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Double Cross. Falsches Spiel

Double Cross. Falsches Spiel

Titel: Double Cross. Falsches Spiel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Daniel Silva
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Unterhaltung konnte ihm gefährlich werden. Die Sprache sprechen und die Kultur verstehen waren zwei verschiedene Dinge. Er könnte eine dumme Bemerkung machen und damit ihren Argwohn erregen.
    Es war das Risiko nicht wert.
    Er verließ, die Bücher unter dem Arm, den Cavendish Square und fuhr mit der U-Bahn zur Liverpool Street, wo er den Spätnachmittagzug nach Hunstanton nahm.

31
    Berlin: Februar 1944

    »Das Ganze nennt sich Operation Mulberry«, begann Admiral Canaris. »Und bis jetzt haben wir nicht die leiseste Ahnung, worum es dabei geht.«
    Ein Lächeln zuckte um Brigadeführer Walter Schellenbergs Lippen - bei ihrem morgendlichen Ausritt im Tiergarten hatte ihm Canaris die Neuigkeit verschwiegen. Canaris warf einen flüchtigen Blick auf Schellenberg, um zu sehen, wie er reagierte, aber er empfand keine Schuldgefühle, weil er den jungen General im dunkeln gelassen hatte. Ihre Treffen zu Pferde hatten eine unausgesprochene Grundregel: Jeder erwartete vom anderen, daß er sie zu seinem eigenen Vorteil nutzte. Ob Canaris dem General etwas mitteilte oder verschwieg, machte er allein davon abhängig, was seinem Interesse förderlich war. Offene Lügen waren allerdings verpönt. Lügen riefen nach Vergeltung, und Vergeltung würde die freundliche Atmosphäre bei den Ausritten vergiften.
    »Vor ein paar Tagen hat die Luftwaffe diese Aufklärungsfotos gemacht.«
    Canaris legte zwei Vergrößerungen auf den niedrigen, reichverzierten Couchtisch, um den sie herumsaßen. »Das hier ist Selsey Bill in Südengland. Wir sind uns fast sicher, daß diese Baustellen mit dem Projekt etwas zu tun haben.« Canaris benutzte einen silbernen Füller, um die Orte auf den Fotos zu markieren. »Offensichtlich wird auf beiden Baustellen in aller Eile etwas sehr Großes gebaut. Sie verfügen über einen riesigen Vorrat an Zement und Stahlträgern. Auf diesem Foto ist ein Gerüst zu sehen.«
    »Beeindruckend, Admiral Canaris«, sagte Hitler. »Was wissen wir noch?«
    »Wir wissen, daß mehrere britische und amerikanische Spitzeningenieure an dem Projekt arbeiten. Wir wissen ferner, daß General Eisenhower damit zu tun hat. Leider fehlt uns noch ein sehr wichtiges Teil zu dem Puzzle - der Zweck der riesigen Betonkonstruktionen.« Canaris hielt für einen Moment inne.
    »Finden wir das fehlende Teil, können wir vielleicht auch das Rätsel um die Invasion der Alliierten lösen.«
    Hitler war von Canaris' Ausführungen sichtlich beeindruckt.
    »Ich habe nur noch eine Frage, Herr Admiral«, sagte Hitler.
    »Woher haben Sie Ihre Informationen?«
    Canaris zögerte. Ein Zucken ging über Himmlers Gesicht, dann sagte der Reichsführer SS: »Admiral Canaris, Sie glauben doch nicht, daß irgend etwas von dem, was hier gesprochen wird, nach draußen dringt.«
    »Natürlich nicht, Herr Reichsführer. Einer unserer Agenten in London bekommt die Informationen direkt von einem leitenden Mitarbeiter der Mulberry-Gruppe. Die Quelle weiß nicht, daß sie angezapft wird. Nach Brigadeführer Schellenbergs Informanten weiß der britische Geheimdienst zwar von unserer Operation, ist aber nicht in der Lage, sie zu stoppen.«
    »Das stimmt«, sagte Schellenberg. »Ich weiß aus zuverlässiger Quelle, daß der MI5 in heller Aufregung ist.«
    »Schön, schön. Ist das nicht erfrischend? Der SD und die Abwehr ziehen zur Abwechslung mal an einem Strang, anstatt sich gegenseitig das Leben schwer zu machen. Vielleicht ist das ein gutes Omen für die Zukunft.« Hitler wandte sich an Canaris.
    »Vielleicht kann Ihnen Brigadeführer Schellenberg helfen, das Rätsel um diese Betonkästen zu lösen.«
    Schellenberg lächelte und sagte: »Das wäre ganz in meinem Sinn.«

32
    London

    Catherine Blake saß auf einer Bank am Trafalgar Square und fütterte Tauben mit altbackenem Brot. Ein dummer Platz für einen Treff, dachte sie. Aber Vogel gefiel die Vorstellung, daß sich seine Agenten so nahe am britischen Machtzentrum trafen.
    Sie war von Süden gekommen, hatte den St. James's Park durchquert und war am Fall Mall entlanggegangen. Neumann sollte sich von Norden nähern, aus Richtung St. Martin's Place und Soho. Wie üblich war Catherine eine oder zwei Minuten zu früh. Sie wollte feststellen, ob er verfolgt wurde, bevor sie entschied, ob der Treff stattfinden sollte. Der Platz glänzte noch vom Regen am Morgen. Eine kühle Brise wehte vom Fluß
    herauf und pfiff über einen Stapel Sandsäcke hinweg. Ein Schild, das den Weg zum nächsten Luftschutzraum wies, drehte sich

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