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Double Cross. Falsches Spiel

Double Cross. Falsches Spiel

Titel: Double Cross. Falsches Spiel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Daniel Silva
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alles zu fotografieren würde Stunden dauern. Sie beschloß, damit zu warten. Sie richtete die Kamera ins Innere des Safes und machte ein Foto.
    Fünf Minuten... Höchste Zeit, alles wieder an seinen ursprünglichen Platz zu legen. Arbeite sorgfältig, aber schnell.
    Sie schloß die Safetür, legte den Riegel wieder um und verdrehte das Zahlenschloß. Vorsichtig schob sie die Tonplatte in die Tasche, damit die Abdrücke keinen Schaden nahmen, dann die Kamera und die Mauser. Sie legte Jordans Notizbuch wieder an seinen Platz in der Aktentasche und schloß sie ab. Dann löschte sie das Licht und ging hinaus. Sie zog die Tür zu und schloß ab.
    Sechs Minuten - zu lang. Sie trug alles in den Flur zurück und legte den Schlüsselbund, die Aktentasche und ihre Handtasche auf den Tisch. Geschafft! Sie brauchte eine Entschuldigung: Sie hatte Durst bekommen. Und das stimmte. Sie hatte von der Nervenanspannung einen ganz trockenen Mund. Sie ging in die Küche, nahm ein Glas aus dem Schrank und füllte es mit kaltem Wasser. Sie trank das Glas auf einen Zug leer, füllte es wieder und trug es hinauf ins Schlafzimmer.
    Catherine empfand tiefe Erleichterung und gleichzeitig ein herrliches Gefühl der Macht und des Triumphs. Endlich, nach monatelanger Ausbildung und jahrelangem Warten, hatte sie wirklich etwas getan. Sie erkannte, daß ihr das Spionieren Spaß machte, daß die sorgfaltige Planung und Durchführung einer Operation sie befriedigte. Sie hatte eine kindliche Freude daran, ein Geheimnis zu lüften, etwas herauszufinden, das ein anderer vor ihr verbergen wollte. Vogel hatte natürlich die ganze Zeit recht gehabt. Sie war für diese Arbeit wie geschaffen, in jeder Hinsicht.
    Sie öffnete die Schlafzimmertür und trat ein.
    Jordan saß im Mondschein aufrecht im Bett.
    »Wo bist du denn gewesen? Ich habe mir schon Sorgen gemacht.«
    »Ich war am Verdursten.« Sie konnte kaum glauben, daß diese ruhige, gefaßte Stimme ihr gehörte.
    »Hoffentlich hast du mir auch einen Schluck mitgebracht«, sagte er.
    Gott sei Dank. Sie konnte aufatmen.
    »Natürlich.«
    Sie reichte ihm das Glas Wasser, und er trank.
    »Wie spät ist es?« fragte sie.
    »Fünf. In einer Stunde muß ich aufstehen. Ich habe um acht einen Termin.«
    Sie küßte ihn. »Dann bleibt uns ja noch eine Stunde.«
    »Catherine, ich kann unmöglich...«
    »Oh, ich wette, daß du kannst.«
    Sie ließ den seidenen Morgenmantel von den Schultern fallen und zog sein Gesicht an ihre Brüste.

    Ein leichter, kalter Regen ging auf die Themse nieder, als Cathe rine Blake am Vormittag am Chelsea Embankment entlangschlenderte. Bevor sie nach England kam, hatte ihr Vogel eine Liste mit zwanzig verschiedenen Treffs gegeben.
    Jeder sollte an einem anderen Ort und zu einer anderen Zeit stattfinden. Er hatte sie gezwungen, sich die Liste einzuprägen, und vermutlich hatte er dasselbe mit Horst Neumann getan, bevor er ihn nach England schickte. Laut Vereinbarung hatte allein Catherine darüber zu entscheiden, ob ein Treff stattfand.
    Wenn sie etwas bemerkte, das ihr nicht gefiel - ein verdächtiges Gesicht oder Männer in einem parkenden Auto -, konnte sie ihn abblasen, und dann würden sie es am nächsten Treffpunkt, der auf der Liste stand, noch einmal probieren.
    Catherine entdeckte nichts Ungewöhnliches. Sie sah auf ihre Armbanduhr - noch zwei Minuten. Sie ging weiter und mußte unwillkürlich an letzte Nacht denken. Sie fragte sich, ob sie nicht zu weit gegangen war, ob sie nicht überstürzt gehandelt hatte. Hoffentlich war Jordan nicht darüber schockiert, was sie im Bett mit ihm gemacht oder worum sie ihn gebeten hatte. Eine Engländerin aus der Mittelschicht hätte sich wohl anders verhalten. Für solche Überlegungen ist es jetzt zu spät, Catherine.
    Den Morge n hatte sie wie im Traum erlebt. Es war, als habe sie sich auf wundersame Weise in eine andere Frau verwandelt und sei in eine andere Welt eingetaucht. Sie zog sich an und kochte Kaffee, während Jordan sich rasierte und duschte. Das häusliche Idyll befremdete sie. Angst überkam sie, als er das Arbeitszimmer aufschloß und hineinging. Habe ich alles wieder an seinen Platz gelegt? Merkt er, daß ich letzte Nacht drin war?
    Sie nahmen zusammen ein Taxi. Auf der kurzen Fahrt zum Grosvenor Square schoß ihr ein anderer Gedanke durch den Kopf: Was, wenn er mich nicht wiedersehen will? Diese Möglichkeit hatte sie noch gar nicht in Betracht gezogen. Alles wäre umsonst gewesen, wenn er sich nichts aus ihr

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