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Double Cross. Falsches Spiel

Double Cross. Falsches Spiel

Titel: Double Cross. Falsches Spiel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Daniel Silva
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machte.

    Dann, als das Taxi am Grosvenor Square hielt, hatte er sie gefragt, ob sie Lust habe, in einem italienischen Restaurant in der Charlotte Street mit ihm zu Abend zu essen.
    Catherine machte jetzt kehrt und ging denselben Weg am Embankment entlang zurück. Da war Neumann. Er schritt auf sie zu, die Hände in den Taschen seiner Seemannsjacke vergraben, den Kragen wegen des Regens hochgestellt, den Schlapphut tief ins Gesicht gezogen. Er hatte das ideale Äußere für einen Agenten. Er war klein, unauffällig, und doch wirkte er irgendwie einschüchternd. In passender Kleidung konnte er sich ohne weiteres auf einer Cocktailparty in Belgravia sehen lassen.
    Doch wie er jetzt angezogen war, hätte er durch die verrufensten Straßen im Hafenviertel gehen können, und niemand hätte es gewagt, ihn zweimal anzusehen. Sie fragte sich, ob er wohl auch Schauspielunterricht genommen hatte wie sie.
    »Sie sehen so aus, als könnten Sie eine Tasse Kaffee gebrauchen«, sagte er. »Ganz in der Nähe gibt es ein gemütliches Café.«
    Neumann bot ihr den Arm an. Sie hakte sich bei ihm unter und schlenderte mit ihm am Embankment entlang. Es war sehr kalt. Sie gab ihm den Film, und er ließ ihn beiläufig wie Wechselgeld in seine Tasche fallen. Vogel hatte ihn gut geschult.
    »Ich vermute, Sie wissen, wo Sie ihn abliefern müssen?«
    fragte Catherine.
    »Am Cavendish Square. Ein Mann namens Hernandez von der portugiesischen Botschaft wird ihn um drei Uhr heute nachmittag abholen und am Abend mit der Diplomatenpost nach Lissabon schicken. Morgen früh ist er in Berlin.«
    »Sehr gut.«
    »Was ist es übrigens?«
    »Sein Notizbuch, und ein paar Fotos von seinem Arbeitszimmer. Nicht viel, aber es ist ein Anfang.«

    »Ich bin beeindruckt«, sagte Neumann. »Wie sind Sie da rangekommen?«
    »Ich habe mich von ihm zum Abendessen einladen lassen und bin anschließend mit ihm ins Bett gegangen. In der Nacht bin ich aufgestanden und habe mich in sein Arbeitszimmer geschlichen. Die Kombination stimmt übrigens. Ich habe auch einen Blick in den Safe geworfen.«
    Neumann schüttelte den Kopf. »Das war verdammt riskant.
    Wenn er aufgewacht wäre und Sie gesucht hätte, hätte es Ärger gegeben.«
    »Ich weiß. Deshalb brauche ich das.« Sie faßte in die Handtasche und gab ihm die Tonplatte mit den Schlüsselabdrücken. »Lassen Sie irgendwo Nachschlüssel machen und liefern Sie sie heute in meiner Wohnung ab.«
    Neumann steckte die Platte ein.
    »Wird gemacht. Sonst noch etwas?«
    »Ja, von jetzt an keine Unterhaltungen mehr wie diese. Wir treffen uns, und ich gebe Ihnen den Film. Sie gehen weiter und liefern ihn bei dem Portugiesen ab. Wenn Sie eine Nachricht für mich haben, schreiben Sie sie auf und geben sie mir.
    Verstanden?«
    »Verstanden.«
    Sie blieben stehen. »Sie haben einen arbeitsreichen Tag vor sich, Mr. Porter.« Sie küßte ihn auf die Wange, dann flüsterte sie ihm ins Ohr:
    »Ich habe für die Sachen mein Leben riskiert. Vermasseln Sie nichts.«
    Sie drehte sich um und ging davon.
    Horst Neumanns erste Aufgabe an diesem Morgen war, jemanden zu finden, der Peter Jordans Schlüssel nachmachte.
    Kein seriöses Geschäft im West End würde nach Abdrücken Nachschlüssel anfertigen. Im Gegenteil, wahrscheinlich würde man sofort die Polizei verständigen und ihn verhaften lassen. Er mußte eine Gegend aufsuchen, wo es Ladenbesitzer gab, die bereit waren, einen solchen Auftrag gegen anständige Bezahlung zu übernehmen. Er ging an der Themse entlang, überquerte die Battersea Bridge und wandte sich nach Süden.
    Neumann hatte bald gefunden, was er suchte. Die Schaufenster des Ladens waren bei der Detonation einer Bombe geborsten. Jetzt waren sie mit Sperrholzplatten zugenagelt.
    Neumann trat ein. Der Verkaufsraum war leer, nur ein alter Mann in einem dicken blauen Köperhemd und mit einer schmutzigen Schürze lehnte hinter dem Ladentisch.
    »Sie machen Schlüssel, Chef?«
    Der Mann deutete mit dem Kopf zur Schleifmaschine.
    Neumann zog den Ton aus der Tasche. »Wissen Sie, wie man damit Schlüssel macht?«
    »Ja, aber das wird Sie was kosten.«
    »Was halten Sie von zehn Schilling?«
    Der Mann lächelte - er hatte nur noch die Hälfte seiner Zähne.
    »Klingt wie Musik in meinen Ohren.« Er nahm den Ton.
    »Morgen mittag sind sie fertig.«
    »Ich brauche sie sofort.«
    Der Mann zeigte wieder sein häßliches Lächeln. »Na gut, dann müssen Sie aber noch zehn drauflegen.«
    Neumann legte das Geld auf den Tisch. »Wenn Sie

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