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Double Cross. Falsches Spiel

Double Cross. Falsches Spiel

Titel: Double Cross. Falsches Spiel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Daniel Silva
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Köchin im Londoner Haus ihres Vaters gearbeitet. Catherine konnte sich kaum an sie erinnern. Sie wußte nur noch, daß sie ziemlich schlecht gekocht und das Fleisch immer übergar serviert hatte. Catherine hatte nur sehr wenig Kontakt zu ihr gehabt. Erstaunlich, daß die Frau sie erkannt hatte.
    Sie hatte jetzt zwei Möglichkeiten. Sie konnte den Vorfall ignorieren und so tun, als sei nichts geschehen, oder der Sache nachgehen und feststellen, wie groß der angerichtete Schaden war.
    Catherine entschied sich für die zweite Möglichkeit.
    Sie bezahlte den Fahrer am Marble Arch und stieg aus. Es wurde bereits dunkel. Am Marble Arch liefen zahlreiche Buslinien zusammen, darunter auch die, mit der sie vorhin gefahren war. Wenn sie Glück hatte, mußte Rose Morely hier umsteigen. Der Bus, in dem sie saß, fuhr weiter die Park Lane hinunter zum Hyde Park Corner. Wenn Rose im Bus blieb, mußte Catherine einzusteigen versuchen, ohne daß sie es merkte.
    Der Bus rollte heran. Rose Morely saß noch auf demselben Platz. Als der Fahrer bremste, stand sie auf. Catherine hatte richtig vermutet. Der Bus hielt, und Rose kletterte aus der hinteren Tür.
    Catherine trat auf sie zu und sagte: »Sie sind Rose Morely, nicht wahr?«
    »Ja, und Sie sind Anna. Ich wußte, daß Sie es sind. Sie mußten es sein. Sie haben sich seit damals kein bißchen verändert.«
    Hier, unter den vielen Leuten, ihren richtigen Namen zu hören, ließ sie erschaudern. Sie faßte Rose Morely am Arm und führte sie in Richtung Hyde Park.
    »Gehen wir ein Stück«, sagte Catherine. »Es ist so lange her, Rose.«
    Noch am selben Abend tippte Catherine ihren Bericht an Vogel. Sie verbrannte das Farbband im Waschbecken im Badezimmer. Sie schaute auf und sah sich im Spiegel. Sie wandte sich ab. Das Waschbecken war schwarz von der Tinte und der Asche. Auch ihre Finger waren schwarz, ihre Hände.
    Catherine Blake - Spionin.
    Sie griff nach der Seife und begann, sich die Hände zu waschen.
    Die Entscheidung war ihr nicht schwergefallen. Es war schlimmer gewesen, als sie es sich vorgestellt hatte. Ich bin vor dem Krieg nach England ausgewandert, hatte sie erklärt, als sie bei zunehmender Dunkelheit den Weg entlanggingen. Ich konnte es nicht ertragen, noch länger unter Hitler zu leben. Es war wirklich schrecklich, besonders das, was er den Juden antat.
    Catherine Blake - Lügnerin.
    Die haben Ihnen bestimmt schwer zugesetzt.
    Wen meinen Sie?
    Die Behörden, die Polizei. Sie flüsterte: Den militärischen  Geheimdienst.
    Nein, nein, das war halb so wild.
    Ich arbeite jetzt für einen gewissen Commander Higgins. Ich versorge seine Kinder. Seine Frau ist bei einem Luftangriff ums Leben gekommen, die Arme. Commander Higgins ist beim Marineministerium. Er sagt, daß jeder, der vor dem Krieg ins Land kam, vermutlich ein deutscher Spion war.
    Ach, wirklich?
    Bestimmt wird es Commander Higgins interessieren, daß man Sie nicht schikaniert hat.
    Es ist doch nicht nötig, daß Sie Commander Higgins davon erzählen, nicht wahr, Rose?
    Aber sie ließ es sich nicht ausreden. Die britische Öffentlichkeit war sich der Gefahr, die von Spionen drohte, sehr wohl bewußt. Das Thema war allgegenwärtig: in der Presse, im Rundfunk, im Kino. Rose war nicht dumm. Sie würde es Commander Higgins erzählen, Commander Higgins würde den MI5 anrufen, und der MI5 würde ganz London nach ihr absuchen. Ihre sorgfältige Tarnung würde auffliegen, nur weil sie zufällig einer Frau über den Weg gelaufen war, die zu viele Spionageromane las.
    Der Hyde Park bei Verdunkelung. Es hätte auch der Sherwood Forest sein können, wäre da nicht das ferne Rauschen des Verkehrs auf der Bayswater Road gewesen. Sie hatten ihre Taschenlampen angeschaltet - zwei schwache gelbe Lichtbündel. Rose trug in der anderen Hand ihre Einkäufe. Mein Gott, wie soll man mit hundert Gramm Fleisch in der Woche drei Kinder ernähren? Ich fürchte, sie werden  Wachstumsstörungen bekommen. Vor ihnen tauchte eine Baumgruppe auf, die sich wie ein unförmiger schwarzer Klecks von dem noch schwach erleuchteten westlichen Himmel abhob.
    Ich muß jetzt gehen, Anna. Es war schön, Sie zu sehen. Sie gingen noch ein Stück weiter.

    Tu es hier, unter den Bäumen. Niemand wird etwas bemerken. Die Polizei wird vermuten, daß es irgendein Krimineller oder Flüchtling war. Jeder weiß, daß die Zahl solcher Überfälle im West End seit Beginn des Kriegs alarmierend gestiegen ist. Nimm ihr die Lebensmittel und das Geld ab - es wird

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