kannst dir nicht  vorstellen, was sie mit solchen Leuten machen. Und solltest du mir Ärger machen, wenn du in England bist, bekommen dich die Briten auf einem Silbertablett serviert. Denk an den Kerl, der dir als Kind wehgetan hat, und stell dir vor, daß du ständig von einem Haufen stinkender englischer Wärter vergewaltigt wirst.
    Du wirst ihre Lieblingsgefangene, glaub mir. Ich bezweifle, daß sie sich die Mühe machen werden, dich zu hängen.«
    Sie ist sehr still geworden. Sie überlegt, wie sie ihm mit dem eisernen Schürhaken den Schädel einschlagen kann, aber Vogel hält immer noch die Pistole in der Hand. Sie begreift, daß er sie hereingelegt hat. Sie dachte, sie habe ihn getäuscht - sie dachte, sie habe alles unter Kontrolle. Dabei war er jederzeit Herr der Situation. Er hat versucht, in ihr die Bereitschaft zum Töten zu wecken. Und jetzt muß sie erkennen, daß er sehr gute Arbeit geleistet hat.
    Vogel redet wieder. »Im übrigen habe ich dich heute nacht getötet, während du dich von mir hast ficken lassen. Anna Katarina von Steiner, 27, ist vor einer Stunde in der Nähe von Berlin bei einem tragischen Verkehrunfall ums Leben gekommen. Ein Jammer. Eine so begabte Frau.«
    Vogel ist jetzt wieder vollständig angezogen und hält sich ein feuchtes Tuch an die Lippen. Es ist voller Blutflecke.
    »Du gehst nach Holland, wie geplant. Du bleibst dort sechs Monate, nimmst eine neue Identität an, dann gehst du nach England. Hier sind deine Papiere für Holland, Geld und eine Zugfahrkarte. Ich habe Leute in Amsterdam. Sie werden Kontakt zu dir aufnehmen und dir weitere Instruktionen geben.«
    Er tritt näher und bleibt dicht vor ihr stehen.
    »Anna hat ihr Leben vergeudet. Aber Catherine Blake kann Großes leisten.«
    Sie hört, wie er die Tür hinter sich schließt, hört, wie draußen vor der Hütte der Schnee unter seinen Stiefeln knirscht. Es ist jetzt sehr still, nur das Knistern des Feuers und das Rauschen

    der Tannen vor ihrem Fenster ist zu hören. Einen Moment verharrt sie reglos, dann spürt sie, wie ihr Körper zu zittern beginnt. Sie kann nicht mehr stehen. Sie fällt vor dem Kamin auf die Knie und beginnt, hemmungslos zu weinen.

Berlin: Januar 1944

    Vogel schlief auf dem Feldbett in seinem Büro, als er ein dumpfes Kratzen an der Tür hörte. Mit einem Ruck setzte er sich auf.
    »Wer ist da?«
    »Ich bins nur, Herr Kapitän.«
    »Um Himmels willen, Werner, Sie haben mich zu Tode erschreckt. Ich dachte schon, Frankenstein kommt und holt mich, bei dem Lärm, den Sie mit Ihrem Holzbein machen.«
    »Verzeihung, Herr Kapitän. Das hier ist gerade aus Hamburg gekommen.« Ulbricht reichte ihm einen Zettel. »Ein Funkspruch von Catherine Blake aus London. Ich dachte mir, daß Sie ihn sofort zu sehen wünschen.«
    Vogel las ihn schnell, und sein Herz klopfte.
    »Sie hat zu Jordan Kontakt aufgenommen. Sie will, daß Neumann so bald wie möglich mit regelmäßigen Übergaben beginnt. Mensch, Werner, sie hat es tatsächlich geschafft!«
    »Offensichtlich eine außergewöhnliche Agentin. Und eine außergewöhnliche Frau.«
    »Ja«, sagte Vogel reserviert. »Verständigen Sie bei nächster Gelegenheit Neumann in Hampton Sands. Teilen Sie ihm mit, daß er nach dem festgelegten Zeitplan mit den Übergaben beginnen soll.«
    »Ja, Herr Kapitän.«
    »Und setzen Sie sich mit Admiral Canaris' Büro in Verbindung. Ich möchte ihn gleich morgen früh über die neue Entwicklung informieren.«
    »Ja, Herr Kapitän.«
    Ulbricht ging hinaus, und Vogel blieb allein im Dunkeln zurück. Er fragte sich, wie sie das angestellt hatte. Er hoffte, sie würde eines Tages aus England herauskommen und ihm Bericht erstatten. Hör auf, dir was vorzumachen, Kurt, du alter Mann.
    Er wollte, daß sie herauskam, damit er sie wenigstens noch einmal sehen und ihr erklären konnte, warum er sie in der letzten Nacht so abscheulich behandelt hatte. Es war nur zu ihrem Besten gewesen. Damals konnte sie es nicht verstehen, aber vielleicht hatte sie es im Lauf der Jahre verstanden. Er stellte sich vor, wie sie jetzt war. Hat sie Angst? Ist sie in Gefahr? Natürlich war sie in Gefahr. Sie versuchte, mitten in London Geheimnisse der Alliierten zu stehlen. Ein falscher Schritt, und sie landete in den Fängen des MI5. Aber wenn es eine Frau gab, die es schaffen konnte, dann sie. Vogels gebrochenes Herz und gebrochener Unterkiefer bewiesen

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