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Double Cross. Falsches Spiel

Double Cross. Falsches Spiel

Titel: Double Cross. Falsches Spiel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Daniel Silva
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seinem Gesicht wich.
    In den folgenden anderthalb Stunden war Sir Basil unauffindbar. Es war noch früh, und er war noch nicht im Büro erschienen. Vicary rief bei ihm zu Hause am Cadogan Square an, doch ein unwirscher Butler sagte, daß Sir Basil bereits fortgegangen sei. Seine Sekretärin hielt sich sehr bedeckt und gab lediglich preis, daß sie ihn in Bälde erwarte. Wenn man den Gerüchten im Haus glauben durfte, fühlte sich Boothby von seinen Feinden verfolgt und gab daher grundsätzlich nur vage Auskünfte über seinen Verbleib. Dann, kurz nach neun Uhr, traf er endlich im Büro ein. Er machte einen ungemein selbstzufriedenen Eindruck. Vicary, der seit fast zwei Tagen nicht geduscht, nicht geschlafen und die Kleidung nicht gewechselt hatte, folgte ihm nach drinnen und teilte ihm die Neuigkeit mit.
    Boothby trat an seinen Schreibtisch und nahm den Hörer seines Sicherheitstelefons ab. Er wählte eine Nummer und wartete. »Hallo, General Betts? Hier spricht Boothby vom MI5. Ich brauche Auskünfte über einen amerikanischen Marineoffizier namens Peter Jordan.«
    Pause. Boothby trommelte mit den Fingern auf dem Schreibtisch, und Vicary zog mit seiner abgewetzten Schuhspitze das Muster auf Boothbys Perserteppich nach.
    Boothby sagte: »Ja, ich bin noch dran... Er ist was? Um Himmels willen! Suchen Sie Eisenhower. Ich muß ihn sofort sprechen. Das Büro des Premierministers verständige ich selbst.
    Ich fürchte, wir haben ein ziemlich ernstes Problem.«
    Boothby legte den Hörer auf und sah Vicary an. Sein Gesicht war aschfahl.
    Kalter Nebel hing wie Pulverdampf über Hampstead Heath.
    Catherine Blake saß auf einer Bank unter Buchen und rauchte eine Zigarette. Sie hatte mehrere hundert Meter freie Sicht nach allen Seiten. Sie war überzeugt, daß sie allein war. Neumann tauchte aus dem Nebel auf, die Hände tief in den Jackentaschen vergraben. Er ging wie ein Mann, der kein bestimmtes Ziel hatte. Als er nur noch wenige Schritte entfernt war, sagte Catherine: »Ich möchte mit Ihnen reden. Schon in Ordnung, wir sind allein.« Er setzte sich neben sie auf die Bank. Sie gab ihm eine Zigarette, die er an ihrer anzündete.
    Sie reichte ihm einen Umschlag, der die beiden Filmrollen enthielt. »Ich bin fest davon überzeugt, daß es das ist, wonach wir gesucht haben«, sagte sie. »Er hat es letzte Nacht mit nach Hause gebracht - ein Dokument mit Einzelheiten über seine Arbeit. Ich habe es komplett fotografiert.«
    Neumann steckte den Umschlag ein. »Gratuliere, Catherine.
    Ich sorge dafür, daß es sicher in die Hände unseres Freundes von der portugiesischen Botschaft gelangt.«
    »Auf dem einen Film ist noch etwas anderes drauf«, sagte sie.
    »Ich habe Vo gel gebeten, uns rauszuholen. In letzter Zeit ist einiges schiefgelaufen. Ich glaube, daß meine Tarnung bald auffliegt.«
    »Wollen Sie mit mir darüber reden?«
    »Je weniger Sie wissen, desto besser, glauben Sie mir.«
    »Sie sind der Profi. Ich bin nur der Laufbursche.«
    »Halten Sie sich bereit, damit wir jederzeit verschwinden können.«
    Sie stand auf und ging weg.
    »Treten Sie ein, und nehmen Sie Platz, Alfred«, sagte Boothby. »Ich fürchte, wir sitzen ganz schön in der Tinte.« Er deutete auf einen der Stühle vor seinem Schreibtisch. Er war gerade zur Tür hereingekommen, und sein Kaschmirmantel hing wie ein Cape über seinen Schultern. Er streifte ihn ab und gab ihn seiner Sekretärin, die ihn wie ein Apportierhund ansah und auf seine nächsten Befehle wartete. »Kaffee, bitte. Und keine Störungen. Danke.«
    Vicary sank auf den Stuhl. Er war verärgert. Sir Basil war drei Stunden fort gewesen. Vicary hatte nur noch gesehen, wie er zur Tür hinausgerannt war und dabei etwas von ›Mulberries‹ gemurmelt hatte. Der Deckname sagte Vicary nichts. Er war die ganze Zeit in seinem Büro auf und ab getigert und hatte sich gefragt, wie groß der Schaden wirklich sein mochte. Und noch etwas anderes hatte ihn beschäftigt. Von Anfang an hatte er den Fall bearbeitet, und doch war es Boothby, der Eisenhower und Churchill Bericht erstattete.
    Die Sekretärin kam herein, in der Hand ein Tablett mit einer silbernen Kaffeekanne und zierlichen Porzellantassen darauf.
    Sie stellte es vorsichtig auf Boothbys Schreibtisch und entfernte sich. Boothby schenkte ein. »Milch, Alfred? Echte.«
    »Ja, danke.«
    »Was ich Ihnen jetzt mitteile, unterliegt höchster Geheimhaltung«, begann Boothby. »Nur sehr wenige Leute wissen davon - eine Handvoll Invasionsplaner der

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