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Double Cross. Falsches Spiel

Double Cross. Falsches Spiel

Titel: Double Cross. Falsches Spiel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Daniel Silva
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nichts dagegen haben, warte ich hier.«
    »Wie Sie wollen.«
    Am Nachmittag hörte der Regen auf. Neumann unternahm einen langen Spaziergang. Zwischendurch sprang er in einen Bus oder eine U-Bahn. Aus seiner Kindheit hatte er nur noch vage Erinnerungen an London, und er genoß den Tag in der Stadt. Es war eine kleine Abwechslung. In Hampton Sands konnte er nichts anderes tun, als am Strand zu laufen, zu lesen und Dogherty auf der Weide ein wenig zur Hand zu gehen. Mit den Nachschlüsseln in der Tasche ging er jetzt zurück über die Battersea Bridge. Er zog Catherines Tonplatte hervor, zerdrückte sie, um die Abdrücke zu zerstören, und warf die Scherben in die Themse. Sie fielen mit einem dumpfen Plumps ins Wasser und versanken in den wirbelnden braunen Fluten.
    Er streifte kreuz und quer durch Chelsea und Kensington und gelangte schließlich nach Earl's Court. Er steckte die Schlüssel in einen Umschlag und warf den Umschlag in Catherines Briefkasten. Dann ging er in ein überfülltes Café und aß an einem Fenstertisch zu Mittag. Eine Frau zwei Tische weiter machte ihm schöne Augen, aber er duckte sich hinter die Zeitung, die er mitgebracht hatte. Nur gelegentlich sah er zu ihr hinüber und schenkte ihr ein Lächeln. Die Verlockung war groß.
    Sie war durchaus attraktiv - er hätte auf angenehme Weise den Rest des Nachmittags verbringen können und wäre obendrein eine Weile von der Straße weg gewesen. Doch es war zu riskant.
    Er bezahlte seine Rechnung, winkte ihr zu und verließ das Lokal.
    Eine Viertelstunde später ging er in eine Telefonzelle, nahm den Hörer ab und wählte eine Ortsnummer. Ein Mann mit einem starken ausländischen Akzent meldete sich. Neumann fragte höflich nach einem Mr. Smythe. Der Mann am anderen Ende der Leitung wies ein wenig zu ungehalten darauf hin, daß es unter dieser Nummer keinen Mr. Smythe gebe, und knallte den Hörer auf. Neumann lächelte und hängte sanft ein. Das kurze Gespräch war ein simpler Code. Der Mann war der portugiesische Kurier, Carlos Hernandez. Wenn Neumann ihn anrief und nach jemandem verlangte, dessen Name mit einem S begann, sollte er sich zum Cavendish Square begeben und Material abholen.
    Er mußte immer noch eine Stunde totschlagen. Er schlenderte durch Kensington, ging am Hyde Park entlang und gelangte zum Marble Arch. Die Wolken wurden dichter, und es begann wieder zu regnen. Zuerst fielen nur ein paar kalte dicke Tropfen, doch bald goß es in Strömen. Er flüchtete in einen Buchladen in einem Sträßchen am Portman Square. Er sah sich ein wenig um.
    Ein dunkelhaariges Mädchen, das auf einer Leiter stand und Bücher in das oberste Regal räumte, bot ihm ihre Hilfe an. Er lehnte dankend ab. Er entschied sich für ein Buch von T. S. Eliot und einen neuen Roman von Graham Greene mit dem Titel The Ministry of Fear. Als er bezahlte, gestand ihm das Mädchen, daß sie eine Schwäche für Eliot habe, und lud ihn in ihrer Pause um vier Uhr zum Kaffee ein. Er lehnte abermals ab, sagte jedoch, daß er häufiger in der Gegend sei und bestimmt wiederkommen werde. Das Mädchen lächelte, packte die Bücher in eine braune Papiertüte und sagte, sie würde sich darüber freuen. Neumann trat ins Freie, begleitet von dem Bimmeln des Glöckchens, das über der Tür hing.
    Er gelangte zum Cavendish Square. Der kräftige Schauer ging in einen Nieselregen über. Es war zu kalt, um auf einer Bank zu warten, und so drehte er mehrere Runden, ohne dabei den Hauseingang an der Südwestecke des Platzes aus den Augen zu lassen.
    Zwanzig Minuten später erschien der dicke Mann.
    Er trug einen grauen Anzug, einen grauen Mantel und einen Bowler und benahm sich so, als sei er im Begriff, eine Bank auszurauben. Er schob seinen Schlüssel in die Tür, als betrete er feindliches Gebiet, und ging ins Haus. Kaum war die Tür wieder zu, überquerte Neumann den Platz, zog den Film aus der Jackentasche und warf ihn durch den Briefschlitz. Er hörte, wie der dicke Mann hinter der Tür stöhnte, als er sich bückte, um ihn aufzuheben. Neumann ging weiter und setzte seine Runde um den Platz fort. Wieder behielt er die Tür im Auge. Fünf Minuten später erschien der portugiesische Diplomat, hielt ein Taxi an und fuhr davon.

    Neumann blickte auf seine Armbanduhr. Sein Zug ging erst in einer guten halben Stunde. Er spielte mit dem Gedanken, in die Buchhandlung zurückzugehen. Der Gedanke an eine Tasse Kaffee und ein anregendes Gespräch mit dem Mädchen gefiel ihm. Aber selbst eine harmlose

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